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Hubert Aiwanger  bei einer Pressekonferenz im Biergarten des Paulaner am Nockherberg am 27. Juli 2023.

© Imago/Stephan Görlich

Flugblätter nur eine „Jugendsünde“?: Aiwangers Bruder kritisiert „Schmutzkampagne“

In der Affäre um Hubert Aiwanger meldet sich nun erneut sein Bruder und Verfasser der antisemitischen Flugblätter zu Wort. Helmut Aiwanger teilt dabei auch gegen die Medien aus.

Im Gespräch mit der „Mediengruppe Bayern“ stellte der 53-Jährige Helmut Aiwanger bereits am Samstagabend unmissverständlich klar: „Ich bin der Verfasser dieses in der Presse wiedergegebenen Flugblatts.“ Gemeint ist ein antisemitisches Pamphlet, das der stellvertretende bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger als Schüler bei sich getragen hatte.

Zur Frage, wie die menschenverachtende Auschwitz-Hetzschrift vor 35 Jahren in die Schultasche seines Bruders gelangte, wird Helmut Aiwanger laut einer Vorabmeldung der Mediengruppe Bayern (Dienstagsausgabe) nun wie folgt zitiert:

„Ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Aber ich glaube, dass Hubert sie wieder eingesammelt hat, um zu deeskalieren“, so Helmut Aiwanger.

Helmut Aiwanger kritisiert „Stasi-Methoden“ und „Schmutzkampagne“

Im gleichen Zuge kritisierte Helmut Aiwanger die „sträfliche Art und Weise der Verdachtsberichterstattung, um meinem Bruder politisch und menschlich zu schaden“. So berichtet der 53-Jährige von „Stasi-Methoden“, die in der „Schmutzkampagne“ gegen den bayerischen Vize-Ministerpräsidenten angewandt worden seien. Am 8. Oktober findet in Bayern die Landtagswahl statt.

„Mir stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob auch Medienberichte zu anderen Themen manipulativ und erlogen sind“, so Aiwanger.

Flugblätter im Fall Aiwanger: Eine „Jugendsünde“?

Bei dem Schriftstück habe es sich Aiwangers Bruder zufolge um eine „Jugendsünde“ gehandelt. Beide Brüder hatten im Schuljahr 1987/88 die elfte Jahrgangsstufe des Burkhart-Gymnasiums in Mallersdorf-Pfaffenberg besucht.

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„Ich schäme mich für diese Tat und bitte vor allem meinen Bruder um Verzeihung für die damals verursachten Schwierigkeiten, die auch noch nach 35 Jahren nachwirken“, sagte Helmut Aiwanger der „Mediengruppe Bayern“.

Helmut Aiwangers Angaben zufolge fing alles mit dem Übertritt auf das Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf-Pfaffenberg im Landkreis Straubing-Bogen an. „Das war von Anfang an ein echter Kulturschock.

Burkhart Gymnasium in Mallersdorf-Pfaffenberg, ehemalige Schule von Hubert und Helmut Aiwanger, in Mallersdorf-Pfaffenberg.

© IMAGO/Wolfgang Maria Weber

„Offen linksradikale Lehrer“

Bei ihm daheim habe jeder die CSU gewählt. Am Gymnasium sei er auf „offen linksradikale Lehrer getroffen“. Diese hätten immer wieder Aussagen wie „Bauern sind blöd“ oder „Tierhaltung ist Tierquälerei“ getroffen. „Das hat an meinem Weltbild gerüttelt“, sagt Helmut Aiwanger heute.

Höhepunkt seien die Proteste gegen die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf gewesen, da die Lehrer offen zur Teilnahme an den Demonstrationen aufriefen. Es sei erklärt worden, „Polizisten knüppeln friedliche Demonstranten – während RAF-Morde nicht verurteilt wurden“, so Aiwanger.

Das Schriftstück habe er aus Protest verfasst, nachdem er sitzengeblieben war. „Ich hatte ständig Meinungsverschiedenheiten mit Lehrern und wurde wegen Kleinigkeiten zum Schuldirektor geschickt, um mich zu erklären“, sagt er. Irgendwann habe er den Beschluss gefasst, mit einer „stark überspitzen Form der Satire“ die Lehrer zu provozieren.

„Ich habe das Schriftstück nicht erstellt, um Nazis zu verherrlichen, den Holocaust zu leugnen oder Hass und Gewalt zu schüren.“ Er distanziere sich „damals wie heute“ von diesem „unsäglichen Inhalt“.

Die Verbrechen der Nazis seien ihm auch als Jugendlicher bestens bekannt gewesen. „Bei der Aufarbeitung des Dritten Reichs und des Holocausts spielten im Unterricht natürlich immer wieder die grausamen Hinrichtungsmethoden der Nazis eine wichtige Rolle“, erklärt Helmut Aiwanger. „Ich wusste, dass es ein menschenverachtendes Verbrechen war, über das man keine Witze macht.“ (Tsp)

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