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Was könnten Kampfjets bringen?

© Imago (3), Mauritius Images, Montage: Tagesspiegel

Debatte um neue Hilfen: Was könnte die Ukraine mit Kampfjets militärtaktisch erreichen?

Nach den Kampfpanzern wird schon über Kampfjets gesprochen. Für die Unterstützung einer ukrainischen Bodenoffensive würden Abfangjäger nicht reichen.

Die Frage nach der Lufthoheit stand gleich zu Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Zentrum der Debatte. Schnell kamen Kiews Verbündete jedoch zum Schluss, dass die Nato keine Flugverbotszone über der Ukraine durchsetzen könnte, ohne in direkte Konfrontation mit Moskau zu geraten. In der Folge konzentrierte man sich auf die Stärkung der ukrainischen Luftabwehr.

Nun geht es wieder um Kampfflugzeuge als nächsten möglichen Schritt bei den Waffenlieferungen. Im Interview mit dem Tagesspiegel hatte Kanzler Olaf Scholz am Sonntag vor einem solchen „Überbietungswettbewerb“ gewarnt. Mit einem klaren Nein in der Nacht zu Dienstag rückte US-Präsident Joe Biden gar von der bisherigen US-Linie ab, keine Waffen explizit auszuschließen.

Vorläufig läuft damit auch Warschaus Lieferbereitschaft ins Leere, weil sie an eine Verständigung in der Nato geknüpft war. Hinzu kommt, dass die polnischen MiG-29 aus DDR-Zeiten stammen – und die Bundesregierung eine Weitergabe stoppen könnte.

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Ob die Debatte ganz beendet ist, muss sich zeigen. „Prinzipiell ist nichts verboten“, hat Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron gerade gesagt – da es zumindest völkerrechtlich keinen Unterschied macht, mit welchen Waffen dem attackierten Land beigesprungen wird. Das war allerdings vor Bidens Nein. Gleichwohl schränkte Macron in Scholz‘ Sinne ein, sie dürften „nicht eskalierend“ wirken und „keinen russischen Boden berühren, sondern ausschließlich die Abwehrfähigkeit unterstützen“.

Russland greift aus der Luft vorrangig unbemannt an

Aus militärtaktischer Sicht müsste ohnehin geklärt sein, was erreicht werden soll. Sollte es um das Abfangen russischer Jets gehen, die in ukrainischen Luftraum eindringen, bräuchte es Jagdflugzeuge, wie es die F-16 der US Airforce, die Eurofighter der Bundeswehr oder auch die MiG-29 in erster Linie sind.

Russische Angriffe aus der Luft fanden wegen der massiv verstärkten ukrainischen Abwehr zuletzt aber meist unbemannt statt – mit Raketen, Marschflugkörpern oder Drohnen, gegen die Kampfjets nach Aussage von Militärs nur begrenzt helfen.

Wenn es um die Unterstützung einer Bodenoffensive ginge, wären zusätzliche Fähigkeiten gefragt, was die Logistik dahinter noch aufwendiger gestalten würde. Ziele am Boden müssten aufgeklärt und bekämpft werden, was bei der Luftwaffe Aufgabe der Tornados ist.

In einem solchen Szenario müsste jedenfalls „im Verbund“ agiert werden, wie es bei der Bundeswehr heißt. Nur eine Art Kampfjet würde demnach nicht ausreichen – obwohl viele Maschinen durch Umrüstungen inzwischen verschiedene Rollen ausüben können.

Michael Roth: Auf Nachschub für bereits Geliefertes konzentrieren

So plädiert auch Michael Roth (SPD), der sich bisher stets für eine größere Unterstützung der Ukraine eingesetzt hatte, bei Jets für Zurückhaltung.

„Statt nun sofort Debatten über weitere Waffensysteme zu führen, sollten wir uns darauf konzentrieren, dass die zugesagten Waffen schnellstmöglich in der Ukraine eingesetzt werden können“, so der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag zum Tagesspiegel: „Derzeit verbraucht Ukraine in ihrem Befreiungskampf mehr Material und Munition, als die westlichen Staaten nachproduzieren können.“ Man dürfe nicht zulassen, dass Nachschub fehle.

Als „adäquat“ bezeichnete die Lieferung von Jets am Dienstag dagegen Christoph Heusgen als Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Der FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber schrieb am Dienstag auf Twitter, das nächste Hilfsanliegen aus Kiew solle „ergebnisoffen“ geprüft werden.

Die Ukraine selbst begründet ihre Forderung mit dem aktuellen Kriegsgeschehen wie mit der künftigen Friedenssicherung. „Die Erringung einer Luftüberlegenheit ermöglicht erfolgreiche Operationen am Boden bei der Rückeroberung unseres Territoriums“, wurde der Sprecher der Luftwaffe, Juri Ignat, von der „Ukrainska Prawda“ zitiert: „Die Luftwaffe der Besatzer, auf Dutzenden Flugplätzen in Russland, Belarus und in den okkupierten Gebieten stationiert, ist der ukrainischen Luftwaffe um das Fünf- bis Sechsfache überlegen.“

Zugleich erklärte Ignat, ihre aus Sowjetzeiten stammenden Maschinen seien völlig veraltet, und selbst die neuesten Modelle bereits 1991 gebaut worden. Nicht sofort, aber mittelfristig brauche es fünf taktische Geschwader mit Kampfflugzeugen moderner westlicher Bauart.

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