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Wie die Berlinerin Julia Backhaus werden inzwischen etwas mehr Frauen Busfahrerin. 

© privat

Berufswahl: Mehr Mädchen werden Busfahrerin, mehr Jungen Friseur

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Berufswahl weichen auf, allerdings nur sehr langsam.

Noch immer entscheiden sich deutlich mehr Mädchen als Jungen für eine Ausbildung im Einzelhandel und deutlich mehr junge Männer als junge Frauen für eine Lehre in der Kfz-Werkstatt. In einigen Berufen gibt es jedoch Veränderungen, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag zum Girls' Day mitteilte: Der Frauenanteil bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in der Landwirtschaft etwa stieg von zwölf Prozent 2011 auf 22 Prozent 2021.

In der Ausbildung zum Berufskraftfahrer oder -fahrerin stieg der Frauenanteil demnach von vier auf elf Prozent. Und im Friseurhandwerk legte bei den Ausbildungsverträgen der Männeranteil zu: von elf Prozent 2011 auf 32 Prozent 2021. In der Gastronomie kehrte sich das Geschlechterverhältnis sogar fast um, wie die Statistiker mitteilten: Der Männeranteil lag hier 2021 bei 58 Prozent, 2011 waren es 38 Prozent.

Eine Berufsausbildung absolvieren nach wie vor deutlich mehr junge Männer als junge Frauen: Der Männeranteil lag 2011 bei 59 Prozent, 2021 sogar bei 64 Prozent.

„Schön, dass sich was bewegt und mehr junge Frauen und Männer eine Berufswahl fernab von Geschlechterklischees treffen“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Elke Hannack.

„Trotzdem bleibt bei der klischeefreien Berufsorientierung noch Luft nach oben, denn der Frauenanteil bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bleibt erschreckend niedrig.“ Das sei auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels schlecht.

„Trotzdem bleibt bei der klischeefreien Berufsorientierung noch Luft nach oben, denn der Frauenanteil bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bleibt erschreckend niedrig.“

Elke Hannack, Stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes

Einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge verschlechtert die nach wie vor bestehende „geschlechtssegregierte Berufswahl“ auch die beruflichen Aufstiegschancen von Frauen. „Denn in frauendominierten Berufen gibt es weniger Stellen mit komplexeren Spezialisten- und Expertentätigkeiten“ erklärte IAB-Forscherin Basha Vicari.

In der Folge entfielen im untersuchten Jahr 2019 knapp 60 Prozent der formalen beruflichen Aufstiege auf Männer und nur gut 40 Prozent auf Frauen. „Von allen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männern gelang damit 3,8 Prozent ein formaler Aufstieg, bei den Frauen waren es mit 3,1 Prozent erkennbar weniger“, erklärten die IAB-Forscher.

„Kampagnen wie der Girls“ Day können helfen, Mädchen schon frühzeitig auf Berufe aufmerksam zu machen, in denen es bessere Aufstiegschancen gibt„, erklärte Vicari weiter. Der Aktionstag Girls“ Day ist am 27. April; an dem Tag lernen Mädchen Berufe oder Studienfächer kennen, in denen der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt - etwa in der IT, im Handwerk, in den Naturwissenschaften und in der Technik. Der Tag findet seit 2011 statt. (AFP)

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