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ARCHIV - 19.01.2024, Sachsen, Dresden: Besucher stehen auf der Jobmesse «KarriereStart» vor dem Schriftzug «Azubis gesucht». (zu dpa: «Freiburg investiert 24 Millionen Euro in Wohnheim für Auszubildende») Foto: Sebastian Kahnert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Sebastian Kahnert

Berufsbildung in Brandenburg: Zu wenig Auszubildende für zu viele freie Stellen

Der demografische Druck auf den Arbeitsmarkt nimmt zu. Der von Minister Steffen Freiberg (SPD) vorgestellte erste Berufsbildungsbericht für Brandenburg zeigt das Ausmaß des Problems.

Kinder, die nicht geboren wurden, können auch nicht ausgebildet werden. Das klingt banal, beschreibt aber das Problem am besten, vor dem das Land Brandenburg derzeit in der Berufsausbildung steht: Egal, ob es akademische Berufe wie Lehrer oder Ärzte, Sozialberufe wie Kranken- oder Altenpfleger, Handwerksberufe wie Dachdecker, Tischler und Maurer oder Ausbildungsberufe aus dem Dienstleitungsgewerbe wie Koch oder Hotelkaufmann sind – es gibt überall zu wenig Nachwuchs.

Ethische Fragen in Care-Berufen

„Wir müssen als Gesellschaft insgesamt erkennen, dass wir bei der demografischen Herausforderung auf dem Arbeitsmarkt erst ganz am Anfang stehen“, sagte Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) bei der Vorstellung des ersten Berufsbildungsberichts des Landes am Mittwoch in Potsdam. „Wir haben eine nach wie vor steigende sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und ein sinkendes Erwerbspersonenpersonal.“ Man werde sich im Land der Frage stellen müssen, wer künftig welchen Beruf wie ausüben soll. „Wir stehen jetzt schon vor der Herausforderung, dass wir insbesondere in den Care-Berufen ganz schnell an ethische Fragen stoßen, wenn wir darüber nachdenken, ob das künftig von Maschinen ersetzt werden soll.“

Derzeit besuchen Freiberg zufolge rund 42.000 Schüler eine berufliche Schule in Brandenburg und nehmen damit an der Dualen Ausbildung teil. Einen deutlichen Anstieg verzeichnete das Land etwa bei der Erzieherausbildung: Sie wurde im letzten Jahrzehnt an vier weiteren Oberstufenzentren etabliert, was einen Anstieg der Schülerzahlen um 11,5 Prozent zur Folge hatte. „Brandenburg ist auf den Bedarf der Wirtschaft eingegangen“, sagte Freiberg.

Neue Ausbildungen sind dazugekommen

Die Bedarfe der Wirtschaft verändern auch das Angebot in den Schulen. Ein Beispiel ist der Beruf des Werksfeuerwehrmannes. Den gibt es zwar schon seit vielen Jahren, die Ausbildung dazu wurde in Brandenburg aber bislang nicht angeboten. Doch weil Unternehmen wie Tesla, der Großflughafen BER oder das Chemieunternehmen BASF Bedarf anmeldeten, gibt es jetzt eine entsprechende Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem Oberstufenzentrum Oder-Spree.

Doch am Ende bleibt der Befund, dass es in Brandenburg mittlerweile deutlich mehr Ausbildungsplätze als mögliche Bewerber gibt: 2.645 unbesetzten Stellen stehen rund 1.000 Jugendliche gegenüber, von denen das Bildungsministerium vermutet, dass sie keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Allerdings enthält die Statistik auch Jugendliche, die ein Jahr im Ausland verbringen oder zunächst einen Freiwilligendienst absolvieren, sagte Freiberg. Weswegen von einer deutlichen Steigerung der Zahl der besetzten Ausbildungsplätze in nächster Zeit wohl nicht ausgegangen werden kann.

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