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Eine verwundete Frau in Kiew.

© AFP / Foto: AFP/HANDOUT

US-Reaktion auf neue Angriffe: Biden verspricht Selenskyj „fortschrittliche Luftabwehrsysteme“

Als Vergeltung für den Angriff auf die Krim-Brücke hat Moskau mehrere ukrainische Städte attackiert. Die internationale Politik ist empört.

| Update:

US-Präsident Joe Biden hat die russischen Raketenangriffe auf die Ukraine „aufs Schärfste“ verurteilt. Sie zeigten einmal mehr „die äußerste Brutalität des illegalen Krieges“ von Kremlchef Wladimir Putin gegen das ukrainische Volk, erklärte Biden. Die Angriffe bestärkten die US-Regierung darin, dem ukrainischen Volk beizustehen, so lange es nötig sei.

Man werde Russland weiterhin gemeinsam mit den internationalen Partnern zur Rechenschaft ziehen. „Wir fordern Russland erneut auf, diese unprovozierte Aggression sofort zu beenden und seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen“, so Biden.

Biden versprach dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj weitere Militärhilfe „einschließlich fortschrittlicher Luftabwehrsysteme“. Er habe Selenskyj bei einem Telefonat zugesichert, „die Ukraine weiterhin mit allem zu versorgen, was sie für ihre Verteidigung benötigt“, erklärte das Weiße Haus.

US-Außenminister Antony Blinken versicherte seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba angesichts der Angriffe in einem Telefonat die „unerschütterliche wirtschaftliche, humanitäre und sicherheitspolitische Hilfe“ der US-Regierung.

Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew sowie in weiteren Großstädten war es am Montagmorgen zu schweren Explosionen gekommen. Es habe mehrere Einschläge gegeben, berichteten der Kiewer Bürgermeister Witali Klitschko und eine Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur.

Klitschko sprach explizit von russischem Raketenbeschuss und forderte die Menschen via Telegram auf, Schutz zu suchen. Den ersten Luftalarm gab es ab 6.47 Uhr. Um 7.50 Uhr erschien laut Tagesspiegel-Informationen die Aufschrift „Luftangriff“ am Hauptgebäude der Polizei in Wladimirskij.

Journalisten der Nachrichtenagentur AFP hörten im Stadtzentrum drei laute Explosionen, nach Beobachtungen der dpa-Korrespondentin im Zentrum soll ein Feuerball am Himmel zu sehen gewesen sein. In sozialen Netzwerken waren Rauchwolken zu sehen. Die Behörden meldeten mindestens fünf Todesopfer und zwölf Verletzte.

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Antwort auf die Explosion auf der Krim-Brücke

Andere Augenzeugen berichteten von fünf Einschlägen. Die genaue Zahl war unklar. Das ukrainische Millitär gab an, Russland habe bisher 83 Marschflugkörper auf ukrainische Städte abgefeuert, mehr als 40 davon seien jedoch von der Luftabwehr abgeschossen worden. Von zwölf Drohnen seien neun abgeschossen worden. Am Vormittag sollen zudem rund ein Dutzend weitere Raketen vom Schwarzen Meer aus auf die Ukraine abgefeuert worden sein.

Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Angriffe als Moskaus Antwort auf die Explosion auf der für Russland strategisch wichtigen Krim-Brücke.

Serhij Leschtschenko, der Berater des ukrainischen Präsidenten, berichtete dem Tagesspiegel am Montagvormittag von den Angriffen, während er durch die Innenstadt zum Hauptbahnhof lief. „Das hier ist das Herz von Kiew“, sagte er am Telefon. Sein Weg führe an den Einschlagorten vorbei. Es habe mindestens zwei Raketenangriffe in der Gegend gegeben, eine an der Ecke Wolodymyr-Straße/Schewtschenko-Allee, eine weitere an einem Kinderspielplatz im Schewtschenko-Park.

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„Seit Kriegsbeginn hatten wir nicht so viele zivile Tote in Kiew“, sagte der Präsidentenberater. Nach Angaben der Associated Press ist es die erste Attacke auf die Hauptstadt seit Juni. Laut ersten Berichten starben mindestens acht Menschen. „Das Leben in Kiew hatte sich wieder relativ normalisiert, die Menschen kamen zurück“, erklärte Leschtschenko. Nun auch der Krieg? „Das Signal ist sehr klar: Putin will die Ukrainer terrorisieren und Panik verbreiten.“

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Die ukrainische Journalistin Oksana Naumova, die vor kurzem vor der Besetzung aus Cherson in die ukrainische Hauptstadt geflohen ist, berichtet gegenüber dem Tagesspiegel:

„Die Explosionen ertönten schon am Morgen. Der Alarm dauerte zwei Stunden an. Meine Fenster vibrieren und mein Kühlschrank springt auf die Fensterbank. Wir wissen bereits, dass es einen Check-in im Zentrum der Hauptstadt gibt. Der Kiewer Bürgermeister Klitschko hatte dies bereits angekündigt. Für mich ist es noch schrecklicher, in Kiew zu sein als in Cherson. In Cherson wussten wir wenigstens, dass Leute getroffen wurden, die gegen die Russen gekämpft haben. Hier haben die Russen Zivilisten angegriffen.“

Ein massiver Raketenangriff auf das Gebiet, es gibt Tote und Verletzte.

