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Christian Dürr ist Fraktionsvorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion.

© dpa/Kay Nietfeld

Update

Atomausstieg sei ein „strategischer Fehler“: FDP will Kernfusionsreaktoren – SPD ist dagegen

Die Liberalen wollen, dass Deutschland die Forschung auf dem Gebiet der Kernfusion ausweitet. Außerdem müssten Kernkraftwerke betriebsbereit gehalten werden.

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Die FDP hat angeregt, nach Abschaltung der letzten Atomkraftwerke bei der Energiegewinnung auf Kernfusion zu setzen sie stößt damit bei der SPD aber bereits auf Widerspruch.

Die Verschmelzung von Atomkernen zur Energiegewinnung ist bisher nur eine Idee. Anders als bei der Kernspaltung in Atomkraftwerken würden bei der Fusion nur minimale Mengen Radioaktivität freigesetzt, das Risiko einer Kettenreaktion besteht nicht.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Ich will, dass in Deutschland einer der ersten Kernfusionsreaktoren entsteht. Dazu sollten wir den Einsatz der Kernfusion entbürokratisieren.“ Er forderte: „Wir sollten einen eigenen Rechtsrahmen für die Kernfusion schaffen: ein Kernfusionsgesetz.“

Denn: „Die Kernfusion fällt derzeit unter das Atomrecht - obwohl überhaupt keine hochradioaktiven Abfälle entstehen.“ Ob das erste Kernfusionskraftwerk aber in 10 oder 20 Jahren entstehe, lasse sich nicht absehen.

Ich will, dass in Deutschland einer der ersten Kernfusionsreaktoren entsteht. Dazu sollten wir den Einsatz der Kernfusion entbürokratisieren

Christian Dürr, FDP-Fraktionschef

Wenige Stunden vor dem Abschalten der letzten drei deutschen Kernkraftwerke hat die FDP den Atomausstieg als „strategischen Fehler“ kritisiert. Ihr Generalsekretär Bijan Djir-Sarai forderte zugleich, diese Technologie nicht völlig aufzugeben. Die Abschaltung wird kurz vor Mitternacht erwartet.

Die Kernenergie muss auch nach dem Ausstieg eine Zukunft in Deutschland haben“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Dazu gehört, dass wir die Forschung auf dem Gebiet der Kernfusion ausweiten und die Chancen neuer und sicherer Technologien der Kernspaltung nutzen.“

An diesem Samstag sollen die drei verbliebenen Atomkraftwerke Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg endgültig vom Netz gehen. Eigentlich sollte dies schon Ende vergangenen Jahres passieren. Das hatte die Koalition aus CDU/CSU und FDP als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima beschlossen.

Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine entschied die Ampel-Koalition im vergangenen Jahr jedoch, die drei Meiler über den Winter weiterlaufen zu lassen.

Deutsche Energiepolitik müsse für alle Eventualitäten gerüstet sein

Djir-Sarai betonte, Deutschland brauche eine Energiepolitik, die für alle Eventualitäten gerüstet sei. Kohlekraftwerke könnten angesichts des Klimawandels nicht die Antwort sein.

„Solange die erneuerbaren Energien unsere Versorgungssicherheit noch nicht gewährleisten können, dürfen wir unsere energiepolitische Handlungsfähigkeit nicht einschränken“, sagte der FDP-Politiker. „Daher wäre es auch geboten, dass die Kernkraftwerke über den Ausstieg hinaus betriebsbereit gehalten werden, um im Falle eines Falles rasch wieder ans Netz gehen zu können.“

Die FDP-Fraktion schrieb auf Twitter: „Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir uns beim #Atomausstieg einen befristeten Weiterbetrieb für 1 Jahr gewünscht hätten.“ Dafür gebe es in den Ampel-Fraktionen aber keine Mehrheit. 

Grüne und SPD feiern Atomausstieg

Die Fraktionen von SPD und Grünen im Bundestag freuen sich hingegen über den endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland. „Heute steigt Deutschland aus der Atomkraft aus – und damit endgültig ein ins Zeitalter sicherer und bezahlbarer erneuerbarer Energien“, twitterte die Grünen-Fraktion am Morgen.

Diese sicherten die Energieversorgung, schützten das Klima, machten Deutschland unabhängig von Autokraten und legten die Grundlage für eine starke Wirtschaft und gute Jobs.

Grünen-Chefin Ricarda Lang twitterte, der Atomausstieg bedeute den „endgültigen Einstieg ins Zeitalter der erneuerbaren Energien.

Die SPD-Bundestagsfraktion schrieb kurz und knapp auf Twitter: „Atomkraft? Und Tschüss“. Unterlegt war das Bild eines einstürzenden AKW-Kühlturms.

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Die CSU im Bundestag sprach via Twitter hingegen von einem „schwarzen Tag für Bürger, Industrie und Klimaschutz in Deutschland“ durch das AKW-Aus. Auch eine Mehrheit für den Weiterbetrieb in der Bevölkerung habe die Ampel-Koalition nicht zum Umlenken bewogen, bedauerte die CSU-Landesgruppe. (dpa)

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