Platzmangel an Berliner Schulen: Senat plant „Filialschule“ für Geflüchtete in Tegel
Die Wartelisten sind voll, der Rechtsanspruch auf den Schulbesuch leidet. Als Konsequenz richtet die Bildungsverwaltung separate Klassen am Flüchtlingszentrum auf dem ehemaligen Flughafen ein.
Der Senat hat sich am Dienstag mit den geplanten zentralen Beschulungsangeboten an den Flüchtlingsunterkünften in Tegel und Tempelhof beschäftigt. Angesichts der begrenzten Kapazitäten der bezirklichen Schulen, die aktuell 900 Kinder und Jugendliche auf Wartelisten haben, werden demnach Willkommensklassen an beiden Unterkünften eingerichtet.
Das hatte der Senat bereits im September beschlossen. Die Schülerinnen und Schüler sollen vor Ort ein Angebot erhalten, wie es an den Regelschulstandorten üblich sei, weil es an den umliegenden Schulen — etwa in Reinickendorf — keine freien Kapazitäten mehr gebe.
Der SPD-Koalitionspartner hatte das ebenso wie Grüne und Linke kritisiert. Sie verlangten, dass Willkommensklassen generell Teil von Regelschulen sein sollen, um die Integration der Schülerinnen und Schüler zu erleichtern.
Die Bildungsverwaltung hält das angesichts der Platzprobleme aktuell für nicht möglich. Sie will aber die externen Willkommensklassen rechtlich gesehen zu Filialen von zentral verwalteten Schulen machen. Um welche Schulen es sich handelt, konnte Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) noch nicht sagen.
Derzeit erfüllen wir unsere verfassungsmäßige Verpflichtung nicht.
Katharina Günther-Wünsch (CDU), Bildungssenatorin
Man sei in Gesprächen. Die Zusammenarbeit soll sich wohl insbesondere im Bereich der Bewegungsangebote und der Nutzung von Fachräumen für Kunst, Musik und Naturwissenschaften abspielen.
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Mit Hinweis auf die Kinder auf Wartelisten sagte Günther-Wünsch: „Derzeit erfüllen wir unsere verfassungsmäßige Verpflichtung nicht, geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Recht auf Bildung zu gewähren.“ Die Einrichtung von Willkommensklassen an zentralen Standorten sei deshalb ein „bedeutender Schritt“, um diese Kinder und Jugendlichen auf den Besuch einer regulären Schule vorzubereiten.
Gleichzeitig betonte die Christdemokratin, dass diese Angebote „keine langfristige Lösung, sondern notwendige Maßnahmen“ seien, um minderjährige Geflüchtete vorübergehend zu betreuen, zu beschulen und zu integrieren. In Tegel seien derzeit rund 560 Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter untergebracht, in Tempelhof seien es nur 20.
Im September hieß es zunächst, dass etliche Willkommensklassen mit Geflüchteten aus Tegel in die ehemalige Air-Berlin-Zentrale am Saatwinkler Damm einziehen sollen, in denen aber die Anna-Lindh-Grundschule noch etwa ein Jahr lang untergebracht ist. Mindestens eine Etage ist jedoch verfügbar.
Am Dienstag war davon die Rede, dass Räume am Saatwinkler Damm zunächst als Büros der Filialschule genutzt werden sollten. Vieles blieb noch im Ungefähren. Dazu zählt auch die prekäre Versorgung mit Lehrkräften. Es würden am 27. November „erste Auswahlgespräche geführt“, sagte Günther-Wünsch. Etwa 50 potentielle Willkommenslehrkräfte seien angeschrieben worden. Ziel sei es, so die Senatorin, dass etwa ein Viertel der Lehrkräfte „erfahrene Kolleginnen und Kollegen“ sein sollen.
Wer sich dazu bereit erkläre, seine eigene Schule zu verlassen, um die Tegeler Geflüchteten zu unterrichten, erhalte eine „Rückkehroption an die eigene Schule“, betonte Günther-Wünsch. Ihr Wunsch ist, dass Lehrkräfte im „Tandem“ mit geflüchteten Lehrkräften — zunächst aus der Ukraine — unterrichten.
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