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Schulbeginn in Spanien

© dpa

Jugendbuch von Katharina von der Gathen: Was Kinder über ihren Körper wissen sollten

Die Pubertät ist für Kinder eine aufregende Zeit. Das Buch „AnyBody“ erklärt die Veränderungen und wirbt für „Body Positivity“.

Das Zuhause ist eine Konstante im Leben vieler Menschen. Doch während sich der Wohnsitz ändern lässt, können wir unserem Körper nicht entkommen. Aber auch dieses Körper-Zuhause ändert sich mit der Zeit: es wächst, lässt Haare sprießen, wird erwachsen und altert. Für Kinder und Jugendliche ist die Pubertät eine aufregende Metamorphose, die viele Fragen aufwirft. Antworten darauf geben die Sexualpädagogin Katharina von der Gathen und die Illustratorin Anke Kuhl in ihrem Buch „AnyBody“. Von A wie alt sein über G wie Geschlecht oder T wie Trans Kinder bis Z wie Zuhause klären sie in kurzen Abschnitten kindgerecht auf.

Schönheitsideale schüchtern ein

Da geht es etwa um Menschen, die nicht behindert sind, sondern von ihrer Umwelt durch Barrieren und Hürden behindert werden. Oder um wechselnde Schönheitsideale, die dazu geführt haben, dass sich auch Körper mit der Zeit verändert haben.. Die Autorin und die Zeichnerin, die schon bei den Bänden „Klär mich auf“ und „Das Liebesleben der Tiere“ zusammengearbeitet haben, werben für Akzeptanz und Vielfalt. Die Illustrationen zeigen eine Realität mit höchst unterschiedlichen Körpern, Falten, Haaren und Dellen. Schön sind eigentlich alle, so lautet die Botschaft, die mit Ironie und Witz daherkommt. Das beginnt schon beim Buchumschlag, auf dem eine Menschenmenge auf der Straße zu sehen ist. Wenn man ihn entfernt – das Buch also „nackig macht“ – steht die gleiche Gruppe plötzlich ohne Kleidung da. Enthüllungs-Pädagogik im besten Sinne.

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So treffsicher sind von der Gathen und Kuhl allerdings nicht immer. Wenn im Kapitel „Dick und Dünn“ der Text hervorhebt, dass alle Formen okay sind, reproduziert die Illustration dazu das Stereotyp von einem dicken Körper in Verbindung mit zu wenig Bewegung. Daneben ist ein dünner Mann beim Joggen abgebildet. Auf einem Wimmelbild sind heimliche Gedanken über die Körper anderer Menschen zu lesen. Einer davon lautet: „Dem dicken Kind würde ich kein Eis kaufen.“ Dem gegenübergestellt ist wieder ein Sixpack, der „beneidenswerte Body“. Müssen Jugendliche, die darunter leiden, dass sie sich zu dick fühlen, wirklich neidisch sein auf die Erfüllung einer ästhetischen Norm? Wo endet die Fitness und beginnt der Schlankheitswahn?

Körper sind politisch

Auch etwas unglücklich: Bei der Wunschfee äußern die einzigen Schwarzen Frauen auf der Seite das Bedürfnis, hellere Haut und glatte Haare zu haben. Dass diese Ideale durch koloniale Machtstrukturen und Rassismus geprägt sind, scheint im Text nur vage durch. Wie wir Körper abbilden und über sie sprechen, ist unweigerlich immer auch politisch. „Es ist überhaupt nicht egal, in was für einem Körper man steckt“, heißt es dazu im Text. „Es macht einen riesengroßen Unterschied, ob und was man im Leben machen kann.“

[Katharina von der Gathen: AnyBody. Das große ABC von unserem Körper-Zuhause. Illustrationen: Anke Kuhl. Klett Kinderbuch, Leipzig 2021. 96 Seiten, 16 €. Ab acht Jahre]

Das ist trefflich formuliert, und meist vermittelt „AnyBody“ Kindern und Jugendlichen auch mit dem nötigen Fingerspitzengefühl, wie man angemessen über Körper sprechen kann. Der Band ist eine gute Einstimmung auf die Pubertät und die damit einhergehenden Veränderungen, auch wenn er kein (Sexual-)Aufklärungsbuch sein will. Abgesehen von den kleinen Schnitzern reihen sich von der Gathen und Kuhl in die aktuelle Bewegung ein, die fordert, jeden Körper zu akzeptieren und zu zelebrieren. „Body Neutrality“ und „Body Positivity“ lauten die Stichworte dazu. „AnyBody“ kann Kindern helfen, sicher durch eine Zeit der Metamorphosen zu manövrieren.

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