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Aufmerksam und zugewandt. Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen und Kronprinz Haakon von Norwegen beim Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße.

© imago/Future Image/IMAGO/Frederic Kern

Norwegens Kronprinzenpaar am Mauer-Denkmal: Mette-Marit über Mauern in Köpfen

Kronprinz Haakon und seine Frau nahmen an der Gedenkveranstaltung zum Jahrestag des Mauerfalls teil und erinnerten sich an ein besonderes Berlin-Erlebnis vor vier Jahren.

An den Fall der Mauer können sich Norwegens Kronprinz Haakon und seine Frau Mette-Marit noch gut erinnern. „Wir waren 16 Jahre alt, der Kronprinz in Oslo, ich in Kristiansand“, erzählte die Kronprinzessin am Donnerstagmorgen im Rahmen einer Gedenkveranstaltung der Stiftung Berliner Mauer an der Bernauer Straße.

Wie Tausende junger Menschen in Europa hätten sie damals mit ihren Klassenkameraden vor den Fernsehern gesessen. Voller Hoffnung und Optimismus. Sie erinnert sich auch an das alles beherrschende Gefühl jener Tage nach dem 9. November 1989: „Eine bessere Welt ist möglich.“

Grußwort der Kronprinzessin

Erst am letzten, Berlin gewidmeten, Tag des viertägigen Deutschlandbesuchs ist die Kronprinzessin dazu gestoßen und übernahm gleich das Grußwort, das ursprünglich Prinz Haakon halten sollte.

Zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, dem Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, der Vorsitzenden des Vereins Bürgerbüro, Hildigund Neubert und Jugendlichen aus Norwegen, Frankreich, Finnland und Deutschland brachte sie auch die aktuellen Herausforderungen zur Sprache: das Leid in der Ukraine und im Nahen Osten.

Wir können uns entscheiden, Mauern zu bauen. Wir können uns aber auch entscheiden, sie niederzureißen. 

Kronprinzessin Mette-Marit

Und auch der 9. November vor 85 Jahren mit all den Gräueltaten, die damals Juden angetan wurden, kam zur Sprache. Mit einfachen, aber gerade darum besonders eindringlichen Worten fasste die Kronprinzessin den häufigen Ursprung von Leid und Gewalt zusammen.

240
Schüler, Lehrer und Eltern aus Norwegen waren ebenfalls zu Gast bei der Gedenkveranstaltung

„Mauern können aus Beton, Glas oder Metall gebaut werden. Sie können aber auch aus Intoleranz, Lügen und Feindseligkeit gebaut werden.“ Sie würden gebaut auf einem Fundament vergangener Wunden und Konflikte. Oder auf dem fehlenden Willen, die Sichtweisen der anderen zu verstehen.

„Aber als Menschen sind wir mit einem freien Willen ausgestattet und haben immer eine Wahl“, sagte sie. „Wir können uns entscheiden, Mauern zu bauen. Wir können uns aber auch entscheiden, sie niederzureißen.“

Mut kommt vom Herzen

Bewegend waren auch die Gedanken, die im Anschluss ausgewählte Schüler vortrugen. Luc-Farel aus Straßburg erinnerte daran, dass die Menschen in Ost-Berlin viel Mut, viel Herz und Seelenkraft gebraucht hätten, um es zu wagen, sich aufzulehnen. Das französische Wort für Mut „Courage“ leite sich aus dem Wort für Herz „Coeur“ ab.  

Lenni aus Finnland erinnerte an den letzten Mauertoten Chris Gueffroy und seiner Hoffnung auf die Freiheit. Johan von der Ernst-Reuter-Schule brachte den Tag auch mit den Jahren 1919, 1938 und 1989 in Verbindung und schlug einen Bogen in die Gegenwart: „Die jüngsten politischen Entwicklungen erinnern uns an die Notwendigkeit, zusammenzustehen gegen Hass, Gewalt und Unterdrückung.“

Wichtige Partner und Freunde

Um gemeinsame Werte geht es in diesen Tagen bei jedem Austausch auf höchster Ebene. Deutschland sei ein ganz wichtiger Partner und Freund in Europa, betonte Kronprinz Haakon bei einer Pressebegegnung im Dokumentationszentrum an der Bernauer Straße.

Natürlich ging es bei seinem Besuch, der zunächst nach München und Hamburg geführt hatte und von einer Wirtschaftsdelegation begleitet wurde, auch um Energie und die Zusammenarbeit beim Klimaschutz.

Royale Erinnerungen an eine Pankower Buchhandlung

Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Sicherheitsfragen, Kultur und Literatur hätten ebenfalls eine Rolle gespielt. Im weiteren Laufe des Tages standen noch Begegnungen mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Programm.

Warum sich Kronprinzessin Mette-Marit den Berlin-Teil des Besuches nicht entgehen lassen wollte, kam am Schluss auch noch heraus. Dem Tagesspiegel verrieten die beiden, dass sie vor vier Jahren eine sehr schöne Zeit hier verbracht hätten, mit wunderbaren Spaziergängen durch die Stadt.

Die Freundlichkeit der Berliner

Dabei hätten sie auch eine großartige Buchhandlung entdeckt, die von Frauen betrieben wird. Offenbar hat ihnen die große Auswahl an norwegischer Literatur, die es dort gab, gut gefallen. Sogar an den Namen konnten sie sich noch erinnern: Pankebuch. „Wir fühlen uns sehr willkommen in Berlin“, sagten sie. Alle seien so freundlich hier.

Für einen literarischen Ausflug dorthin blieb diesmal freilich keine Zeit. Gemeinsam mit den Jugendlichen nahm sich das Paar auch Zeit, Rosen in die Mauerreste zu stecken und Kerzen der Erinnerung zu entzünden. Schon die Andacht in der Kapelle der Versöhnung mit Pfarrer Thomas Jeutner begann leicht verspätet.

Dort sprach dann auch Helga Arntzen, die Gründerin „Aktive Fredsreiser – Travel for Peace“, die mit 240 Schülern, Eltern, Lehrern aus Norwegen angereist war. Die Schüler sollten sehen, „dass es wichtig und möglich ist, für die Freiheit zu kämpfen und etwas zu erreichen, auch wenn es zunächst aussichtslos erscheint“. 

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