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Logo von TSMC in Taiwan

© Reuters/Ann Wang

Taiwan baut Chip-Werk in Dresden: Deutschland macht sich endlich unabhängiger

Fünf Milliarden Euro gibt Deutschland aus, damit TSMC aus Taiwan bald Computerchips in Dresden produziert. Mit Blick auf die Spannungen mit China ist das eine richtige und wichtige Investition.

Ein Kommentar von Viktoria Bräuner

Deutschland macht sich unabhängiger – endlich. Der weltweit größte Produzent für Computerchips, TSMC aus Taiwan, wird ein Werk in Dresden bauen. Das ist der erste praktische Schritt der Bundesregierung, die Vorhaben in der im Juli veröffentlichten China-Strategie umzusetzen.

Sie sind in Handys, Autos und vielen anderen Elektroartikeln unseres Alltags. Ein kleiner Teil davon soll nun in Deutschland produziert werden: Rund fünf Milliarden Euro investiert TSMC in seinen neuen Standort, weitere fünf Milliarden Euro subventioniert wohl der Bund.

Das erscheint teuer. Aber es ist wohl der Preis, damit sich TSMC auf den Standort Deutschland einlässt. Ähnlich wie bei Intel in Magdeburg: Die Bundesregierung versucht gezielt, mit Fördergeldern Chipbauer anzulocken.

Ob sich das lohnt? Ökonomisch wird sich das mit Sicherheit erst in einigen Jahren beantworten lassen. Politisch und sicherheitsstrategisch liegen die Vorteile auf der Hand.

Deutschland darf und will den Fehler, den es mit seiner Festlegung auf günstiges Gas aus Russland machte, nicht wiederholen. Praktisch heißt das: neues Handeln. Wer Abhängigkeiten reduzieren will, holt sich auch Partner ins Land, um die Lieferketten zu sichern. Dass diese reißen, könnte schnell Realität werden, sollte China seine Drohungen wahr machen und Taiwan militärisch angreifen.

Mehr als einmal hat Partei- und Staatschef Xi Jinping betont, dass der Anschluss Taiwans ans eigene Staatsgebiet Voraussetzung für Chinas Aufstieg zur dominierenden Weltmacht ist – und dass der 70-Jährige dies keinesfalls anderen Generationen überlassen will.

Taiwans Monopol auf Hightech-Chips gilt schon lange als eine Sicherheitsgarantie für die demokratisch regierte Inselrepublik.

Viktoria Bräuner

Ob er diesen Schritt tatsächlich geht, hängt auch stark von der innenpolitischen Lage und Zufriedenheit der chinesischen Bevölkerung ab. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt in der Volksrepublik aktuell bei 20 Prozent, das Wirtschaftswachstum schwächelt nicht erst seit Corona.

Mögliche globale Folgen eines Krieges

Was ein Konflikt der beiden Länder mit uns zu tun hat? Die Hälfte aller Containerschiffe der Welt fährt durch die Straße von Taiwan. Käme es hier zum Krieg, träfe das die Wirtschaft überall. Und damit auch Deutschland in ungekanntem Maße. Da ist es sinnvoll, vorzubauen und die inzwischen essenzielle Chip-Produktion auch vor Ort zu haben.

Mit Schrecken erinnern sich deutsche Unternehmer, aber auch viele Kunden an die Halbleiterengpässe während der Corona-Pandemie. Die Lieferzeit für simple Haushaltsgeräte, aber auch Klein- und Mittelklassewagen betrug plötzlich Monate. Aus diesem Grund will die Europäische Union ein eigenes „Chip-Ökosystem“ aufbauen; Europas Technologiebranche soll hierfür mit 43 Milliarden Euro unterstützt werden. Genau hierzu leistet Deutschland mit TSMC einen wichtigen Beitrag.

Taiwan entwickelt Halbleiter mit den höchsten Standards

Taiwans Monopol auf Hightech-Chips gilt schon lange als eine Sicherheitsgarantie für die demokratisch regierte Inselrepublik. Solange hier das komplexe Know-how für die Herstellung der gefragten Halbleiter liegt, so der Gedanke, wird China sich einen Angriffskrieg wohl überlegen und der Westen – sollte es doch dazu kommen – an der Seite der 23,5 Millionen Taiwanerinnen und Taiwaner stehen.

Das wird auch in Zukunft so bleiben. Taiwan bleibt das einzige Land weltweit, das Halbleiter mit den allerhöchsten Standards entwickelt und das alle drei dafür notwendigen Komponenten gemeinsam anbieten kann – nämlich Herstellung, Design und das aufwendige Verpackungssystem. Zugleich erhofft sich die Regierung in Taipeh natürlich, mit Kooperationen wie in Dresden geostrategische Partnerschaften zu vertiefen und sich als zuverlässiger Verbündeter zu bewähren.

Zuletzt wäre da noch China. Vergrätzen wir nicht Peking, so raunen manche, wenn wir mit einem taiwanischen Mega-Konzern eine derart große Partnerschaft eingehen? Das ist natürlich möglich, sogar wahrscheinlich. Der eigentliche Skandal wäre jedoch, wenn wir uns von der Volksrepublik vorschreiben ließen, mit wem wir wirtschaftlich zusammenarbeiten und mit wem nicht.

Hinzu kommt: Die Kommunistische Partei müsste diesen Schritt eigentlich am besten verstehen, hat TSMC doch seit 2016 auch ein Werk in der chinesischen Stadt Nanjing. Insofern dürfte sich die Empörung diesmal in Grenzen halten.

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