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Cori Gauff riskierte viel, zu viel gegen Jekaterina Alexandrowa.

© imago/Contrast/IMAGO/O.Behrendt

Enttäuschung beim Tennisturnier in Berlin: Noch ist Cori Gauff nicht die große Attraktion

Cori Gauff gilt beziehungsweise galt als Tennis-Wunderkind. In Berlin scheitert sie früh, weil ihre Gegnerin eine Taktik beherzigt: den Ball einfach nur zurückspielen.

Cori Gauff, von allen nur Coco genannt, ballte noch einmal die Faust auf dem schönen Grün des LTTC Rot-Weiß. Ein schüchternes und wenig überzeugendes „Come on“ war zu vernehmen. Es war ein kurzes Aufbäumen am Ende eines Tennisspiels, in dem sie kaum eine Chance hatte gegen ihre Gegnerin Jekaterina Alexandrowa aus Russland. Gauff unterlag in nur 76 Minuten mit 4:6, 0:6 und schon hatte das Rasenturnier in Berlin nach Titelverteidigerin Ons Jabaur die nächste Attraktion verloren. „Ich habe viel zu viele Fehler gemacht“, sagte Gauff. Sie trug die Niederlage aber mit Fassung: „Es waren meine ersten Matches auf Gras und der Start auf Rasen im vergangenen Jahr war genauso.“

Cori Gauff ist eine der wenigen Spielerinnen, von der auch schon einmal Tennisfremde etwas gehört haben. Das Verrückte dabei ist: Die Frau ist gerade einmal 19 Jahre alt. Nur kann das Alter, auch das junge, im Sport eine Bürde sein. Gauffs Profikarriere startete mit gerade einmal 15 Jahren. In ihrem ersten Jahr auf der Tour gewann sie gleich das Turnier in Linz.

Ein Tennis-Wunderkind ward geboren. Und es hat schon so viele gegeben. Ein paar haben eine tolle Karriere hingelegt (Martina Hingis, Monica Seles). Für einige aber war der frühe Ruhm, der große Druck und die interessierte Öffentlichkeit zu viel, sie stürzten ab, nicht nur in der Weltrangliste. Der Fall Jennifer Capriati steht exemplarisch dafür.

Cori Gauff dürfte das kaum passieren. Sie ist im perfekten Umfeld aufgewachsen. Beide Eltern kommen aus dem Sport. Ihre Mutter war Leichtathletin, ihr Vater Basketballer. Beide haben ihre Tochter bestmöglich auf die Profitour vorbereitet. Sie wissen, wann die junge Frau ihre Auszeiten braucht und wann nicht. Wegen des riesigen Talents und diesem familiären Hintergrund waren bis vor Kurzem fast alle Tennis-Experten der Meinung, dass Gauff sehr bald die neue Nummer eins werden würde. Die Nachfolgerin von Serena Williams vielleicht.

Inzwischen hat sich der Hype um Gauff etwas beruhigt. Den großen Erfolg konnte die US-Amerikanerin auf der Tour noch nicht feiern. Zwar stand sie im vergangenen Jahr in Paris im Finale, doch dort wurde sie deklassiert von der Polin Iga Swiatek, der Weltranglistenersten.

Überhaupt fehlt Gauff noch etwas zu den Allerbesten auf der Tour. Dabei gibt es kaum eine Frau im Tennis, die härter, die wuchtiger spielt als die athletische Gauff. Nur manchmal, das beste Beispiel war das Match am Donnerstag, will Gauff zu viel. Dann stimmt das Verhältnis von Gewinnschlägen und Fehlern nicht. Jekaterina Alexandrowa musste nur den Ball im Spiel hallten, irgendwann, meist recht schnell, ballerte Gauff selbigen ins Netz oder ins Aus.

Gauff ist das Verlieren auf der Profitour durchaus gewöhnt. Aber wer weiß, vielleicht könnten gerade diese Erfahrungswerte mit 19 Jahren in eine erfolgreiche Karriere münden. Die nächste große Attraktion im Frauentennis? Cori Gauff kann sie immer noch werden.

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