zum Hauptinhalt
Brauchbar im Alltag. Der Warenhauskonzern hat ein reelles Angebot für die breiten Massen.

© Foto: dpa/Oliver Berg

Zur Rettung von Karstadt: Warum wir Kaufhäuser brauchen

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof mag nicht hip sein, aber dafür macht er sich nützlich, und das verdient Unterstützung.

Eine Glosse von Elisabeth Binder

Schon wieder soll der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof gerettet werden. Sollte man ihn nicht lieber würdig zu Grabe tragen? Der österreichische Milliardär René Benko, der dahinter steht, scheint mit Luxusinvestitionen mehr Glück zu haben.

Klar, ein Teil von Tiffany kann man immer brauchen und eine Burberry-Jacke sowieso – wenn man es sich denn leisten kann. Die Strategie der KaDeWe Group mit ihren feinen Department Stores, an der er ebenfalls beteiligt ist, lässt darauf schließen, dass Luxusprodukte vergleichsweise krisensicher sind.

Wer dort an der mit Kunden stets gut gefüllten Louis Vuitton Boutique vorbeischlendert, darf wohl davon ausgehen, dass sich darin keine Schnäppchenjäger tummeln.

Billig, billig? Der Preis ist in teuren Boutiquen eher kein Thema.

© picture alliance / dpa

Was aber ist mit dem größeren Teil der Menschen, die eher den Alltag bestücken müssen? Ganz normalen Leuten, die warme Unterwäsche brauchen, Knöpfe, eine Kugelschreibermine, ein Spielzeug für das Kind der Nachbarin, die zum Kaffee geladen hat und selbst eine Schachtel bezahlbarer Pralinen bekommt?

Könnte man alles natürlich auch im Internet kaufen, aber das dauert - und dann kommt der Zusteller sowieso immer dann, wenn man gerade bei der Arbeit ist. Mal gar nicht erst davon zu reden, dass es nach Feierabend auch mal guttun kann, die Augen vom Computer abzulösen und sich aus dem Haus zu bewegen.

Vielleicht hat das Wort Kaufhaus inzwischen einen abgestandenen Beiklang, weil es zu weit entfernt ist von den glitzrigen Shopping-Erlebnis-Welten, die große Malls ihren Kunden bieten. Es klingt eben nach Alltag, nach notwendigen Einkäufen, die altmodischer Weise nicht im Netz erledigt werden.

Im Kaufhaus ist alles auf einem Fleck

Trotzdem sollte es sich lohnen, für Galeria Karstadt Kaufhof den Schutzschirm aufzuspannen. Es ist gesünder und umweltschonender, den Alltag analog zu bestücken und auch praktisch, wenn man das alles in einem Haus machen kann, ohne sich erst in einer riesigen Shopping-Mall von der Wäsche-Boutique bis zum Spielzeuggeschäft durchfragen zu müssen.

Kaufhäuser mögen von gestern sein und das Gegenteil von hip, aber sie sind auch heute noch nützlich. Manches mag verkramt wirken, weil es nicht für jeden Gegenstand ein eigenes Minilädchen gibt. Und manche Verkäufer mögen so aussehen, als besserten sie sich hier ihre Rente auf.

Aber dafür haben sie das schlimmste Arroganz-Alter überschritten. Von ihnen gibt es manchmal auch lebensklugen Rat. („Nehmen Sie besser nicht das Sonderangebot, die reguläre Qualität hält länger.“)

Schon Corona brachte den Konzern ins Schlingern. Man darf davon ausgehen, dass es aktuell vor allem die Inflation und die gestiegenen Energiekosten sind, die Kaufhaus-Kunden zur Zurückhaltung veranlassen, und nicht die plötzliche Abneigung gegenüber einem nur scheinbar überholten Geschäftsmodell.

Wenn schon dauernd mit der Gießkanne subventioniert wird, dann gerne auch dort, wo es für die breite Mehrheit Früchte an bezahlbarer Lebensqualität bringt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false