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Laut Check24 machen sich fast zwei Drittel der Deutschen wegen steigender Energiepreise Sorgen.

© imago/Westend61/Svetlana Karner

Update

Frieren aus Geldnot: 5,5 Millionen Menschen konnten sich 2022 keine warme Wohnung leisten

Fast sieben Prozent der Deutschen geben an, sie hätten im vergangenen Jahr aus Geldnot nicht angemessen heizen können. Fast zwei Drittel sorgen sich wegen steigender Energiepreise.

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Es sind alarmierende Zahlen: Millionen Menschen in Deutschland haben sich im vergangenen Jahr nach eigener Beurteilung kein ausreichend warmes Zuhause leisten können. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, lebten 5,5 Millionen Menschen in Haushalten, die nach eigener Einschätzung ihr Haus oder ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht angemessen warmhalten konnten. Das betreffe rund 6,6 Prozent der Bevölkerung.

Gemessen am Jahr 2021 (3,3 Prozent) habe sich der Anteil verdoppelt, berichtete die Behörde in Wiesbaden. „Grund für den Anstieg dürften vor allem die höheren Energiepreise im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine gewesen sein.“

Um die Auswirkungen der Preisanstiege abzuschwächen, hat die Bundesregierung im Frühjahr drei Entlastungspakete – darunter auch die Deckelung der Strom- und Gaspreise – geschnürt. In seiner Regierungserklärung zur Haushaltskrise am Dienstag hat Bundeskanzler Olaf Scholz ein Ende der Strom- und Gaspreisbremsen zum Beginn kommenden Jahres angekündigt, zugleich aber versprochen, dass der Staat seine Bürger nicht alleine lasse.

Forderungen nach gezielterer Entlastung

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kritisierte das vorzeitige Aus der Energiepreisbremsen. „Die Kehrtwende der Bundesregierung kostet Verbraucher:innen viel Geld“, sagte Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale (vzbv) am Dienstag. Wer zum Beispiel noch im März dieses Jahres gezwungen gewesen sei, einen teuren Energievertrag abzuschließen, stecke auch über den Jahreswechsel hinaus in der Mindestvertragslaufzeit fest. Vor allem die Bezieher geringer Einkommen dürfen im Winter nicht in finanzielle Not geraten. 

„Statt Energiepreisbremsen mit der Gießkanne wären einkommensspezifische Hilfen insbesondere für Niedrigeinkommensbezieher in schlecht gedämmten Wohnungen besser gewesen“, sagte Energieökonomin Claudia Kemfert dem Tagesspiegel. Die Belastungen dürften künftig geringer ausfallen, da Öl- und Gaspreise derzeit wieder sinken. Etwaige neue Energiepreisbremsen sollten laut Kemfert nur zielgerichtet gewährt werden. Dazu müsse man schlecht gedämmte Häuser möglichst schnell energetisch sanieren und Kürzungen bei der dafür notwendigen finanziellen Unterstützung durch den Staat vermeiden.

Besonders häufig sind Alleinerziehende betroffen

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren von der steigenden Sorge ums Heizen vor allem Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten betroffen: Gut 14 Prozent von ihnen gaben an, ihre Wohnung aus Geldmangel nicht angemessen heizen zu können. Auch Personen in Haushalten bestehend aus zwei Erwachsenen und mindestens drei Kindern (9,7 Prozent) sowie Alleinlebende (7,3 Prozent) waren überdurchschnittlich häufig betroffen.

Die Angaben basieren auf der EU-weiten Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (European Union Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC). Die Einschätzung der Angemessenheit des Heizens liege im Ermessen der Befragten, erläuterten die Statistiker. Es habe keine Einschränkung wie einen Temperaturkorridor bei der Befragung gegeben. In Deutschland nahmen demnach rund 74.000 Menschen teil.

Mit einem Bevölkerungsanteil von 6,6 Prozent liegt Deutschland indes deutlich unter dem EU-Durchschnitt: In der Europäischen Union waren 2022 rund 9,3 Prozent der Bevölkerung nach eigener Einschätzung finanziell nicht in der Lage, ihre Wohnung angemessen warmzuhalten – 2021 waren es noch 6,9 Prozent.

Am häufigsten gaben Menschen in Bulgarien an, ihren Wohnraum nicht angemessen heizen zu können: Dort war gut jeder Fünfte (22,5 Prozent) betroffen. Es folgten Zypern (19,2) und Griechenland (18,7). Am niedrigsten war der Anteil in Finnland (1,4 Prozent) sowie in Luxemburg (2,1) und Slowenien (2,6). (mit dpa/AFP)

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