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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

© Kay Nietfeld/dpa

Kanzler im Cockpit: Scholz besucht Truppen bei Nato-Großmanöver

Seit Montag läuft „Air Defender“. Auf dem Fliegerhorst Jagel in Schleswig-Holstein wird Kanzler Olaf Scholz empfangen. Was bei der Luftwaffenübung noch geplant ist.

| Update:

„Air Defender 23“, die größte Luftwaffenübung in der Geschichte der Nato – und der Bundeskanzler ist dabei. Auf dem Fliegerhorst Jagel in Schleswig-Holstein steigt Olaf Scholz am Freitag in das Cockpit eines Eurofighters. Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe und selbst Kampfjet-Pilot, zeigt dem 65-jährigen Scholz, wie der seit fast 20 Jahren von der Bundeswehr genutzte Kampfjet gesteuert wird.

Als Hauptverantwortlicher übernimmt Gerhartz die „Einweisung“ des Kanzlers in das zehntägige Großmanöver im Luftraum über Deutschland, das am Montag angelaufen war. Das Übungsszenario hat es in sich: Luft- und Bodenkräfte der gegnerischen Occasus-Allianz halten die fiktive Region Klebius im östlichen Deutschland besetzt – insgesamt etwa ein Viertel des Landes.

Als nächstes planen ihre Einheiten, nach Norden zur Ostsee vorzustoßen und einen Hafen in Besitz zu nehmen. Sabotageaktionen, der Einsatz von Spezialkräften, die aus der Luft unterstützt werden – das westliche Bündnis hat den Verteidigungsfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrages erklärt.

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Mit rund 250 Flugzeugen und rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten beteiligen sich Streitkräfte aus 25 Nationen an der fiktiven Befreiungsoperation. Operiert wird von 26 Orten aus, wobei bereits das Verlegen von mehr als 100 Flugzeugen der US-Air National Guard nach Deutschland zur Übung gehört.

Generalleutnant Ingo Gerhartz (2.v.r.) wird Scholz in das Manöver „einweisen“.

© IMAGO/Rene Traut

Es geht um nicht weniger als 200 einzelne Aufträge, drei verbundene Luftoperationen pro Tag, mit mehreren Flugzeugtypen wie Aufklärer, Bomber, Jagdflugzeuge zum Luftkampf und Tankflugzeuge. Die Typenanzahl ist enorm: F-15, F-16, F-18, F-35, Tornado, Eurofighter, Gripen. Insgesamt sind rund 2000 Flüge geplant.

Dabei geht es um Koordination. Je nach Szenario sind zwischen 23 und 80 Luftfahrzeuge Teil einer einzigen Operation. Die teilnehmenden Flugzeuge und ihre Piloten übernehmen unterschiedliche Rollen – entweder die der eigenen Kräfte oder die des Gegners. Alles wird geübt, bis hin zum engen Kurvenkampf, auch „Dogfight“ genannt.

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Der Luftraum ist während der Manöver streng geregelt. Der Übungsraum Ost wird zwischen 10 und 14, der Übungsraum Süd zwischen 13 und 17 und der nördliche zwischen 16 und 20 Uhr für die militärische Nutzung reserviert sein. Nachts und am Wochenende finden keine Übungsflüge statt.

Die Übungsräume orientieren sich an Gebieten, die schon seit Jahrzehnten von der Luftwaffe für die routinemäßige Ausbildung genutzt werden. Sie sind für „Air Defender 2023“ erweitert und teilweise durch Korridore miteinander verbunden worden.

Bis zu 15.000 Meter Flughöhe

Die Flughöhen während „Air Defender 23“ in den drei Übungsräumen betragen zwischen 2500 und 15.000 Meter und höher. Darunter werden in der Regel keine Missionen geflogen. Die drei Hauptdrehkreuze der Air Defender 23 sind Schleswig/Hohn, Wunstorf und Lechfeld.

Vom Fliegerhorst Jagel aus starten sonst die Tornados des Geschwaders 51 „Immelmann“. Das ist der einzige fliegende Verband der Luftwaffe, der über alle Fähigkeiten zur luftgestützten Aufklärung verfügt. 2013 übernahm das Geschwader auch noch die Aufgabe der „gegnerischen bodengebundenen Luftverteidigung“ vom aufgelösten Jagdbombergeschwader 32 aus Lechfeld. Es ist zudem mit Seekriegführung beauftragt.

Die militärischen Wurzeln des Fliegerhorsts reichen in den Ersten Weltkrieg zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte zunächst die Royal Airforce den Platz. 1948 war er in die Berliner Luftbrücke eingebunden. 1958 wurde Jagel von der Bundeswehr übernommen.

Und jetzt ist Olaf Scholz da, der vor 40 Jahren den Kriegsdienst verweigert und Zivildienst in einem Pflegeheim geleistet hat. Der erste Bundeskanzler, der Platz nimmt in einem Kampfflugzeug, dem Eurofighter. Nicht um zu fliegen – aber doch als Air Defender.

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