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Der Arm der Ministerin.

© Foto: Federico Gambarini/dpa

Die Geschichtsträchtigkeit einer Armbinde : „One Love“ am Ministerinnenarm ist mehr als museumsreif

Die Stiftung Haus der Geschichte will den WM-Protestgestenstoffkringel von Nancy Faeser künftig ausstellen. Das passt. Die ungeklärte Frage lautet jetzt noch: Was wird aus ihrem Jacket?

Eine Glosse von Ariane Bemmer

Achtung, Eilmeldung! Im Bundesinnenministerium ist es offenbar zu einer Verwechslung gekommen, die die Behörde am Freitag wie folgt korrigiert hat: „Nicht die Stiftung Haus der Geschichte hat um Überlassung der One-Love-Armbinde gebeten, die Nancy Faeser am Rande der 1:2-Niederlage der National-Elf gegen das Team aus Japan trug, sondern der Deutsche Fußball Bund (DFB). Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.“

Achtung, noch eine Eilmeldung: Das mit der Korrekturmeldung stimmt gar nicht, das Bundesinnenministerium hat sich nicht geirrt, der DFB interessiert sich kein bisschen für die Binde und will die schon gar nicht in einer Vitrine im Foyer seiner Zentrale aufbahren. So viel Bereitschaft zur Selbstinfragestellung hat dem Verein ohnehin niemand zugetraut.

Stattdessen hat sich tatsächlich die Stiftung Haus der Geschichte reaktionsschnell um das wahrscheinlich berühmteste Stück Innenministerinnenbekleidung, das es je gab, beworben. Wie der „Spiegel“ zu melden wusste: „um die vielfältigen Diskussionen um die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar und das Engagement für Vielfalt und Toleranz auf nationaler und internationaler Ebene zu visualisieren“.

Armbinden sind nicht mehr zeittypisch, immerhin das ist ein Glück

Das passt. Das Museum mit seinen drei Standorten in Bonn, Leipzig und Berlin versteht sich als eine Art Sammelstube für deutschen Krempel, und neuer Krempel sollte den Vorgaben zufolge entweder typisch für seine Zeit sein (was man von Armbinden zum Glück nicht mehr sagen muss) oder absolut einmalig (was in diesem Fall leider der Fall ist, denn weitere One- Love-Bindenträger wurden bisher nicht publik) und eine „besondere Aussagekraft“ haben.

Die „besondere Aussagekraft“ ist in diesem Fall Stoff der Hauptnachrichten gewesen: wichtige One-Love-Botschaft, böse Fifa, feiger DFB, noch feigere Kicker.

So müsste jetzt nur noch geklärt werden, was aus dem Jacket der Ministerin wird, das sie in der ersten Halbzeit nicht trug, in der zweiten aber doch – mit Armbinde drüber.

Ihr nackter Frauenarm in unmittelbarer Nähe der Scheichs war ja quasi die Eskalation der One-Love- Botschaft. War es ein Zugeständnis, als sie das nach der Pause korrigierte? Oder war ihr bloß kalt im arg klimatisierten Stadion? Und war das wiederum als Provokation Richtung Deutschland zu verstehen, wo sich kaum noch jemand traut, an der Heizung zu drehen?

Gut möglich, dass die Armbinde allein nicht ausreicht, diese bedeutenden Momente deutscher Geschichte zu visualisieren. Warten wir auf die nächste Eilmeldung.

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