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René Benko: Vom Schulabbrecher zum Milliardär. Nun ist der kometenhafte Aufstieg gestoppt.

© dpa/Marcel Kusch

Der Fall Benko: Am Ende haben andere den Schaden

Wenn schillernde Gestalten scheitern, ist Schadenfreude nicht weit. Doch leider stehen hinter jedem Benko Zehntausende andere, die mitgerissen werden.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Jetzt hat es ihn also doch erwischt, René Benko, den Milliardär, Immobilienmogul, Strahlemann. Das Teuerste, das Beste, das Schönste war für den Selfmadeunternehmer jahrelang gerade gut genug. In Igls bei Innsbruck residiert er in einem Anwesen mit säulengestützem Vordach, der österreichischen Variante einer Südstaatenvilla.

In Hamburg wollte er das höchste Haus der Stadt bauen, für den Elbtower wurde der britische Stararchitekt David Chipperfield angeheuert. Am Chrysler-Building in New York ist er beteiligt und am Londoner Luxuskaufhaus Selfridges, in dem auch die britische Königsfamilie shoppt. Am KaDeWe hält er Anteile, genauso wie an zahlreichen weiteren Luxusläden, Immobilien und vielem mehr.

Der rasante Aufstieg

Der Sohn einer Erzieherin und eines Gemeindebediensteten hat es weit gebracht. Er hat die Schule abgebrochen und sein Geld mit dem Ausbau von Dachböden zu Luxuswohnungen verdient. Das Arbeiterviertel in Innsbruck, in dem er groß geworden ist, hat er hinter sich gelassen. Er ist in den Kreis der Mächtigen und Reichen aufgestiegen.

Auf über fünf Milliarden Euro wird sein persönliches Vermögen geschätzt. Das Handels- und Immobilienimperium seiner Signa Holding soll einen Wert von 23 Milliarden Euro haben. Die Karriere des René B. ist eine Geschichte wie aus einem Hollywood-Film.

Nun kommt der hollywoodreife Abstieg. Benko tritt ab, seine Holding ist ein Fall für Sanierungsexperten. Jahrelang hatte Benko von niedrigen Zinsen und dem Boom auf den Immobilienmärkten profitiert. Er hat sich billig Geld leihen und den Wert seiner Immobilien steigern können, doch nun sind die Zinsen gestiegen, die Baukosten explodiert. Gesellschafter haben das Vertrauen verloren, Bauprojekte wurden gestoppt. Es ist aus für ihn.

Hoch gepokert, tief gefallen

Mitleid hat Benko nicht verdient. Er hat hoch gepokert, und er hat verloren. Es ist eher Schadenfreude, die seinen Fall begleitet. Musste es denn nicht so kommen? Wenn einer so hoch aufsteigt, schillert, glitzert? Ist der Abstieg da nicht fast schon Programm?

So wie bei Thomas Middelhoff, dem einstigen Karstadt-Chef, der sich auf Firmenkosten mit dem Helikopter von seinem Haus in Bielefeld nach Essen zur Firmenzentrale fliegen ließ und den Warenhauskonzern in Schieflage brachte. Der Höhenflug des einstigen Managerstars endete im Gefängnis. Geschieht ihm recht, oder?

Wenn Benko scheitert oder sich Elon Musk mit seiner Plattform X verhebt, fühlen wir uns bestätigt. Schuster, bleib bei deinen Leisten. The higher they fly, the deeper they fall. Ist das nicht eine Bestätigung für alle, die es ruhiger angehen lassen, die den Kopf nicht zu weit herausstrecken? Besser Mittelmaß als Achterbahn?

Doch leider stehen hinter jedem Benko Zehntausende andere, die mitgerissen werden, obwohl sie kein glamouröses Leben führen. Was wird aus den 12.500 Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof, die innerhalb von drei Jahren zwei Insolvenzen durchgemacht haben? Auch sie sind Teil des Signa-Imperiums. Was die Schieflage für sie bedeutet, ob weitere Arbeitsplätze verschwinden, weiß niemand. Auch nicht, was aus den Innenstädten wird, sollten zusätzliche Filialen geschlossen werden müssen.

Dürfen die Firmen, die für Benko gearbeitet haben, weiter bauen? Wie geht es am Berliner Leopoldplatz weiter, wo das einstige Karstadt-Haus zu Büros, Wohnungen und Flächen fürs Gemeinwohl umgebaut werden soll? Alle Bauprojekte in Berlin sind erst einmal gestoppt. Banken werden Forderungen abschreiben müssen, die sie gegen Signa haben.

Was ist mit dem Geld der Steuerzahler? Zweimal hat Galeria Staatsgeld bekommen. Mit insgesamt 680 Millionen Euro hat der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds die Handelskette unterstützt, das Geld ist wohl bis heute nicht zurückgezahlt. Und nun?

Bleibt zu hoffen, dass der Sanierer Arndt Geiwitz rettet, was zu retten ist. Er will das Imperium vor dem Zusammenbruch bewahren und es konsolidieren. Alle Beteiligten seien aufgerufen, sich daran zu beteiligen. Für die Gläubiger und die Arbeitnehmer heißt das meistens eines: Verzicht. Wenn Große fallen, fallen viele mit.

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