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Ein SUV fährt auf einer Straße.

© Sina Schuldt/dpa

Mobilitätskonzepte zum Am-Kopf-Kratzen: Wenn Parkplätze SUV-kompatibel werden sollen

Wenn einerseits Autos durch Parkplatzdezimierung aus der Stadt vergrault werden und zugleich Parkplätze auf XXL-Pkw-Formate anwachsen sollen, ist nichts mehr klar.

Eine Kolumne von Ariane Bemmer

Quizfrage: Wie nennt man es, wenn das letzte Argument gegen die Nutzung eines umweltschädlichen und sinnlosen SUV-Riesenautos abgeschafft wird?

Falsche Antwort: Das nennt man einen schlechten Witz. Richtige Antwort: Das nennt man Empfehlung der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen.

Die erforscht unter anderem den Flächenbedarf für parkende Pkw, und weil viele Modelle immer größer werden, konnte umstandslos erforscht werden, dass auch die Parkflächen größer werden müssten, weil sonst: zu klein. Dabei war die Parkplatzfrage bisher das einzige, was den SUV aus gesamtgesellschaftlicher Sicht überhaupt rechtfertigen konnte.

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Denn die Parkplatzfrage hielt selten von einem Kauf ab, was der Volkswirtschaft nützt, wohl aber von Fahrten mit den Monstren, denn einigen Fahrerinnen und Fahrern wurde schnell klar, dass man in SUVs zwar wie ein König auf dem Thron herumkutschieren kann, die sich aber nirgends gut abstellen lassen.

Alles so eng hier, hoffentlich gibt das keine Kratzer

In engen Straßen nicht, wo sie vorn oder hinten in Parkverbotszonen ragen, und in Parkhäusern schon gar nicht, die spielzeughaft wirken, sobald man mit seinem XXL-Auto dort einbiegt, sodass man aus Angst vor Kratzern im Lack gern direkt wieder rausfährt.

Wenn jetzt Parkplätze größer werden, damit SUVs es besser haben, kratzt sich, wer in den vergangenen 100 Jahre ab und an Nachrichten geschaut hat, verwirrt am Kopf.

Sollte denn nicht die Verkehrswende kommen, die Autos aus der Stadt vertreibt, und deren ultimative Bazooka das Streichen von Abstellflächen ist? Und wird nicht dauernd beklagt, dass die Pkw-Emissionen zwar wegen des technischen Fortschritts dauernd zurückgehen könnten, stattdessen aber dauernd steigen, weil Pkw längst mehrheitlich gegen SUV getauscht wurden, die zum Herumfahren mehr Energie brauchen? Kratz kratz.

Rückblickend muss man wohl zugeben, dass die erste Zulassung eines SUV für den Straßenverkehr ein XXL-Fehler war, weil: Spirale in Gang gesetzt. Denn die SUV-Fahrenden geben als Pluspunkt an, dass sie sich im XXL- Auto sicherer fühlen als sonst.

Wenn aber alle Autos XXL-groß sind, ist der Pluspunkt dahin. Heißt: Nächstes Auto muss XXXL werden oder noch größer und so weiter. Wo soll das jemals enden, wenn auch die Parkplätze dauernd mitwachsen?

Die Berliner Stadtreinigung hat schon Konsequenzen angekündigt. Sie kauft jetzt schmalere Müllfahrzeuge. Das nennt sich allerdings in der Tat: ein schlechter Witz.

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