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Sahra Wagenknecht.

© dpa/Wolfgang Kumm

Vorträge bei Vermögensverwaltern: Wagenknechts lukratives Geschäft mit den „Superreichen“

Ihre Partei forderte eine Abgabe auf Millionenvermögen. Das hindert Sahra Wagenknecht aber nicht daran, sich von Schweizer Vermögensverwaltern für einen Vortrag bezahlen zu lassen – und nicht nur das.

Schweiz, Oktober 2022. Mehr als 150 Gäste haben sich in einem Konferenzsaal versammelt. Eingeladen hat die Swiss Rock Asset Management, die nach eigenen Angaben die Vermögen von „institutionellen und vermögenden privaten Kunden“ investiert.

Bei dem „Anlagesymposium“ geht es um die Perfomance am Schweizer Aktienmarkt oder ums Investieren in Obligationen. Die Hauptrednerin scheint zu diesem Publikum nicht so recht zu passen.

Auf Einladung der Swiss Rock hält die Linken-Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht eine Keynote-Rede vor den geladenen Gästen. Ihr Thema: „Linksliberalismus und der Abschied der liberalen Gesellschaft“.

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Die Vermögensverwalter aus Zürich zahlen sehr gut: Für ihren Auftritt bekommt Wagenknecht 10.000 Euro brutto. Das geht aus den vom Bundestag veröffentlichten Angaben zu Wagenknechts Nebentätigkeiten hervor.

Bei den Vermögensverwaltern aus Zürich tritt also ausgerechnet die Vertreterin einer Partei auf, die jenen „Superreichen“ den Kampf ansagte, die ihr Geld auch gern in der Schweiz anlegen.

Die Linke fordert nicht nur eine Vermögenssteuer, sondern zusätzlich auch eine Abgabe auf Millionenvermögen. „Wir wollen die Superreichen und die Profiteure der Krise zur Kasse bitten“, sagte Parteichefin Janine Wissler vor der Bundestagswahl 2021. Ginge es nach der Linkspartei, müssten Millionäre mindestens zehn Prozent ihres Vermögens abgeben.

Es ist nicht der einzige Auftritt dieser Art, mit dem die Linken-Politikerin viel Geld dazuverdiente. Seit dem Beginn der jetzigen Legislaturperiode meldete die Abgeordnete dem Bundestag vier weitere Auftritte, alle für Schweizer Auftraggeber. Beim Unternehmertag 2021 diskutierte sie über die Frage, ob die Tech-Giganten ihre Marktmacht missbrauchen.

Nach Angaben der Veranstalter handelt es sich um „eine der beliebtesten Veranstaltungen der Venture Capital und Private Equity Szene in Europa“. Der Unternehmertag fand in einem „exklusiven Resort am Tegernsee“ statt. Für ihren Auftritt in einer Diskussionsrunde erhielt die Bundestagsabgeordnete 14.280 Euro brutto.

Wagenknecht tritt in „exklusivem Resort am Tegernsee“ auf

Beim Schweizerischen Institut für Auslandsforschung hielt sie 2021 einen Vortrag darüber, warum „mehr Zusammenhalt und Gemeinsinn“ gebraucht würden (10.000 Euro). Beim „Efficiency Club“ in Zürich nahm sie 2022 an einem Wirtschafts-Symposium teil (rund 4000 Euro). In diesem Jahr besuchte sie in Zürich einen „Salon-Abend“ der Zeitschrift „Schweizer Monat“ (rund 10.000 Euro).

48.300
Euro verdiente Wagenknecht seit 2021 mit fünf Vorträgen

Diese Beträge sind jedoch nichts gegen die Einkünfte, die Wagenknecht als Autorin des Buches „Die Selbstgerechten“ für sich verbuchen konnte. Für den Bestseller überwies ihr Verlag ihr mehr als 720.000 Euro. Das Buch, das 2021 erschienen war, hatte den Bundestagswahlkampf ihrer Partei belastet.

Wagenknecht spricht darin von „Lifestyle-Linken“, die sich aus ihrer Sicht mehr für Identitätspolitik interessieren als für soziale Gerechtigkeit, und rechnet mit ihrer Partei ab. Negativ zeichnet sie in dem Buch auch den „Linksliberalismus“ - über den sprach sie auch bei den Schweizer Vermögensverwaltern.

Linken-Chefin Wissler kritisiert Wagenknechts Nebeneinkünfte

Den parteiinternen Konflikt um Wagenknecht dürften die nun bekannt gewordenen Details über die Nebeneinkünfte noch verstärken. „Wenn Abgeordnete Zehntausende Nebenverdienste haben und sogar Geld von der Schweizer Finanzindustrie nehmen, dazu hoch dotierte Podien und Vorträge bei der Wirtschaft, ist das ein Problem“, sagte die Linken-Vorsitzende Janine Wissler der Funke-Mediengruppe. Bundestagsabgeordnete sollen ihre Arbeit im Parlament, in den Ausschüssen und im Wahlkreis machen.

Doch im Bundestag fehlt Wagenknecht bereits seit Jahren bei vielen namentlichen Abstimmungen. Sie ist in keinem der Ausschüsse ordentliches Mitglied. Selbst als das Parlament kürzlich auf Antrag ihrer Fraktion über Wege zum Frieden in der Ukraine diskutierte, war die prominente Abgeordnete nicht dabei.

Kürzlich ließ Wagenknecht wissen, dass sie bis Ende des Jahres über die Gründung einer neuen Partei entscheiden will. Der Co-Parteichef Martin Schirdewan zeigte sich deshalb „stinksauer“ und nannte ihr Verhalten „parteischädigend“.

Wagenknecht müsse sich entweder von der Idee einer Konkurrenzpartei zur Linken distanzieren oder Konsequenzen ziehen. Es gilt allerdings als höchst unwahrscheinlich, dass Wagenknecht ihr Mandat niederlegt.

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