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Eine Frau steht inmitten der Proteste in Teheran

© Foto: IMAGO/Social Media

Update

Situation im Iran spitzt sich zu : Mindestens 19 Menschen bei Zusammenstößen getötet, zahlreiche Ausländer verhaftet

Die Menschenrechtsorganisation IHR spricht von mehr als 90 Toten im Zuge der Proteste. Auch ein Oberst der Revolutionsgarden soll getötet worden sein.

| Update:

Bei Zusammenstößen im Südosten des Irans sind laut iranischen Staatsmedien 19 Menschen getötet worden. Unter den Toten in der Provinz Sistan-Baluchestan sei auch ein Oberst der Revolutionsgarden, sagte Regionalgouverneur Hossein Chiabani am Freitag einem staatlichen Sender.

Bei dem getöteten Angehörigen der Revolutionsgarden handelt es sich den Angaben zufolge um den in der Provinz für die Geheimdienste zuständigen Oberst Ali Mussawi.

Es war zunächst nicht klar, ob die Zusammenstöße in Sistan-Baluchestan in Zusammenhang mit den seit zwei Wochen andauernden Protesten im Iran stehen, gegen die die Sicherheitskräfte gewaltsam vorgehen. 

20 weitere Menschen seien verletzt worden. Nach eigenen Angaben hat der Iran außerdem neun ausländische Staatsbürger im Zusammenhang mit den Protesten nach dem Tod der Kurdin Mahsa Amini festgenommen.

Unter den Festgenommenen ist nach Angaben des iranischen Geheimdienstministeriums vom Freitag mindestens ein Deutscher.

Amnesty International spricht von systematischer Eskalation

Die Staatsangehörigen aus Deutschland, Polen, Italien, Frankreich, den Niederlanden, Schweden und weiteren Ländern seien „vor Ort“ festgenommen worden oder seien „in die Unruhen verwickelt“.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf der iranischen Führung eine systematische Eskalation der Gewalt vor. Die Organisation dokumentierte nach eigenen Angaben den Tod von 52 Frauen, Männern und Kindern aufgrund des Handelns der Sicherheitskräfte.

IHR spricht von mehr als 90 Toten

Nach Angaben der Organisation Iran Human Rights (IHR) seien bisher mehr als 90 Menschen getötet worden. Wie die in Oslo ansässige Menschenrechtsorganisation am Sonntag mitteilte, wurden in den zwei Wochen nach dem Tod Aminis mindestens 92 Menschen im Iran im Zuge des Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten getötet.

Amnesty erklärte, ihnen liege die Kopie eines Dokuments vor, aus dem hervorgehe, dass die Führung der Streitkräfte schon am 21. September die Kommandeure in allen Provinzen angewiesen habe, mit aller Härte gegen Demonstrierende vorzugehen. Diese seien darin als „Unruhestifter und Revolutionsgegner“ bezeichnet worden.

Der Befehl belege, dass die Eskalation der Gewalt und der Einsatz scharfer Munition System habe und eine bewusste Strategie der iranischen Führung sei, hieß es.

„Die internationale Gemeinschaft hat die Pflicht, dieses Verbrechen aufzuklären und weitere Verbrechen verhindern, die von der Islamischen Republik verübt werden“, erklärte der IHR-Vorsitzende Mahmood Amiry-Moghaddam.

Hintergrund der Demonstrationen ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich „unislamischen Outfits“ festgenommen. Was genau mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau war ins Koma gefallen und am 16. September in einem Krankenhaus gestorben.

Seitdem demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung und das islamische System. Über die Demonstrationen gibt es auch wegen der Einschränkung des Internets zurzeit wenige Informationen. Augenzeugen zufolge finden Proteste auch auf den Dächern von Häusern statt.  (AFP, dpa)

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