zum Hauptinhalt
Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) im Landtag.

© dpa/Bernd settnik

Ernst-Plan zum Lehrermangel auf der Kippe: SPD und Grüne sehen Kürzungen kritisch

Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) wegen Umschichtungen gegen dramatischen Lehrermangel unter Druck - sie warnt vor „Nichtstun“ .

Obwohl dramatischer Lehrermangel in Brandenburg Unterricht bedroht, wird das Land „keine „Abwerbeaktionen in anderen Bundesländern“ zur Gewinnung von Lehrkräften machen. „So anständig bleiben wir trotz der Not“, erklärte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Freitag im Landtag in Potsdam. Das demografische Problem sei aber so groß, „dass wir nicht nur bei der Deutschen Bahn und in Restaurants Einschränkungen im Service haben, sondern tatsächlich das Recht auf Bildung in den Flächenregionen des Landes gefährdet ist.“

Alle sollen sparen, um berlinferne Schulen zu entlasten

Wie berichtet geht das Ernst-Ministerium schon für das nächste Schuljahr 2023/2024 davon aus, dass die nötigen 1800 neuen Lehrer nicht gefunden werden, eine Lücke bleibt. Damit hat Ernst begründet, an Gesamt-, Grund- und Oberschulen landesweit Ressourcen für bestehende Zusatzangebote wie Förder- und Ganztagsunterricht sowie Inklusion „maßvoll“ zu kürzen. Und zwar, indem 200 unbesetzte Lehrer-Planstellen nunmehr für Schulsozialarbeiter und Verwaltungshelfer umgewidmet werden, die die Schulen in den Mangelregionen entlasten sollen.

Doch am Freitag äußerten sich im Landtag selbst SPD und Grüne auf offener Bühne kritisch zu dem Plan, gegen den Schulen, Gewerkschaften, Fachverbände und Elternräte Sturm laufen. „Jedes pädagogische Angebot, ob über dem Rahmenlehrplan, im Ganztagsunterricht, in Förderstunden oder im gemeinsamen Lernen ist unverzichtbar“, erklärte die SPD-Bildungspolitikerin Poschmann. „Das gilt erst Recht, wenn das Angebot bereits besteht und an der Schule bereits etabliert ist.“ Man werde die laufenden Planungen für das Schuljahr abwarten, schaue sich die Auswirkungen an und werde dann beraten, „ob die veränderten Richtwerte wirklich notwendig sind.“ Die Rückmeldungen aus dem Land nehme man sehr ernst.

Die Stimmung bei den Lehrkräften, Schülern und Eltern ist aufgeheizt“

Petra Budke, Grünen-Fraktionschefin

Die Kenia-Koalition aus SPD, CDU und Grünen lehnte einen Antrag der Linke-Opposition, die Umwidmung „sofort zurückzunehmen“, am Ende zwar ab. Doch schloss Poschmann nicht aus, dass ihre Fraktion doch noch intervenieren wird. Zum jetzigen Zeitpunkt brauchte es den Antrag „noch nicht“, sagte sie.

„Ich tu’ mich schon schwer damit, dass an einer Schule eine Stelle für Inklusion wegfallen könnte, um an einer anderen Schule eine Stelle für eine Assistenz zu schaffen“, sagte Grünen-Fraktionschefin Petra Budke. Es gebe unbestreitbar Kommunikationsprobleme: „Die Stimmung bei den Lehrkräften, Schülern und Eltern ist aufgeheizt.“ Das hatte auch eine Personalversammlung diese Woche in Cottbus mit 500 Lehrern bestätigt. Dass sich dort weder Ernst noch ein Vertreter des Bildungsministeriums hatte blicken lassen, sorgte zusätzlich für Unmut. „Sie können keine Bildungspolitik ausschließlich mit Ihrem Statistikreferat machen“, erklärte Linke-Politikern Katrin Dannenberg. „Das Vertrauen der Eltern ist auf einem historischen Tiefpunkt angelangt.

„Der Kuchen ist etwas knapper und wird etwas breiter verteilt“, verteidigte Ernst den Ansatz. Alternativen wären nach ihren Worten wie in anderen Bundesländern eine Erhöhung der Pflichtstundenzahl für Lehrer oder größere Klassen, was man nicht wolle. „Nichtstun und zu warten wie sich der Lehrermangel ungesteuert entwickelt, wäre keine Alternative“, sagte Ernst. „Irgendetwas muss man machen. Alles abzulehnen funktioniert nicht.“ Unterstützung kam vom CDU-Bildungspolitiker Gordon Hoffmann. „Wir müssen allen Schulen ermöglichen, dass zumindest der Pflichtunterricht erteilt wird.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false