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Teures Gas ist diesen Winter nicht zu erwarten. 

© picture alliance / Wagner/Bearbeitung: Tagesspiegel

Schwankende Energiepreise: Wird Gas jetzt noch teurer?

Die Gasspeicher in Deutschland sind voll, die LNG-Importterminals stehen. Sind die Zeiten der hohen Energiepreise durch Russlands Angriffskrieg überstanden? Drei Experten antworten.

Die Energiepreisbremsen der Bundesregierung sollten den rasanten Preisanstieg bei Gas und Strom abmildern. Doch die Preise für Gas schwanken weiterhin sehr stark, hieß es zuletzt aus dem Wirtschaftsministerium. Was kommt nach dem Auslaufen der Preisbremsen auf die Verbraucher zu?

In unserer Serie „3 auf 1“ erklären drei Expert:innen, was zu tun ist. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Schlechte Nachricht für den Klimaschutz

Die Gaspreise sind in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in den letzten beiden Jahren massiv angestiegen. Ausbleibende russische Gaslieferungen mussten vor allem durch teure Importe von verflüssigtem Erdgas und Einsparungen bei Haushalten und Unternehmen aufgefangen werden.

Mit hohen Preisen kam Deutschland – bei allen Verwerfungen – gut durch den Winter. Nun sind die Gaspreise wieder gesunken, auch weil die Speicher voll sind und die Importterminals stehen. Wenn weiter sparsam mit Gas umgegangen wird, sind reale Knappheiten und damit teures Gas diesen Winter nicht zu erwarten.

Das gilt auch langfristig, da in wenigen Jahren neues Angebot massiv in den Markt drückt. Eine gute Nachricht für die Verbraucher, eine schlechte Nachricht für den Klimaschutz. Marktliche Anreize etwa für die Wärmewende fehlen dann. Ändern kann das eigentlich nur ein verlässlich hoher CO₂-Preis. Es ist kaum vorstellbar, dass dieser in Deutschland oder Europa ohne Kompensation durchhaltbar ist. Die Politik ist gefragt.


Stärker schwankende Preise

Wir starten mit guten Voraussetzungen in den Winter. Die Erdgasspeicher sind voll – sowohl in Deutschland als auch Europa, die LNG-Infrastruktur (verflüssigtes Erdgas) wurde ausgebaut und kann zusätzliche Mengen aufnehmen. Dennoch kann eine angespannte Versorgungslage eintreten, wenn der Winter sehr kalt ausfällt. Dies kann zu hohen Preisen führen.

Zudem steigt der Preis des nationalen Emissionshandels zum Jahresbeginn leicht. Verbraucher können jedoch derzeit auf den üblichen Plattformen vergleichsweise günstige Angebote finden und sich gegen eine solche Entwicklung absichern. Zudem soll die Mehrwertsteuersenkung bis Ende Februar und die Gaspreisbremse bis Ende März weitergelten.

Zukünftig müssen sich jedoch auch Verbraucher auf stärker schwankende Preise und ein im Mittel höheres Preisniveau einstellen. Deutschland und Europa hängen mittlerweile stärker über LNG am Weltmarkt. Streiks der LNG-Industrie in Australien, eine boomende chinesische Wirtschaft oder ein schlechtes Regenjahr in Südamerika werden zukünftig die europäischen und deutschen Gaspreise beeinflussen.


Europa ist gut versorgt

Besser als der Blick in die Glaskugel ist der Blick auf den Gasgroßhandel. Wer Geld einsetzt, wird sich alle Mühe geben, einer möglichst nüchternen und realistischen Prognose zu folgen. Am Markt wird Gas zur Lieferung in einigen Jahren deutlich günstiger gehandelt – für etwa 30 Euro pro Megawattstunde – als für diesen und kommenden Winter mit bis zu rund 50 Euro. Die extrem hohen Preise in der von Russland ausgelösten Energiekrise sind Vergangenheit.

Ohne böse Überraschungen ist Europa vor allem durch LNG-Lieferungen per Schiff, also flüssiges Erdgas, gut versorgt. Böse Überraschungen kann es aber jederzeit geben. Die Zerstörung der – zum Glück nicht besonders wichtigen – Gaspipeline zwischen Finnland und Estland im Oktober war ein Warnschuss. Und für die Gasverbraucher ist bald nicht mehr der Rohstoff der entscheidende Preistreiber, sondern dessen schädliche Klimawirkung. Ab 2027 könnten die europäischen CO₂-Preise für Gebäudeenergie drastisch höher liegen als die moderaten Klima-Aufschläge, die Deutschland eingeführt hat.

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