zum Hauptinhalt
Unter Aufsicht der Eltern ist der Konsum von Bier bereits ab 14 Jahren erlaubt.

© dpa/Sven Hoppe

Alkohol unter Aufsicht ab 14 Jahren?: Die Ampel ist uneins über ein Verbot

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung will jeden Konsum von Alkohol für Minderjährige verbieten. Ärzte und Grüne loben den Vorstoß, von der FDP kommen ganz andere Töne.

Jahrhunderte altes Kulturgut oder gefährliche Droge? Der Konsum von Alkohol wird in Deutschland seit Jahren äußerst kontrovers diskutiert. Offensichtlich sind Bier und Wein hierzulande beides - Kulturgut und Droge - und so gestaltet sich der politische Umgang mit Alkohol als heikle Gratwanderung.

Jüngstes Beispiel ist der Vorstoß des Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert. Der SPD-Politiker will nicht länger hinnehmen, dass Jugendliche ab 14 Jahren unter Aufsicht ihrer Eltern bereits Bier, Wein und Sekt konsumieren dürfen. „Wenn Kinder und Jugendliche neben ihren Eltern sitzen, ist und bleibt die Wirkung von Alkohol dieselbe und katastrophal in diesem Alter“, sagte Blienert Ippen Media. Er fordert stattdessen eine einheitliche Altersgrenze von 18 Jahren für alle Suchtmittel.

Aus der Ärzteschaft, etwa dem Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte, erhält Blienert dafür Rückendeckung. Und auch bei den Grünen kommt das geplante Alkohol-Verbot für Minderjährige gut an. „Wissenschaftlich ist längst klar, dass Alkohol schädlich für die Gehirnentwicklung bei Jugendlichen ist“, sagte Linda Heitmann, drogenpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion. Sie sei „aufgeschlossen“ gegenüber einer Anhebung des Mindestalters für Alkoholkonsum auf 18 Jahre.

Und nicht nur das: Es brauche eine bessere Verhältnisprävention bei Alkohol, fordert Heitmann: Als wichtigen Schritt sehe ich hier Werbebeschränkungen für alkoholische Getränke in Fernsehen, sozialen Medien und im Kino“, sagte sie dem Tagesspiegel.

Ich halte diese Forderung des Drogenbeauftragten für ziemlich merkwürdig.

Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki will keine neuen Regeln.

Ganz anders blickt die FDP auf die Debatte: „Ich halte diese Forderung des Drogenbeauftragten für ziemlich merkwürdig. Angesichts der Tatsache, dass geplant wird, Cannabis freizugeben, ist die Idee, jetzt Bier oder Wein unter Aufsicht bei der Konfirmation nicht mehr zu erlauben, alles andere als stringent oder nachvollziehbar“, sagte der Vizepräsident des Bundestages, Wolfgang Kubicki, dem Tagesspiegel. Er könne zwar nachvollziehen, dass ein Drogenbeauftragter Forderungen in den Raum stelle. „Aber umgesetzt werden muss es noch lange nicht“, so Kubicki.

Doch Blienert hält dagegen: „Wir haben ein dickes Problem beim Alkoholkonsum“, sagte er. Der Blick in die Statistik bestätigt das nur bedingt: Zwar trinken 77 Prozent der Männer und 68 Prozent der Frauen in Deutschland, doch der Verkauf und Konsum von Alkohol nimmt seit Jahren ab. 2019 lag der Verbrauch von reinem Alkohol laut Alkoholatlas des Deutschen Krebsforschungszentrum pro Kopf bei 10,6 Liter im Jahr. Zum Vergleich: Mitte der 70er Jahre hatte der Verbrauch noch bei fast 17 Litern gelegen.

43,7
Prozent der unter 15-Jährigen haben schon mindestens einmal Alkohol getrunken. Der Wert ist seit 2001 stark gesunken.

Vor allem im Segment der Minderjährigen und jungen Erwachsenen ist der Konsum rückläufig. 2021 gaben 43,7 Prozent der unter 15-Jährigen an, schon mindestens einmal Alkohol getrunken zu haben. 2001 hatte der Wert noch bei 83,5 Prozent gelegen. Allerdings gaben auch rund ein Viertel der 16- und 17-Jährigen an, sich innerhalb der letzten 30 Tage einen Rausch angetrunken zu haben.

Auf die Studien verweist auf Anfrage auch der Deutsche Brauer-Bund, der für die mehr als 1500 Brauereien und Braustätten im Land steht. Jugendliche würden heute „deutlich verantwortungsvoller“ konsumieren, betont eine Sprecherin. „Dieser Trend ist sehr erfreulich.“ Man unterstütze darüberhinaus „wirksame und ausgewogene Präventionsstrategien“. Zu den Vorschlägen Blienerts äußerte sich jedoch nicht.

Die Opposition dagegen zeigt sich offen: „Wir begrüßen die Diskussion um eine höhere Altersgrenze für den Alkoholkonsum von Jugendlichen. Das Jugendschutzgesetz gehört definitiv auf den Prüfstand“, sagte die familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Silvia Breher.

Sie forderte allerdings, dass der Drogenbeauftragte auch die Cannabis-Legalisierung stoppen müsse. „Mediziner machen immer wieder deutlich, dass Cannabiskonsum von Unter-25-Jährigen extrem ungesund und mit langfristigen psychischen und physischen Schäden verbunden sein kann.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false