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Die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion Alice Weidel.

© IMAGO/Bernd Elmenthaler/IMAGO/Bernd Elmenthaler

Die K-Ansage der AfD: Ein Weckruf für die demokratischen Parteien

Zur Bundestagswahl wollen die Extrem-Rechten einen eigenen Kanzlerkandidaten aufstellen. Es wird Zeit, dass die anderen ihre Alternativen klarmachen, Punkt für Punkt.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Die Welt ist so in Aufregung, dass eine weitere ausbleibt: die über die Pläne der AfD, einen Kanzlerkandidaten aufzustellen. Sie zeigt ihren Machtanspruch. Muss da hierzulande kein Alarm schrillen, voran bei allen anderen Parteien?

Zunehmend wird die AfD als Alternative angesehen, in vielen Teilen des Landes, der Generation bis 59 Jahre, in Gewerkschaften, bei CDU-Wählern … Und selbst wenn die Abgrenzung schroff ist, so wie jüngst durch CDU-Chef Friedrich Merz, schreckt das offenkundig wenige ab.

Zu wenige. Die Zahlen steigen, bundesweit, bundesländerweit. In Brandenburg, Sachsen und Thüringen kann die AfD bei den kommenden Wahlen die stärkste Fraktion stellen, mit Abstand. Bis zu 30 Prozent lautet da die Projektion. Im Bund sind es auch schon 19.

Sahra Wagenknecht hat in diesem Punkt recht: Die anderen Parteien müssen sich fragen, wie es dazu kommen kann. Anders gesagt, wozu es noch kommen kann. Angesichts von Regierungsmalaisen und anhaltenden Krisen ist keine Umkehr bei den Zahlen in Sicht.

Es wird Zeit, dass die anderen ihre Alternativen klarmachen

Die AfD: Deutschtümeln, ins Braune raunen, Bewährtes schlechtreden. Und das zum Programm erklären, mit dem Deutschland besser wird? Es ist nicht zu fassen.

Ist es doch. Es wird Zeit, dass die anderen ihre Alternativen klarmachen, Punkt für Punkt. Sachlich und hart. Weil Politik so ist: viel Arbeit, und fassbare. Keine Gaukelei, die Hilfe nur vortäuscht.

Eine neue Parteigründung von links unter Wagenknecht, die bis nach rechts ins Protestpotenzial ausgreift, ist auch nur eine Illusion. Als ob es damit besser würde. Dass die Extreme sich an den Rändern berühren, ist eine Theorie. Politik muss aber in der Mitte gemacht werden, praktisch, pragmatisch, für die Mehrheit.

Was allerdings im Wesentlichen bedeutet: nicht gegen die Mehrheit. Wer den Kontakt zu den Mitte-Milieus verliert, verliert seine Mehrheit. Zuerst in Umfragen, dann - ohne Rückbesinnung - in Wahlen. Die Ampel besinnt sich immerhin gerade, von wem und wofür sie im Bund gewählt wurde.

Die AfD stellt einen Kanzlerkandidaten auf? Soll sie. Soll sie ihr Gesicht zeigen. Dann kann sie umso besser zu fassen sein. Was da gerade durchs Land schrillt, ist ein Weckruf.

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