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18.11.2022, Hessen, Fulda: Johannes Winkel, designierter neuer Bundesvorsitzender der Jungen Union (JU), stellt sich auf dem Deutschlandtag der JU in Fulda den Delegierten vor. Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa / Boris Roessler

Tilman Kuban tritt ab: Johannes Winkel zum neuen Chef der Jungen Union gewählt

Als JU-Chef konnte Kuban poltern und kritisierte oft die CDU. Sein Nachfolger wirkt ruhiger, will aber „unbequeme Debatten“ anzetteln.

Zum Abschied schreibt Tilman Kuban mit seiner Rede seiner Partei noch ein paar Dinge ins Stammbuch. Die Union, ruft der scheidende Vorsitzende der Jungen Union, dürfe sich nicht zufrieden geben damit, mit 28 Prozent stärkste Kraft zu sein. Sie müsse den Anspruch haben wieder 40 Prozent plus zu erreichen.

Es brauche mehr Mitgliederbeteiligung, mehr Debatten. Und es könne nicht sein, dass sich die CDU wie auf ihrem letzten Parteitag vor allem eine Quotendebatte liefere. „Das ist nicht nah bei de Leut. Damit haben wir keine einzige Stimme gewonnen.“

Kuban hat lange gefeilt an dieser letzten Rede. Am Ende kämpft er mit den Tränen. Dreieinhalb Jahre hat er den Nachwuchs von CDU und CSU angeführt, jetzt ist er mit 35 Jahren zu alt für die Junge Union. Seine Parteifreunde feiern ihn mit Standing Ovations.

Der Nachfolger stand schon lange fest

Der Jurist war einer, der poltern konnte und wusste, wie man Schlagzeilen generiert. Auf ihrem Deutschlandtag an diesem Wochenende in Fulda stellt sich die JU nun für die Zeit nach Kuban auf. Sein Nachfolger stand schon seit Wochen fest: der Landeschef der JU in NRW, Johannes Winkel. Am Freitagabend wurde er mit 87 Prozent zum neuen JU-Vorsitzenden gewählt.

Mehrere Wochen lang war er durch die Landesverbände der JU gereist, um sich vorzustellen. In seiner Rede in Fulda schlug er moderatere Töne an als einst bei seiner Vorstellungsrede Kuban. Winkel forderte, die Junge Union solle „vordenken in der Generationenfrage“. Es sei richtig, dass die CDU ein neues Rentenkonzept entwickle. „Aber das reicht nicht. Wir müssen den Mut haben, über Ursachen reden.“

Unmut in der JU über Entscheidungen der CDU

Es brauche mehr Migration in den Arbeitsmarkt und eine modernere Familienpolitik, die Anreize setze, „damit sich Karriere und Kinder lohnen“. Winkel rief: „Lasst uns die CDU auf dem nächsten Parteitag in eine Diskussion zwingen, die unbequem aber für unser Land bitter notwendig ist.“

In der JU herrscht Unmut über mehrere Entscheidungen der CDU. Dass sich die Partei für den Uploadfilter im Netz eingesetzt habe und in der Coronazeit Jugendliche hintenangestellt habe – all das habe nicht dabei geholfen, jüngere Wähler zu überzeugen, kritisierte Kuban mehrfach. Auch die Dienstpflicht für junge Menschen, die die CDU unlängst zur Parteilinie gemacht hatte, trage nicht dazu bei, dass Jüngere die Union wählten.

Der diesjährige „Deutschlandtag“ der Jungen Union steht auch im Zeichen des Ukrainekrieges. Die Delegierten wollen über einen Leitantrag zur Außen- und Sicherheitspolitik beraten. Erwartet werden als Gäste unter anderem CDU-Chef Friedrich Merz und Unionsfraktionsvize Jens Spahn. Die JU ist mit 92.000 Mitgliedern die größte Jugendorganisation einer Partei in Europa.

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