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US-Außenminister Antony Blinken in der Digital-Akademie von Kinshasa/Kongo.

© Andrew Harnik/ REUTERS

US-Außenminister auf Afrika-Tour: Viele Staaten wollen sich im neuen Kalten Krieg nicht entscheiden - und können es sich leisten

Mit ein bisschen Demokratieförderung ist Afrika nicht zu gewinnen - zu stark sind China und Russland bereits engagiert. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Andrea Nüsse

Afrika ist der Schauplatz des neuen Kalten Krieges, den der Wettkampf der Systeme zwischen den USA/EU und China/Russland der restlichen Welt aufzwingt. Nach der Kolonialisierung und dem Kalten Krieg, der zu Zeiten des Machtkampfs zwischen USA und der Sowjetunion herrschte, ist dies nun der nächste Wettlauf um Gunst und Einfluss auf dem Kontinent.

Doch die Lage ist diesmal sehr viel unübersichtlicher, und afrikanische Länder sind in einer stärkeren Position.

Illustriert wird der Wettstreit durch die jüngste Reisediplomatie – derzeit tourt US-Außenminister Antony Blinken durch Afrika, zuvor waren der russische Außenminister Sergei Lawrow und der französische Präsident Emmanuel Macron zeitgleich unterwegs.

Frankreich verliert seinen exklusiven "Hinterhof" in Westafrika

Es geht um Stimmen bei UN-Abstimmungen – 25 afrikanische Länder hatten den russischen Angriff auf die Ukraine nicht verurteilt. Aber auch um Handel, Rohstoffe, Sicherheit, Flüchtlinge. Klar ist bisher nur, dass Frankreich seinen exklusiven „Hinterhof“ in Westafrika verliert: Militärcoups in Mali, Burkina Faso und Guinea haben pro-französische Herrscher gestützt; Togo und Gabon, zwei Pfeiler der Francophonie, sind kürzlich dem Commonwealth beigetreten.

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Die USA versuchen nun, mit einer neuen Demokratieoffensive zu punkten – nur dass dies nach den Missionen in Irak und Afghanistan auf Skepsis stößt.

Zu deutlich wird auch, dass die USA hauptsächlich daran interessiert sind, russischen Einfluss zurückzudrängen, wie dies im „Gesetz zur Bekämpfung bösartiger russischer Aktivitäten in Afrika“ vom Mai deutlich wird. So hat Südafrikas Außenministerin Blinken zwar herzlich empfangen, aber die neutrale Position ihres Landes im Ukraine-Krieg nicht verändert.

Russland hat noch viel Sympathien in Afrika wegen der Unterstützung der Befreiungsbewegungen durch die Sowjetunion, ist der größte Waffenlieferant. China punktet (noch) mit Krediten zu fragwürdigen Bedingungen und baut die Infrastruktur des Kontinents. Der Westen hat da wenig zu bieten.

Die afrikanischen Länder werden sich diesmal nicht einem Lager zuordnen, sondern versuchen, hybrid zu fahren. Das können sie sich bei den vielen Playern (Türkei und arabische Staaten mischen auch verstärkt mit) auch leisten. Die bisherigen Angebote von USA und EU entwickeln jedenfalls keine Sogwirkung. Das bekommt Blinken gerade zu spüren.

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