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Spiele sind ein wichtiger Wirtschaftssektor, in dem Werbung eine große Rolle spielt.

© dpa/Oliver Berg

Werberat prangert Sexismus und Gewalt an: Die Rügen gegen Games-Firmen waren überfällig

Erstmals rügt der Werberat zwei Spieleentwickler wegen sexistischer und gewaltverherrlichender Reklame. Das ist gut. Doch warum passiert das erst jetzt?

Ein Kommentar von Kurt Sagatz

Wie der Text zum Bild passt, wird wohl das Geheimnis der Games-Firma bleiben: „Es ist nicht einfach, ein Held zu sein. Versuche es selbst“, wird der potenzielle Spieler des Online-Rollenspiels „Hero Wars“ in dem Werbemotiv aufgefordert. Im Bild wird eine Frau mit prallem Busen und knappen Rock gezeigt, die an Hals, Händen, Hüfte und Beinen an zwei Türmen angekettet ist und entsprechend ängstlich auf die Monster und Schwertkämpfer blickt.

Der Deutsche Werberat als Selbstkontrollgremium der Werbewirtschaft hat diese gewaltverherrlichende Dominanzdarstellung sowie eine ähnlich abstoßende In-App-Werbung eines chinesischen Spieleentwicklers – in der einer Frau in den Bauch getreten wird – öffentlich gerügt.

Die Rügen sind ebenso nachvollziehbar wie berechtigt. Verwunderlich ist allerdings, dass es sich um die ersten Rügen des Werberates handelt, die gegen Games-Entwickler ausgesprochen werden.

Seitdem in den 1980er Jahren der Siegeszug der Computer- und Videospiele begann – deren wirtschaftliche Bedeutung seit vielen Jahren weit über die Filmbranche hinausgeht – befördern viele Games ein Weltbild, in dem Gewalt eine Lösung und Frauen Objekte sexueller Begierden sind.

Beanstandungen gab es schon zuvor

Tatsächlich ist der Eindruck falsch, dass die deutsche Werbewirtschaft dies erst jetzt, im Jahre 2023, erstmals wahrnimmt und darauf reagiert. Auch zuvor schon hat es Beanstandungen gegeben, die allerdings nicht zu Rügen führten, weil die Beschwerden zurückgezogen wurden.

Entscheidender aber ist, dass der Werberat sich ausschließlich mit dem Inhalt der Werbung beschäftigt, nicht mit den Inhalten der Spiele selbst. Das ist Aufgabe der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle USK. Sie wacht als Selbstkontrolleinrichtung der Games-Wirtschaft über die altersgerechte Deklarierung der Spiele. Und darüber, dass für nicht jugendfreie Spiele mit hohem Gewaltanteil erst gar keine öffentliche Werbung gemacht werden darf.

Apropos Wächterfunktion: Die Rügen des Werberats haben zwar keine unmittelbaren Konsequenzen für die Werbetreibenden. Aber die Erfahrung des Werberates hat gezeigt, dass Unternehmen auf diese Weise kein zweites Mal auffallen wollen.

Überhaupt wird kaum noch mit plumpem Sexismus oder stumpfer Gewaltverherrlichung geworben, jedenfalls nicht von den Profis in den Werbeagenturen. Wie auch bei den beiden gerügten Games-Firmen passiert dies zumeist nur noch den Amateuren, die alles selbst machen wollen.

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