zum Hauptinhalt
Russische Soldaten in der Region Saporischschja

© Foto: IMAGO/SNA/Konstantin Mihalchevskiy

Update

Zwei mögliche Szenarien: Verteidigungsministerium rechnet mit russischer Großoffensive Anfang 2023

In einer internen Analyse hält das Bundesministerium die Einnahme der gesamten Ukraine als Ziel für möglich. Auch belarussische Soldaten spielen eine Rolle.

| Update:

Das Verteidigungsministerium rechnet mit einer russischen Großoffensive in der Ukraine Anfang 2023. Das geht aus einer internen Analyse der Abteilung „Einsatz & Strategie“ hervor, aus der die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) zitiert. 

Darin, so die NZZ, werden zwei Szenarien betrachtet. Im ersten ziele Putin auf die Eroberung des gesamten Donbass ab, im zweiten auf die vollständige Einnahme der Ukraine.

Es sei damit zu rechnen, dass die Eroberung des Donbass im April 2023 beginne. Zeitgleich würden laut Analyse im ersten Szenario zehntausende belarussische Soldaten an der ukrainischen Grenze im Norden aufmarschieren.

Nach Ansicht des Verteidigungsministeriums soll so eine Aufspaltung der ukrainischen Truppen erzwungen werden. Mit einer belarussischen Invasion sei in diesem Fall jedoch nicht zu rechnen, berichtet die „NZZ“ unter Verweis auf das Dokument.

Im zweiten Szenario wird ein Zwei-Fronten-Krieg beschrieben. In diesem Fall würden russische Truppen aus dem Donbass angreifen und belarussische Soldaten aus dem Norden. Um Waffenlieferungen aus dem Westen abzuschneiden, würden russische Truppen versuchen, bis an die ukrainisch-polnische Grenze vorzurücken. 

Dafür sei jedoch eine russische Generalmobilmachung notwendig, zitiert die „NZZ“ aus der Analyse. Eine Maßnahme, die vom Verteidigungsministerium „aus innenpolitischen Gründen als eher unwahrscheinlich“ eingeschätzt wird.

Russland richtet Feldlazarett in Belarus ein

Auch der US-Thinktank „Institute for the Study of War“ (ISW) sieht Russland in Belarus weiterhin Voraussetzungen für einen möglichen Angriff auf den Norden der Ukraine schaffen. Als ein Indiz dafür, dass Russland von dort aus angreifen könnte, wurde die Einrichtung eines Feldlazaretts angesehen. „Feldhospitäler sind nicht notwendig für Übungen und können ein Hinweis auf die Vorbereitung von Kampfhandlungen sein“, teilte das ISW mit.

Anfang des Jahres sei die Einrichtung diese Lazarette in Belarus ebenfalls ein Indiz dafür gewesen - unmittelbar vor Beginn der großen russischen Invasion. In Belarus hatte der von Moskau politisch und finanziell abhängige Machthaber Alexander Lukaschenko seine Militärbasen für die Angriffe auf die Ukraine zur Verfügung gestellt. Die Ukraine sieht Belarus als Kriegspartei. Dagegen betont Lukaschenko, der am Samstag zu einem neuen Besuch in Moskau eintraf, sich nicht an dem Krieg zu beteiligen.

Das US-Institut hält es für möglich, dass es sich bei dem Aufmarsch der russischen Truppen in Belarus um ein Ablenkungsmanöver handelt. Möglich sei auch ein Sabotageangriff, um die ukrainischen Streitkräfte von der Verteidigung im Donbass abzulenken. Russland könne dann eine womöglich geringere Aufmerksamkeit der ukrainischen Truppen für eine Offensive im Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine oder auch anderswo nutzen, hieß es.

Auch der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, hatte am Freitag gesagt, dass Russlands Aktivitäten in Belarus ein Element der Desinformationskampagne sein könnten. Die Ukraine sei in der Lage, ihre Grenze im Norden zu schützen. Auch bei der aktuell am stärksten umkämpften Stadt Bachmut im Donbass hätten die ukrainischen Streitkräfte die Kapazitäten, noch eine viel stärkere Anzahl an russischen Angreifern zurückzuhalten, hieß es. (Tsp, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false