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 Der Krmel in Moskau. (Archivbild)

© AFP / Foto: Afp/ ALEXANDER NEMENOV

„House Of Cards“ im Kreml?: „Alle fallen sich gegenseitig in den Rücken“

Einer von Putins engsten Vertrauten soll den Ukraine-Krieg nutzen, um selber aufzusteigen. Andere hohe Beamte wünschen sich ein Ende des Krieges.

US-amerikanische und europäische Beamte berichten, dass Jewgeni Prigoschin, einer der engsten Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Konflikte im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg nutzt, um selbst innerhalb des Kremls mehr Einfluss zu gewinnen. Das schreibt das US-Nachrichtenportal „CNN“.

Prigoschin ist Chef der russischen Söldnertruppe „Wagner“ und soll gegenüber Putin seinen Unmut über den bisherigen Verlauf des Kriegs geäußert haben. Der Krieg werde von den russischen Generälen schlecht geführt, wird der Wagner-Chef von einem US-Beamten gegenüber CNN zitiert.

Prigoschin gilt als Kritiker der russischen Armeeführung. Zuvor fiel er mit der Äußerung auf, der ukrainische Präsident Selenskyj sei ein „selbstbewusster, gut aussehender Typ“.

„Alle fallen sich gegenseitig in den Rücken“

Mindestens ein anderer Kreml-Beamter soll Putin gegenüber ähnliche Bedenken zum Verlauf des Krieges geäußert haben, berichten zwei mit den Geheimdienstinformationen vertraute Quellen. Eine andere Quelle bezeichnet die Situation als russisches „House of Cards“, in Anlehnung an die Politserie auf Netflix. „Alle fallen sich gegenseitig in den Rücken“.

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Wie Putin auf die Konfrontation reagiert habe, ist laut CNN nicht bekannt. Doch es werde als Indiz gesehen, dass Prigoschin seinen eigenen Einfluss ausbauen will – und zwar zu einer Zeit, in der die USA die Machtstrukturen innerhalb des Kremls genau beobachten würden. 

Der Kreml bestreitet Kritik aus den eigenen Reihen

Der Kreml bestritt, dass russische Offizielle die Kriegsführung kritisiert hätten. „Diese Information ist grundlegend falsch“, sagte Kreml-Sprecher Dimitri Peskow gegenüber CNN. „Präsident Putin hält regelmäßig Treffen über die ‘Spezialoperation’ ab, und alle Teilnehmer bringen in diesem Rahmen unterschiedliche Standpunkte zum Ausdruck“.

Jewgeni Prigoschin, einer der engsten Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putins.

© Foto: Sergei Ilnitsky/Reuters

Prigoschin hatte zuvor auf dem Nachrichtedienst Telegram scharfe öffentliche Kritik am russischen Verteidigungsministerium geäußert, die sich mit seinen privaten Nachrichten an Putin decke, in denen er die für den Krieg verantwortlichen Generäle kritisiere und ein aggressiveres Vorgehen befürworte. 

Prigoschin „sieht eine Möglichkeit, aufzusteigen“, analysierte auch der renommierte Militär-Experte Michael Kofman. Prigoschin versuche den Verteidigungsminister „Schoigu in Verlegenheit zu bringen, in der Hoffnung, selbst voranzukommen“. Die genauen Vorgänge zu interpretieren und Vorhersagen zu machen, sei jedoch schwierig. „Das ist Russland – es gibt unendlich viele Intrigen“, sagte ein US-Militärbeamter zu CNN.


Da Russland mit anhaltendem Personalmangel an der Front zu kämpfen hat, musste die Armeeführung zunehmend auf Kampftruppen außerhalb des russischen Militärs zurückgreifen. Die Wagner-Truppe von Prigoschin war nur eine davon, doch sie entwickelte sich zu einer der zentralen Kräfte im Krieg.

„Mehrere hohe Beamte wünschen sich ein Ende des Krieges, weil Putins Ambitionen als unrealistisch angesehen werden. Das Gleiche gilt für viele Oligarchen,“ so ein russischer Beamter gegenüber CNN. „Gleichzeitig gibt es Leute wie Prigoschin, die wollen, dass Moskau „all in“ geht“.

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