Militärgouverneur Walentyn Resnitschenko

Im Internet kursieren Fotos von Ukrainern aus Luftschutzbunkern in Kiew:

Kiew ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits mehrfach von russischen Raketen getroffen worden. Es war der schwerste Vorfall dieser Art und der erste Angriff auf die Stadt seit Monaten. 

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„Eine der Raketen ist beim Gruschewski-Denkmal in der Wolodymyr-Straße heruntergekommen. Die Rettungskräfte sind an der Arbeit“, teilte der Berater des Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, mit. Die Wolodymyr-Straße liegt direkt im Zentrum Kiews. 

Landesweiter Luftalarm

Brennende Autos nach einem Rakatenangriff Russlands.

© Valentyn Ogirenko/REUTERS

Das Präsidialamt sprach kurz darauf von Angriffen auf „viele“ ukrainische Städte, in fast allen Landesteilen der Ukraine herrscht mittlerweile Luftalarm. „Ein massiver Raketenangriff auf das Gebiet, es gibt Tote und Verletzte“, teilte der Militärgouverneur der Region Dnipropetrowsk um die Industriestadt Dnipro, Walentyn Resnitschenko, am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit.

Über Einschläge berichten auch die Behörden von Lwiw, Chmelnyzkyj und Schytomyr. Resnitschenko rief die Bewohner des Gebiets dazu auf, in den Bombenschutzkellern zu bleiben.

Beschuss der kritischen Infrastruktur

Getroffen wurden Berichten zufolge nicht nur die Gebietshauptstadt Dnipro, sondern auch die Städte Nikopol und Marhanez, die dem Atomkraftwerk Saporischschja gegenüber am anderen Ufer des Flusses Dnipro liegen. 

Die Angriffe sollen sich dabei gezielt gegen kritische Infrastruktur richten. Berichten zufolge soll die Infrastruktur zur Stromversorgung in Lwiw beschossen worden sein. Der Bürgermeister von Lwiw, Andriy Sadovyi, schrieb auf Twitter, der Betrieb der Wärmekraftwerke der Stadt sei vorübergehend eingestellt worden. 

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Raketenangriffe auf Slowjansk und Saporischschja

In der Großstadt Saporischschja war nach den nächtlichen Raketenangriffen am Morgen ebenfalls Luftalarm. Vier Tote gab es Behördenangaben zufolge durch einen Raketenangriff in der ostukrainischen Großstadt Slowjansk im Gebiet Donezk.

Freiwillige Helfer arbeiten an der Beseitigung von Trümmern in Saporischschja. (Archivfoto vom 09.10.2022)

© Leo Correa/dpa

Der Einschlag sei im Stadtzentrum erfolgt, teilte Bürgermeister Wadym Ljach mit. In der westukrainischen Großstadt Lwiw seien schwere Explosionen zu hören, teilte der Bürgermeister Andrij Sadowyj mit.

In mehreren Stadtteilen ist der Strom ausgefallen. „Im Gebiet Chmelnyzkyj sind Explosionen zu hören. Die Flugabwehr ist im Einsatz“, teilte auch der dortige Gouverneur, Serhij Hamalij, mit. Zu möglichen Opfern machte er keine Angaben.

Zuvor hatte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, der Ukraine Vergeltung für die Explosionen auf der für Russland strategisch wichtigen Krim-Brücke angedroht. Die Chefredakteurin von „Russia Today“ Margarita Simonyan schrieb auf Twitter: „Hier habt ihr eure Antwort.“

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Kremlchef Wladimir Putin hatte am Sonntag von einem „Terroranschlag“ auf die Brücke gesprochen und - wie Medien in Kiew - den ukrainischen Geheimdienst SBU verantwortlich gemacht. Bestätigt hatte der SBU eine Beteiligung aber nicht. Die SBU-Zentrale liegt im Stadtzentrum in Kiew.

Ukraine gibt sich kämpferisch

Im Internet kursieren Videos aus einer Kiewer U-Bahn-Station, in der zahlreiche Ukrainer Schutz suchen und gemeinsam singen: Russland, wir singen und bleiben stark, egal wie sehr ihr versucht, uns zu töten. 

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Auch das ukrainische Verteidigungsministerium gab sich kämpferisch. „Ihr Russen glaubt also wirklich, dass ihr eure Ohnmacht auf dem Schlachtfeld mit Raketenangriffen auf friedliche Städte kompensieren könnt? Ihr kapiert es einfach nicht, oder? Eure Terroranschläge machen uns nur stärker. Wir sind hinter euch her.“ schrieb das Ministerium auf Twitter.

Vereinzelten Berichten zufolge wurden die Angriffe, anders als vom Kreml dargestellt, schon lange vor dem Angriff auf die Krim-Brücke geplant. Das ukrainische Militär könnte also schon seit einer Weile von den Plänen gewusst und entsprechende Vorbereitungen getroffen haben.

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