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Ein Einkaufskorb mit Obst und Gemüse steht in einem Supermarkt.

© dpa/Sebastian Kahnert

Ampel beschließt neue Strategie: So sollen sich die Deutschen künftig gesünder ernähren

In Deutschland leiden viele Menschen unter Übergewicht, oft schon als Kinder. Mithilfe einer 69-seitigen Ernährungsstrategie will die Regierung nun gegensteuern.

Die Bundesregierung will künftig mehr Maßnahmen für eine gesunde Ernährung in Deutschland treffen. Am Mittwoch verabschiedete das Kabinett dafür eine 69-seitige Ernährungsstrategie, die im Bundeslandwirtschaftsministerium von Cem Özdemir (Grüne) federführend erarbeitet worden war.

Im Kern setzt sich die Strategie zum Ziel, dass die Deutschen sich künftig gesünder und nachhaltiger ernähren und dabei mehr auf Fleisch, Zucker und Fette verzichten. „Im Fokus steht eine stärker pflanzenbetonte Ernährung mit möglichst ökologisch erzeugten, saisonal-regionalen Lebensmitteln und so wenig Lebensmittelabfällen wie möglich“, heißt es in dem Konzept.

„Ich will, dass jeder eine echte Wahl für gutes Essen bekommt“, sagte Özdemir nach der Kabinettssitzung in Berlin. Leckeres, gesundes und nachhaltiges Essen dürfe nicht vom Geldbeutel abhängen. „Entscheiden muss sich dann jeder selbst, da hat niemand jemandem etwas vorzuschreiben“, sagte der Grünen-Politiker.

63
Milliarden Euro betragen die gesamtgesellschaftlichen Kosten für Adipositas pro Jahr in Deutschland.

Hintergrund für die neue Ernährungsstrategie sind die gesundheitlichen Probleme, die es in weiten Teilen der Bevölkerung wegen Fehlernährung und einem Mangel an Bewegung gibt. Demnach gelten derzeit rund 15 Prozent der Kinder in Deutschland als übergewichtig. Zudem seien rund 8,5 Millionen Menschen hierzulande an Diabetes erkrankt.

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Rechnet man die Kosten für krankheitsbedingte Arbeitsausfälle, Frühverrentung oder Witwenrenten ein, belaufen sich die gesamtgesellschaftlichen Kosten von Adipositas (starker Fettleibigkeit) in Deutschland laut einer Studie von 2015 auf etwa 63 Milliarden Euro pro Jahr.

Die Ampel sieht daher vor allem bei der Ernährung von Kindern Handlungsbedarf und will besonders die Standards in Gemeinschaftsverpflegungen, wie Kantinen und Mensen, verbessern. „Die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollen in der Gemeinschaftsverpflegung verbindlich und bis 2030 etabliert werden“, heißt es in der Strategie.

Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) ist Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft.
Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) ist Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft.

© dpa/Carsten Koall

Die Empfehlungen der DGE sehen unter anderem eine regelmäßige und abwechslungsreiche Ernährung mit Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten vor. Der Verzehr von Fisch wird ein bis zweimal die Woche empfohlen. Dagegen sollen pro Woche maximal 300 bis 600 Gramm Fleisch verzehrt werden. Zum Vergleich: Bislang liegt der Verbrauch von Wurst und Fleisch pro Kopf in Deutschland bei mehr als einem Kilo pro Woche – obwohl dies bereits der tiefste Wert seit 1989 ist.

Weiterhin fordert die Ernährungsstrategie, die unter dem Titel „Gutes Essen für Deutschland“ steht, eine Aufklärungskampagne in den sozialen Medien, Ernährungsunterricht an Schulen, kostenfreie Leitungswasser-Programme und eine Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Bis 2030 soll die Hälfte der insgesamt elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle reduziert werden.

Verbände und „foodwatch“ kritisieren Ernährungsstrategie

Kritik kam von Seiten der Verbände: „Vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Sachverhalte sind nicht zielführend“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands, Christoph Minhoff. Die Ernährungsstrategie müsse sich am Ende des Tages an ihrer Praktikabilität, Realisierbarkeit und Finanzierbarkeit messen lassen.

Die Verbraucherorganisation „foodwatch“ kritisierte die Strategie als nicht wirkungsvoll. „In der Ernährungsstrategie finden sich zwar viele hehre Ziele, aber kaum wirkungsvolle Maßnahmen“, sagte Luise Molling.

Sie forderte konkrete Schritte von der Ampel: „Die Junkfood-Werbeschranken zum Kinderschutz endlich auf den Weg bringen, eine Limo-Steuer nach dem Vorbild Großbritanniens einführen, die Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse abschaffen und Ernährungsarmut durch eine Erhöhung der Regelsätze bekämpfen.“

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