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Politik: Schwarz-Weiß-Malereien

Clinton stellt Obama in die afroamerikanische Ecke und hofft auf Stimmen weißer Arbeiter

Nach jüngsten Umfragen wird der schwarze Präsidentschaftskandidat Barack Obama die Vorwahl in South Carolina an diesem Samstag gewinnen. Ein Erfolg würde ihm neuen Schwung vor dem „Super Tuesday“ am 5. Februar verleihen. Dann stimmen 22 Staaten ab, wer für die Demokraten und wer für die Republikaner bei der Hauptwahl im November antreten soll. Obama hatte Hillary Clinton, die als Favoritin galt, in der ersten Vorwahl in Iowa besiegt. Sie gewann dann in New Hampshire. Über den Ausgang der dritten Vorwahl der Demokraten in Nevada streiten beide: Sie erhielt mehr Stimmen, er mehr Delegierte für den Nominierungsparteitag im August.

In den vergangenen Tagen hatten sich beide in ungewöhnlich scharfer Form persönlich angegriffen. US-Medien kommentieren, die Tonlage des Streits bedrohe beider Ansehen und gefährde die Aussichten der Demokraten, die Hauptwahl im November zu gewinnen.

In den Umfragen führt Obama mit 39 Prozent, Clinton kann mit 24 Prozent rechnen und John Edwards mit 19 Prozent. Er profitiert von dem Streit zwischen Obama und Clinton und holt auf.

Entscheidend für Obamas klare Führung ist seine wachsende Beliebtheit bei schwarzen Bürgern. Sie stellen, wenn sie wählen gehen, rund die Hälfte der demokratischen Wähler in South Carolina. Im Oktober hatte Clinton noch 57 Prozent Zustimmung unter Schwarzen, heute nur noch 31 Prozent. Anfangs kamen ihr die Sympathien für Bill Clinton zugute. Den nennen manche den „ersten schwarzen Präsidenten“, da die Arbeitslosigkeit unter Afroamerikanern in seiner Regierungszeit stark zurückging.

Obama war zunächst nicht so bekannt, und ihm schlug das Misstrauen entgegen, er sei „nicht schwarz genug“, da er eine weiße Mutter hat, Karriere machte und in der weißen Oberschicht beliebt ist. Den Argwohn konnte er zerstreuen. Doch da er so oft auf die Frage nach seiner Identität antworten musste, erschien er zunehmend als schwarzer Kandidat. Das ist hinderlich für die kommenden Vorwahlen in Staaten mit geringerem Schwarzenanteil. Obama war zuvor als Bewerber aufgetreten, der eine dunklere Haut hat, aber über den Rassenkonflikten steht und die Nation vereinen kann.

Hillary und Bill Clinton zeigen jetzt ihre Erfahrung mit harten Wahlkämpfen. Sie haben die Schärfe in die Auseinandersetzung gebracht und Obamas Hauptanziehungspunkte hinterfragt. Gezielt haben sie Debatten über das Verhältnis von Schwarz und Weiß forciert und Obama in die afroamerikanische Ecke gedrängt. Das schadet Hillary zwar in South Carolina, doch mit der Niederlage dort hat sie sich offenbar abgefunden. Sie hofft, dass weiße Arbeiter in den folgenden Vorwahlstaaten sie umso sicherer wählen. Unter ihnen sind Rassenvorbehalte noch stark verbreitet und ebenso unter Hispanics, den Einwanderern aus Mexiko, Mittel- und Südamerika. Demokratische Wähler haben anonyme Massen-E-Mails erhalten, die Obama als typischen Schwarzen beschreiben oder als verkappten Muslim – er heißt mit vollem Namen Barack Hussein Obama, wie sein kenianischer Vater, gehört aber einer christlichen Kirche an.

In diesem Schlagabtausch gehen Bill und Hillary Clinton arbeitsteilig vor. Bill führt bei Wahlkampfauftritten die Angriffe. Wenn Obama sich tags drauf in Fernsehdebatten verteidigt, teilweise in empörtem Ton, wirft Hillary ihm vor, er suche den Streit. Das schadet seinem Image als Versöhner. Bill behauptet auch, Obamas frühe Ablehnung des Irakkriegs sei „ein Märchen“. Hillary hatte für den Angriff gestimmt, Obama auf Demonstrationen gegen den Krieg gesprochen, was ihm bisher mehr Glaubwürdigkeit verlieh. US-Medien und Bürger beschreiben die Methoden zwar als unfair. Aber sie betonen zugleich, wenn Obama sich gegen solche Angriffe nicht erfolgreich wehre, sei er nicht geeignet für den harten Job des Präsidenten.

Die „New York Times“ erklärte am Freitag ihre Unterstützung für Hillary Clinton bei den Demokraten und John McCain bei den Republikanern. Das „Endorsement“ hat symbolische Bedeutung.

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