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„Ein Herz und eine Seele“. Alfred Tetzlaff (Heinz Schubert, vorne) beleidigte nicht nur seine Familie, wann immer er konnte.

© imago images/Mary Evans/imago images/Mary Evans

Hier wird übel diskriminiert : Zehn Sendungen, die Warnhinweise verdienen

Ob „Der Kommissar“, „Die Schwarzwaldklinik“ oder „Baywatch“- diese Serien können nicht einfach so aufs Fernsehvolk losgelassen werden

Wir nehmen die Warntafeln (vulgo: Hinweise) des WDR zu den „Otto-Shows“ sehr ernst. Zugleich fordern wir die Sender auf, ihr „Best-of“ in Programmen und Mediatheken zu überprüfen. In der folgenden Liste werden zehn Sendungen genannt, die dringend, aber mit diesem Hinweis vorm Wiedersehen online gestellt werden sollten. „Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden.“

Kriminalsekretärin Rehbein

1. „Der Kommissar“, im ZDF von 1969 bis 1976. Zum Figurenbesatz gehört auch Kriminalsekretärin Rehbein, gespielt von Helma Seitz. „Rehbein“ wurde nur „Rehbein“ gerufen. Die Kommissare ermittelten, Rehbein durfte nur Kaffee kochen. Macho-Fernsehen der üblen Sorte.

2. „Daktari“, im ZDF von 1969 bis 1970. Unter den Hauptakteuren war auch Clarence, ein ausgewachsener Löwe. Clarence wurde auf Verniedlichungs-Niveau heruntergedimmt, denn Clarence schielte bei jedem seiner Auftritte. Ein Löwenkönig, der schielt, das ist die schlimmste Beleidigung, die jemals einem Tier angetan wurde.

3. „Rote Rosen“, läuft unverdrossen im ARD-Nachmittagsprogramm. Eigentlich tut dieser Serien-Nichtsnutz keiner Fliege etwas zuleide. Der unverzeihliche Fehler liegt anderswo: „Rote Rosen“ können niemals Teil der Fernsehgeschichte sein, da verbietet sich jede Wiederholung.

4. „Baywatch“, in der ARD von 1990 an. Spärlich bekleidete, dafür umso perfektere Körper agierten als Rettungsschwimmer in Malibu. David Hasselhoff und andere kernige Bademeister, Pamela Anderson und andere bildschöne Rettungsnixen trieben und treiben zahllose und nicht nur übergewichtige Zuschauerinnen und Zuschauer ins Body-Shaming,

5. „Die Schwarzwaldklinik“, im ZDF von 1989 bis 1989. Entschuldigung, aber kann fiktionales Fernsehen unrealistischer sein? In dieser Klinik hat jeder Arzt. jede Ärztin unendlich viel Zeit für Patientinnen und Patienten. Keine Sorge ist banal genug, als dass sie nicht erfolgreich behandelt werden konnte. Und wenn gar nichts mehr half, biegt Professor Brinkmann alias Klausjürgen Wussow um die Ecke und heilt Körper, Seele und Geist per Handauflegen. Es kommt zu Risiken und Nebenwirkungen: Kein Arzt, keine Ärztin wird jemals können, was die „Schwarzwaldklinik“-Besatzung kann. Ein Berufsstand wird positiv diskreditiert.

„Baywatch“ - Wer möchte da nicht vor Malibu gerettet werden?

© obs

6. „Ein Herz und eine Seele“, in der ARD von 1973 bis 1976. Also sprach Alfred Tetzlaff:

„Als unsere germanischen Väter nach Italien gefahren sind, da war alles verfallen, die Sitten verdorben, die Männer schwul, die Frauen verhurt.“

„Jeder in der Ostzone ist irgendwo Funktionär. Da werden alle in rote Drillichanzüge gesteckt und müssen Weltrevolutionen machen.“

Die Ehefrau ist eine „dusselige Kuh“, die Tochter eine „alberne Gans“, der Schwiegersohn aus der „Ostzone“ eine „bolschewistische Hyäne“.

Noch Fragen?

7. „Stromberg“, von 2004 bis 2012 bei ProSieben. Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst) leitet die Schadensregulierung bei der Capitol Versicherung AG. Sein Verhalten ist im besten Falle unbeholfen und in den meisten Fällen dissozial. Stromberg wird über mehrere Staffeln zum „Büro-Gollum“. Für die Woken ist Stromberg ein echter Kotzbrocken, für die Harten im Garten ist er der beste Chef aller Zeiten. Recht eigentlich ist er ein armes Würstchen. Egal. Eine Serie, die derart zu Missverständnissen einlädt, verdient eine doppelte Warnung.

8. „Der Bergdoktor“, im ZDF (siehe „Die Schwarzwaldklinik“)

9. „Der letzte Bulle“, bei Sat 1 von 2010 bis 2014. Okay, Henning Baum machte die Serie mit sehr coolen Sprüchen zum Fernseherfolg. Was sie aber auf die Negativliste bringt: Die Titelfigur vergoldet mit ihrem 80er-Appeal die Vergangenheit, sprich die Gegenwart wird schlechtgeredet. Das kann keiner gebrauchen: Wir benötigen Zukunft und zugkräftigen Optimismus.

10. „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, bei RTL. Gehört streng gehört die Mutter aller deutschen Soaps nicht auf diese Liste, „GZSZ“ läuft bei RTL ohne Anfang und ohne Ende. Da braucht es keine Hinweis- und keine Warntafeln - „GZSZ“ steht für sich selbst. Schlechtes Dauerwurst-Fernsehen gewiss, aber von bemerkenswerter Produkt-Raffinesse. Der Burger des deutschen Serien-Fernsehens.

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