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Eine Frau in Cherson geht an einem Plakat vorbei, auf dem „Russland ist für immer hier“ steht.

© Foto: Imago/Itar-Tass/Sergei Bobylev

Russische Soldaten erschießen Dirigenten: Jurij Kerpatenko soll Propagandakonzert in Cherson verweigert haben

Ein ukrainischer Dirigent wollte nicht an einem Konzert zur „Wiederherstellung eines friedlichen Lebens“ teilnehmen. Nun ist er tot.

Ein Dirigent der Philharmonie von Cherson ist nach ukrainischen Angaben in seinem Haus von russischen Soldaten erschossen worden, weil er die Kooperation verweigerte.

Jurij Kerpatenko sei „brutal“ ermordet worden, weil er sich geweigert habe, „mit den Besatzern zusammenzuarbeiten“, teilte das ukrainische Kulturministerium am Samstag mit. Die südukrainische Stadt Cherson ist seit Kriegsbeginn von russischen Truppen besetzt.

„Medienberichten zufolge planten die Besatzer und ihre Kollaborateure beim Philharmonie-Orchester anlässlich des Weltmusiktags am 1. Oktober ein festliches Konzert in Cherson“, teilte das Ministerium weiter mit.

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Dirigent habe sich „kategorisch geweigert“

Die russischen Vertreter hätten mit dem Konzert „die angebliche ‘Wiederherstellung eines friedlichen Lebens’ in Cherson“ demonstrieren wollen, hieß es weiter.

Kerpatenko habe sich jedoch „kategorisch geweigert“, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Der Dirigent habe aus seiner Einstellung keinen Hehl gemacht und sich geweigert, die besetzte Stadt zu verlassen.

Kerpatenko arbeitete seit dem Jahr 2000 an der Regionalen Philharmonie Cherson, 2004 wurde er Chefdirigent. Die Journalistin Elena Vanina schrieb zuerst schon vor drei Tagen auf ihrer Facebook-Seite über den Mord an Kerpatenko. „Er weigerte sich, mit den Besatzern zusammenzuarbeiten. Er verbarg seine Position gegen sie nicht und die Russen versprachen ihm, „noch zu ihm zu kommen“. Dann kamen sie zu seinem Haus und erschossen den Familienvater auf der Stelle.

Im Jahr 2021 wandte sich Kerpatenko auf seiner Facebook-Seite an seine russischen Freunde: „Euer Präsident hat einen Teil unseres Landes unter dem Vorwand besetzt, dass er russischsprachige Ukrainer rettet. Er will in Ihren Augen großartig erscheinen, aber ich, ein russischsprachiger Chersonianer, muss darunter leiden. Sie brauchen mich nicht vor mir selbst zu retten, indem Sie mich bedrohen. Kommen Sie nicht nach Cherson und bauen hier „Noworossija“ auf.“ Er wiederholte den Post im Mai 2022, bereits unter Besatzung. Ein mutiger Akt, denn diejenigen, die in Cherson geblieben sind, dürfen aus Sicherheitsgründen nichts schreiben oder öffentlich erklären. (mit AFP)

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