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Julian Sands

© picture alliance / Richard Shotwell/Invision/AP/Richard Shotwell

Nachruf auf Julian Sands: Tod am Berg

Der Schauspieler Julian Sands, bekannt geworden mit dem Film „Zimmer mit Aussicht“, galt seit einem halben Jahr als vermisst. Nun wurde seine Leiche gefunden.

Seinen letzten Auftritt hatte er in der Politsatire „Seneca“. In dem grotesk-komischen Biopic spielte Julian Sands einen Bildungsbürger aus der Entourage des römischen Philosophen.

Sands’ markante Gesichtszüge mit der hohen Cäsarenstirn passten perfekt zur Dekadenz seiner Figur. Dieser Rufus wendet sich in dem Moment von Seneca ab, als der beim Despoten Nero in Ungnade fällt und zum Selbstmord aufgerufen wird.

Statt dem Freund beizustehen, lässt er sich nach einem letzten Festmahl in Senecas Villa hasenfüßig in einer Sänfte davontragen. John Malkovich redet sich als hyperaktiver Hauptdarsteller buchstäblich um Kopf und Kragen. Aber glänzen kann Malkovich nur, weil er herausragende Mitspieler wie Geraldine Chaplin, Alexander Fehling und Julian Sands hatte.

Als „Seneca“, inszeniert von Robert Schwentke, im Februar bei der Berlinale seine Premiere feierte, fehlte Sands. Der britische Schauspieler, der in der Nähe von Hollywood lebte, galt als vermisst, nachdem er vier Wochen zuvor zu einem Ausflug in die Gegend um den Mount Baldy nordöstlich von Los Angeles aufgebrochen und nicht zurückgekehrt war. Nun haben, wie Nachrichtenagenturen melden, Wanderer seine Leiche gefunden.

Sands, 1958 in einem Vorort von Leeds geboren, hatte seine Karriere mit Filmen wie der Komödie „Oxford Blues“ und dem Kriegsdrama „The Killing Fields“ begonnen. Den Durchbruch schaffte er 1985 in James Ivorys E. M. Forster-Verfilmung „Zimmer mit Aussicht“.

Sands spielt einen jungen Gentleman, der sich während eines Urlaubs in Florenz in eine von Helena Bonham Carter verkörperte Engländerin verliebt. In einer Schlüsselszene küssen sich Bonhom Carter und Sands auf einem sommerlich erblühten Toskanahügel. Der opulente, mit Opernmusik unterlegte Köstumfilm, ausgezeichnet mit drei Oscars, wurde zu Sands Türöffner in Hollywood.

Sands hat rund achtzig Filme gedreht, meist in mittleren und kleinen Rollen. Er spielte den romantischen Dichter Shelley in Ken Russells Horrorfilm „Gothic“, den Komponisten Liszt im Musikdrama „Impromptu“ und Ludwig XIV. im Historienstück „Vatel“. Zu seinen Regisseuren gehörten Dario Argento („Das Phantom der Oper“), David Cronenberg („Naked Lunch“) und Wim Wenders („The Million Dollar Hotel“).

Der Schauspieler war ein passionierter Bergwanderer. Dem „Guardian“ antwortete er auf die Frage, wann er am glücklichsten sei: „An einem herrlich kalten Morgen nah an einem Berggipfel.“

Sands, der seine zweite Ehefrau, die Dramatikerin Evgenia Citkowitz durch seinen Freund John Malkovich kennenlernte, hinterlässt drei Kinder. Er wurde 65 Jahre alt.

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