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Derzeit arbeiten rund 10.000 Beschäftigte in dem Werk in Brandenburg.

© dpa/Patrick Pleul

Update

Antrag eingereicht: Tesla will in Grünheide eine Million Autos pro Jahr bauen

Das Werk wird neu konfiguriert. Der US-Elektroautobauer will sein Industrieabwasser komplett aufbereiten und wieder verwenden.

| Update:

Elon Musk will in Teslas Gigafactory in Grünheide, erst vor einem Jahr eröffnet, künftig eine Million Autos pro Jahr produzieren lassen. Brandenburgs Landesumweltamt (LfU) bestätigte am Donnerstag, dass ein Ausbau-Antrag des US-Elektroautobauers auf „Genehmigung der Erweiterung der maximalen jährlichen Produktionskapazität von derzeit 500.000 Fahrzeuge pro Jahr auf zukünftig 1.000.000 Fahrzeuge pro Jahr auf dem bestehenden Werksgelände“ seit Dienstagnachmittag in der Behörde vorliegt.

„Die neu zu errichtenden Produktionsanlagen (Hallen etc.) sollen ausschließlich auf dem bereits bestehenden Betriebsgelände errichtet werden“, so das LfU. Der Antrag umfasse 15.000 Seiten. Es dürfte damit auf eine erneute öffentliche Auslegung der Pläne hinauslaufen.

„Gerade einmal ein Jahr nach Produktionsstart im März 2022 haben wir gestern den ersten Antrag für den Ausbau der Gigafactory Berlin-Brandenburg eingereicht“, erklärte Tesla selbst. „Der Antrag auf erste Teilgenehmigung bezieht sich vor allem auf Änderungen an der bestehenden Gigafactory.“ Um „größtmögliche Transparenz für die Öffentlichkeit“ zu schaffen, werde der Antrag „weiterhin alle Auswirkungen für den geplanten Ausbau der Fabrik auf dem aktuellen Werksgelände“ beinhalten. Diese Formulierung kann als indirekter Hinweis gelesen werden, dass dies bei anderen Automobilfabriken in Deutschland nicht üblich ist.

Tesla will kein zusätzliches Wasser

Tesla steht bisher auch wegen seiner restriktiven Öffentlichkeitsarbeit in der Kritik. Nun nannte Tesla erste Details der beantragten zweiten Ausbaustufe. Danach will das Unternehmen trotz der angepeilten Verdopplung des Ausstoßes der Fabrik auf eine Million Autos pro Jahr nicht mehr Wasser verbrauchen als für die bestehende und bisher genehmigte erste Ausbaustufe kalkuliert. Nach der bisherigen Genehmigung darf Tesla jährlich 1,3 Millionen Kubikmeter verbrauchen, wofür das US-Unternehmen geltende Lieferverträge mit dem Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) hat.

„Wir haben unsere Planungen und Produktionsprozesse so optimiert, dass die bisher zugrunde gelegten und vertraglich vereinbarten Mengen an Frischwasser auch für diesen Ausbau ausreichen“, erklärte Tesla. „Dies erreichen wir durch eine vollständige Aufbereitung und Wiederverwendung der bei der Produktion anfallenden Abwässer.“

Kein neues Klärwerk nötig

Bislang werden Industrieabwässer der Gigafactory über eine WSE-Leitung zum Berliner Klärwerk Münchehofe transportiert und dort geklärt. Das Unternehmen zieht mit der Komplettaufbereitung wohl auch eine Konsequenz daraus, dass neben den Konflikten um Frischwasser auch um den Bau eines neuen Klärwerks vor allem für Tesla lange gepokert worden war.

Zuletzt waren Pläne, eine Abwasserleitung zum Klärwerk Wassmannsdorf zu bauen, wegen der zu hohen Kosten verworfen worden. Nun bereitet Tesla seine Industrieabwässer komplett auf – was eine Forderung der Umweltverbände war.

Steinbach: Keine Zusagen für Tesla

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) reagierte gegenüber dieser Zeitung so: „Ich begrüße den Wachstumskurs von Tesla in Grünheide - gerade auch angesichts der veränderten Rahmenbedingungen in den USA mit dem Inflation Reduction Act“, sagte Steinbach. „Das Industrieabwasser im Werk vollständig aufzubereiten ist eine große technologische Leistung.“ Ansonsten wolle er sich mit Blick auf das Genehmigungsverfahrens mit Aussagen zurückhalten.

Erst in den letzten Tagen hatten sich Konflikte um die Gigafactory erneut zugespitzt. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) war unter Druck geraten, weil er in einem Brief an Elon Musk Unterstützung zugesagt hatte, um bis Sommer eine Lösung für Probleme der Wasser- und Stromversorgung der erweiterten Fabrik zu finden. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hatte am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss betont, dass er bei seinem Besuch in der Tesla-Zentrale in Austin/Texas letzte Woche dem US-Konzern „keine einzige“ Zusage gegeben habe.

Aktuell werden in dem Werk in Grünheide pro Woche 4000 Fahrzeuge des Model Y für den europäischen Markt hergestellt. Wenn Tesla 10.000 Fahrzeuge pro Woche schafft, ist die Grenze der bislang genehmigten ersten Ausbaustufe erreicht. Bisher arbeiten im Werk 10.000 Menschen, mehr als die Hälfte kommen aus Berlin.  

Mit der bisher installierten Produktionskapazität von 500.000 Elektroautos pro Jahr, betont Tesla, „können jährlich etwa 15 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen auf Europas Straßen eingespart werden.“ Ziel sei es, den Übergang zu nachhaltiger Energie darüber hinaus weiter zu beschleunigen. Umweltverbände und Bürgerinitiativen, die schon die Auswirkungen der jetzigen Fabrik kritisch sehen, klagen bereits gegen erteilte Genehmigungen – und sehen jedweden Ausbau kritisch.

Die Gigafactory nahe Berlin war über vorzeitige Bau-Zulassungen parallel zum Hauptgenehmigungsverfahren in knapp eineinhalb Jahren hochgezogen worden. Laut Landesumweltamt hat Tesla für die Erweiterung aktuell bisher „keine Anträge auf die Zulassung eines sofortigen Beginns“ gestellt.

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