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Lizzo bei einem Konzert in L.A.

© dpa/Chris Pizzello

Vorwürfe gegen Sängerin Lizzo: Wenn Hits ungenießbar werden

Seit drei Tänzerinnen gegen US-Star Lizzo klagen, ist es schwer geworden, die Musik der Sängerin unbeschwert zu hören. Ein herber Verlust.

Eine Kolumne von Nadine Lange

Als Radio eins kürzlich über die Klage von drei Tänzerinnen gegen Lizzo berichtete, spielte der Sender anschließend einen Hit der US-Sängerin. Sinngemäß sagte die Moderatorin, dass die Musik einfach weiterhin sehr gut sei – passend zum Song „Good As Hell“. Das stimmt natürlich, aber ich konnte mich trotzdem zum ersten Mal nicht richtig an dem mitreißenden Sound und den Refrainzeilen erfreuen, die ich auswendig kenne.

Ich musste daran denken, dass sich die ehemaligen Tänzerinnen unwohl bei der Arbeit mit Lizzo gefühlt haben. Einmal soll sich der Star vor einer von ihnen bedrohlich aufgebaut und mit den Fingerknöcheln geknackt haben, andere im Raum mussten die Musikerin offenbar davon abhalten, auf die Tänzerin loszugehen.

Über diesen und andere Vorwürfe, die auch Abwertung aufgrund des Gewichts umfassen, wird ein Gericht in Los Angeles urteilen. Für mich ist aber schon jetzt klar, dass ich erstmal eine Lizzo-Pause einlegen werde. Denn ihre Popstar-Persona als Botschafterin der Selbstliebe und ihre Lieder voller schwesterlichem Empowerment wirken vor dem Hintergrund der internen Schilderungen fast schon zynisch auf mich.

Im Titelsong ihres Albums „Special“ singt Lizzo: „In case nobody told you today/ You’re special / In case nobody made you believe/ You’re special/ Well, I will always love you the same“ – scheint nicht für die klagenden Arianna Davis, Crystal Williams und Noelle Rodriguez gegolten zu haben.

Das Berliner Lizzo-Konzert Ende Februar war eine wunderbare bunte Party, die nicht nur mich glücklich gemacht hat. Jetzt denke ich: Mist, das Tanzensemble, das so dynamisch um die Sängerin herumgewirbelt war, hatte vielleicht keine so gute Zeit, wie es den Anschein hatte. Das trübt die schöne Erinnerung ein.

Dass Lizzo als Arbeitgeberin eventuell weit weniger positiv agiert als ihr Werk suggeriert, hätte ich mir niemals vorstellen können. Deshalb bin ich ernsthaft enttäuscht, anders als im Fall Lindemann – da fand ich die Musik bereits problematisch und hätte sie mir privat nie angehört. Lizzos Lieder hingegen bedeuten mir etwas.

Dass ich sie nicht mehr hören mag, liegt auch daran, dass die Musikerin die Vorwürfe in einem Statement relativ brüsk von sich gewiesen hat. Dabei wären Einfühlsamkeit und Einsicht gefragt – hoffentlich besinnt sie sich bald darauf.

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