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Gebäudereinigermeister Oliver Majowski in seinem Betriebslager mit Reinigungsroboter.

© Andreas Klaer

Trübe Konjunkturaussichten: Brandenburger Handwerk spürt klamme Kassen der Kommunen

Die meisten Handwerksbetriebe bewerten die Geschäftslage als befriedigend. Doch ein Drittel klagt über sinkende Umsätze. Auch im Baugewerbe rumort es.

Zunächst kam Gebäudereiniger Oliver Majowski ganz gut durch den Winter. „Aber im Januar wurde es katastrophal“, sagt er. Kommunen, eigentlich ein verlässlicher Auftraggeber für ihn, konnten wegen knapper Kassen seltener Aufträge vergeben. Immerhin: Zumindest gebe es keine Lieferprobleme mehr für Reinigungs-Chemikalien. Es hätte schlimmer kommen können, so der Handwerker. Aber eben auch deutlich besser.

Wie Majowski geht es vielen Handwerksbetrieben in West-Brandenburg, wie die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer (HWK) zeigt. Rund 87 Prozent der 5400 befragten Betriebe schätzen die Geschäftslage in diesem Frühjahr zwar als insgesamt gut oder befriedigend ein. Doch ein Viertel der Betriebe klagt über rückläufige Aufträge und 30 Prozent berichten von sinkenden Umsätzen.

Besonders vom Umsatzrückgang betroffen ist das Gesundheitshandwerk. Dazu gehören zum Beispiel Optiker oder Zahntechniker. „Die Stimmung hat sich etwas aufgehellt, ungetrübt ist sie aber nicht“, sagt HWK-Geschäftsführer Ralph Bührig.

Immerhin: Ein Viertel der Handwerksetriebe berichtete von steigenden Umsatzzahlen, im Kraftfahrzeuggewerbe sogar 36 Prozent. 45 Prozent der befragten Betriebe haben angegeben, dass die Umsätze gleich geblieben seien. „Viele Handwerker blicken trotz leichter Eintrübungen zufrieden auf ihre aktuelle Geschäftslage“, sagt HWK-Präsident Robert Wüst. Dennoch würden einige deutlichen Druck verspüren.

Verbraucher müssen sich auf höhere Preise einstellen: 42 Prozent der Betriebe haben laut Wüst die gestiegenen Preise noch nicht weitergegeben. „Das werden die Betriebe nun nach und nach tun – einfach, weil sie es müssen“, sagt er. Auch Gebäudereiniger Majowski hatte mit steigenden Kosten zu kämpfen. Doch die Preise anzupassen sei ihm oft nicht möglich gewesen: „Die Aufträge werden dann einfach abgelehnt“, sagt er.

Öffentliche Aufträge gehen zurück

Die klammen Kassen der Kommunen treffen laut HWK auch das Bauhauptgewerbe, also Dachdecker oder Maurer. Hier ging die Zufriedenheit der Betriebe zurück, von 93,2 auf 86,8 Prozent. „Die Investitionstätigkeit der öffentlichen Hand hat nachgelassen“, sagt Wüst. Denn durch hohe Zinsen würde Bauen teurer werden.

Aus HWK-Sicht sei hier die Politik gefragt: „Wir fordern Land- und Landkreise auf: Hört bitte nicht auf zu investieren“, appelliert Wüst. Auch müssten bürokratische Anforderungen bei Bauvorhaben abgebaut werden, meint er. Während der Neubau stagniert, laufe das Geschäft mit Sanierungen hingegen gut: „Da sind die Auftragsbücher voll“, sagt Wüst.

Uns fehlen Wärmepumpen und Fachkräfte.

Ines Weitermann, HWK-Sprecherin

Für volle Auftragsbücher könnte auch die von der Bundesregierung beschlossene Pflicht zum Austausch von Heizungen durch Wärmepumpen sorgen – zumindest theoretisch. „Uns fehlen aber Wärmepumpen und Fachkräfte“, sagt HWK-Sprecherin Ines Weitermann. Der Fachkräftemangel werde künftig noch gravierender werden: „Jedes Jahr gehen rund 40.000 Brandenburger in den Ruhestand, aber nur etwa 20.000 verlassen die Schulen“, so Bührig. Daher sei man auf Zuwanderung angewiesen. Doch selbst bei qualifiziertem Personal aus dem Ausland sei die Visa-Vergabe aufwendig. Bührig hofft hier auf eine Änderung des Fachkräftezuwanderungsgesetzes.

Was den Fachkräftemangel angeht, hat Gebäudereiniger Majowski zumindest etwas Abhilfe geschaffen: Für seinen Betrieb hat er einen Reinigungsroboter besorgt. Eine menschliche Putzkraft ersetzt der aber nicht – zum Beispiel erkennt der Roboter keine Glasscherben.

Auf die kommenden Monate blickt Majowski mit gemischten Gefühlen. Er hofft, dass sich vor allem Land und Kommunen, die für ihn so wichtige Auftraggeber sind, finanziell erholen. „Und es heißt ja: Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt er.

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