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09.10.2022, Niedersachsen, Hannover: Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, steht bei der SPD-Wahlpüarty auf der Bühne und jubelt. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa / Julian Stratenschulte

Wählerwanderung in Niedersachsen: Alte wählen Stephan Weil, FDP verliert stark an AfD

Die Krise hat starke Auswirkungen auf die Wahlentscheidung in Niedersachsen. Die CDU büßt ausgerechnet bei einer alten Kernkompetenz Vertrauen ein.

Für die Forschungsgruppe Wahlen ist der Gewinner der Landtagswahl in Niedersachsen keine Partei, sondern ein Mann. „Der Erfolgsfaktor Nummer eins heißt bei der SPD Stephan Weil“, bilanzieren die Demoskopen in ihrer Blitzanalyse, für die sie knapp 20.000 Wahlberechtigte befragten. Wie schon bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen zeigte sich, welche Zugkraft ein starker Amtsinhaber entwickeln kann.

Gegen den Bundestrend der Sozialdemokraten führte Weil seine SPD erneut weit jenseits der 30-Prozent-Marke. 71 Prozent der Wahlberechtigten seien zufrieden mit seiner Arbeit, 55 Prozent wollten ihn als Landesvater. Doch der Blick in die Zukunft dürfte den Genossen Sorge bereiten, denn die Basis für den Erfolg legte einmal mehr die ältere Generation. Bei den ab 60-Jährigen schafft die SPD starke 42 Prozent, bei den unter 30-Jährigen kommt sie nur noch auf 22 Prozent.

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Traditionell stark schnitten bei den Jungwählern die Grünen ab. Jeder Fünfte unter 30 machte sein Kreuz für die Öko-Partei – damit hängte man sogar die CDU ab. Den Konservativen wurde den Demoskopen zufolge jedoch ein anderes Phänomen zum Verhängnis. „In einem Umfeld, in dem Wirtschaftslage und Zukunftsvorbereitung skeptischer gesehen werden als 2017, hat die CDU in diesen Politikfeldern Kompetenzeinbußen.“ Eine Erkenntnis, die für die CDU umso schmerzhafter ist, weil sie mit Bernd Althusmann den amtierenden Wirtschaftsminister ins Rennen geschickt hatte.

Von der Krise profitiert – auch das keine neue Erkenntnis – mal wieder die AfD. Wie gewohnt kann die AfD laut Forschungsgruppe Wahlen vor allem bei den 30- bis 44-Jährigen Männern punkten. Gewählt wird die AfD für 20 Prozent aller Befragten wegen ihrer „politischen Forderungen“, aber für 71 Prozent als „Denkzettel“. Laut Wählerwanderung von infratest dimap gewinnt die rechtsradikale Partei vor allem enttäuschte CDU- und FDP-Wähler. 50.000 beziehungsweise 40.000 Stimmen wanderten aus dem bürgerlichen ins radikale Lager – ein Fakt, der gerade bei den Liberalen selten thematisiert wird.

Die FDP spielt im Machtpoker keine Rolle mehr.

Analyse Forschungsgruppe Wahlen

Tatsächlich verlieren die Freien Demokraten jedoch an keine andere Partei so viele Stimmen. Rund 25.000 wanderten in Richtung CDU ab, 15.000 frühere FDP-Wähler blieben der Wahl gänzlich fern. Für die Forschungsgruppe Wahlen hängt die Schlappe der Liberalen eng mit der schlechten Perfomance in der Ampel-Koalition zusammen. Die Kritik an der Bundesregierung treffe vor allem den kleinsten Koalitionspartner – vielleicht auch, weil sich die FDP selbst immer wieder unzufrieden äußert. Für die Demoskopen steht schon vor dem amtlichen Endergebnis fest: „Die FDP spielt im Machtpoker keine Rolle mehr.“

Ganz anders die Grünen, die von der Oppositions- auf die Regierungsbank wechseln könnten. Eine Mehrheit scheint dies zu unterstützen. 42 Prozent der Befragten bewerten eine rot-grün Koalition als „gut“. Für Rot-Schwarz sagen dies nur 33 Prozent, für Schwarz-Grün sogar nur 25 Prozent – und auch rechnerisch ist diese Konstellation ja nicht machbar.

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