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Teil I der Menschenrechtsserie zum Human Rights Day 2022

© Fotos: Sophie Peschke/ Montage: Manuel Kostrzynski

„Das Schlimmste ist die Ungewissheit“: Uiguren spüren auch in Deutschland die Unterdrückung Chinas

Haiyuer Kuerban lebt seit 16 Jahren in Deutschland, doch seine Familie ist geblieben. Ob sie in einem Internierungslager gefangen sind, weiß er nicht. Eine Serie zum Tag der Menschenrechte.

Er blickt lange auf das Foto, das er in der Hand hält, ein wenig weg vom Körper, um keinen Winkel zu verpassen. Das Foto zeigt eine uigurische Familie – Mutter, Tochter, Sohn. Sie lächeln und blicken dem heute 38-jährigen Haiyuer Kuerban entgegen. „Dieses Foto ist so alt“, sagt er, „ich habe es mitgenommen ohne zu ahnen, dass es das Einzige sein wird, was mir von ihnen bleibt.“

Das Foto entstand vor 17 Jahren, kurz bevor Kuerban, der beim Weltkongress der Uiguren arbeitet, Xinjiang verließ. Xinjiang ist die uigurische Autonomieregion im Nordwesten Chinas.

Dort lebt seine Familie, jedenfalls hofft Kuerban das. „Das Schlimmste ist diese Ungewissheit, wie es der Mama geht und wie es der Schwester geht, ob sie in Internierungslagern sind oder schon die Welt verlassen haben ohne Aufwiedersehen zu sagen.“

Im Video: Haiyuer Kuerban über die Unterdrückung der Uigurinnen und Uiguren in Xinjian

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Die Menschenrechtssituation der Uigurinnen und Uiguren in China ist von einer systematischen Assimilationspolitik überschattet. Dabei sollen Uigurinnen und Uiguren sowie andere Minderheiten zur Kultur der Han-chinesischen Mehrheitsgesellschaft in Internierungslagern „umerzogen“ werden, indem sie regelmäßig gefoltert und misshandelt werden.

Dort vermutet Kuerban seine Schwester, deren Stimme er seit 2017 nicht mehr gehört hat. „Ich weiß nicht, ob sie noch lebt oder nicht“, sagt er. Seine Stimme bricht.

Seine Familie sah er zum letzten mal als er 2006 seine Heimat in Xinjiang, die uigurische Autonomieregion im Nordwesten Chinas, verließ und nach Deutschland kam, um hier zu studieren. Damals wusste er noch nicht, dass er in Deutschland mal im Exil leben würde.

Seine Schwester heißt Nergiz, 32 Jahre alt ist sie heute. „Ich habe Schwierigkeiten mit solchen Situationen umzugehen. Ich zwinge mich so viel wie möglich beschäftigt zu sein, damit ich keinen Raum habe, darüber nachzudenken. Aber manchmal kommt dieses Gefühl, kurz vor dem Schlafen, nach dem Aufwachen.“

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