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Sergej Schoigu, Verteidigungsminister von Russland.

© dpa/AP/Russian Defense Ministry Press Service/Uncredited

Nach monatelangen Kämpfen: Russland zieht Truppen aus südukrainischem Cherson zurück

Seit Wochen ist die ukrainische Stadt hart umkämpft. Heute hat der russische Verteidigungsminister den Rückzug seiner Truppen verkündet.

Russland hat den Rückzug seiner Truppen westlich des ukrainischen Flusses Dnipro um die Stadt Cherson angeordnet. Das teilte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch mit.

„Das Leben und die Gesundheit der Soldaten der Russischen Föderation waren immer eine Priorität“, sagte Schoigu zur Begründung. Der neue Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, berichtete von zuletzt heftigem Beschuss der Ukrainer auf die Stadt Cherson und umliegende Ortschaften.

Russland hatte das Gebiet Cherson in den ersten Kriegswochen weitgehend besetzt und im September - ebenso wie die Regionen Saporischschja, Luhansk und Donezk - völkerrechtswidrig annektiert. Ungeachtet dessen kündigte die Ukraine immer wieder an, Stadt und Gebiet Cherson auch mithilfe westlicher Waffen befreien zu wollen.

In den vergangenen Wochen gab es andauernde heftige Kämpfe. Mehrfach berichteten die Ukrainer von großen Zerstörungen und hohen Verlusten auf russischer Seite. Unabhängig konnte das oft zwar nicht überprüft werden. Zuletzt rechneten aber auch russische Militärblogger mit einem baldigen Rückzug der eigenen Truppen aus der Stadt Cherson.

20.000 bis 40.000 russische Soldaten in Cherson

Auch Kommandeur Surowikin kündigte bereits im Oktober „schwierige Entscheidungen“ in Cherson an, was von Beobachtern als Indiz für einen geplanten Abzug gedeutet wurde. Zudem brachten die russischen Besatzer eigenen Angaben zufolge Zehntausende Zivilisten aus der Stadt Cherson weg. Die Ukraine sprach von einer Verschleppung der Menschen.

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Nun scheint klar, dass der Abzug tatsächlich stattfindet. Zwischen 20.000 und 40.000 russische Soldaten sollen sich noch auf dem Gebiet westlich des Flusses befinden. Darunter sind viele der besten Truppen, die Russland noch zur Verfügung stehen. Sie sicher aus dem Gebiet zurückzuziehen, dürfte eine komplexe militärische Operation werden und Tage, wenn nicht gar Wochen in Anspruch nehmen. 

Nur ein Übergang über den großen Damm bei der Stadt Nowa Kachowka ist noch für Soldaten und Autos passierbar (für schweres Militärgerät nicht). Die zweite große Brücke über den Fluss in der Stadt Cherson ist zerstört. Fähren und eine Behelfsbrücke in Cherson könnten für den Rückzug genutzt werden. 

Allerdings: Viele der Rückzugswege liegen in der Reichweite der ukrainischen Artillerie und der Himars-Rakatenwerfer. Dass Russland ohne große Verluste vom Westufer wegkommt, ist also keineswegs ausgemacht. 

Russland hat das Nachbarland Ukraine am 24. Februar überfallen. Seitdem mussten die russischen Truppen bereits mehrfach größere militärische Niederlagen einstecken. Als eines der aus Kreml-Sicht größten Debakel gilt der Rückzug aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw Mitte September. (dpa)

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