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Gemeinsam für den Klassenerhalt. Hertha BSC steht vor einer anspruchsvollen Englischen Woche.

© IMAGO/Contrast

Hertha BSC vor dem Jahresauftakt beim VfL Bochum: „Ich glaube nicht, dass der Abstiegskampf ein Thema wird“

Hertha BSC ist rechtzeitig in die Gegenwart zurückgekehrt. Die wird für die Berliner mit dem Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga vermutlich herausfordernd genug.

Als die Fußballer von Hertha BSC Anfang des Jahres in ihr Trainingslager aufgebrochen sind, hieß es, dass sie nach Bradenton im US-Bundesstaat Florida fliegen. Das ist formal richtig. In Wirklichkeit aber war der Berliner Bundesligist in eine Art Zwischenreich unterwegs. An eine Destination irgendwo zwischen den Zeiten.

Unmittelbar vor der Abreise hatte der Klub die Verpflichtung zweier Stürmer verkündet. Allerdings erst für die nächste Saison. Der Sportgeschäftsführer Fredi Bobic – so schien es – war auch nur noch körperlich anwesend und mit seinen Gedanken längst beim DFB, seinem mutmaßlich künftigen Arbeitgeber. Dass Bobic neuer Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund werden würde, galt als ausgemachte Sache.

Inzwischen ist Hertha zurück im Hier und Jetzt. Mit einem neuen Stürmer (Florian Niederlechner) und einem Sportchef, der erst einmal Sportchef bleibt. Für den Klub ist das nicht nur eine gute Nachricht, sondern auch eine immens wichtige. Die Gegenwart ist für Hertha BSC herausfordernd genug.

Möglicherweise war den Beteiligten das lange selbst nicht ausreichend bewusst. Jean-Paul Boetius, Herthas Mittelfeldspieler, hat sich während des Aufenthalts im Zwischenreich zur aktuellen sportlichen und tabellarischen Situation geäußert. „Klar stehen wir zu tief“, sagte er. „Aber das Thema Abstiegskampf habe ich noch nie gehört in der Kabine. Das war wirklich noch kein Thema. Ich glaube auch nicht, dass das in dieser Saison ein Thema werden wird.“

Ist das noch Optimismus oder schon Realitätsverweigerung? 15 Spieltage sind in dieser Saison gespielt, 14 Punkte hat Hertha geholt. Macht im Schnitt 0,93 pro Spiel. Hochgerechnet ergäbe das bis zum Ende der Saison knapp 32 Punkte. Für den Klassenerhalt könnte das zu wenig sein.

Die Außenwahrnehmung von Hertha ist zumindest eine andere als die Innenwahrnehmung. Thomas Reis, neuer Trainer des schon ein wenig abgehängten Tabellenletzten Schalke 04, hat dem „Kicker“ über die Konkurrenz im Abstiegskampf gesagt: „Es gibt nicht nur eine Mannschaft, die ich in Reichweite sehe, sondern mit Bochum, Stuttgart, Hertha und Augsburg gleich vier.“

Florian Niederlechner sollte erst im Sommer kommen. Dann aber hat es sich Hertha noch einmal anders überlegt.

© IMAGO/Ulrich Wagner

Zum Auftakt des neuen Jahres treten die Berliner an diesem Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) gleich bei einem der direkten Konkurrenten an: Der VfL Bochum liegt zwei Plätze und einen Punkt hinter Hertha.

Danach stehen zwei Heimspiele an: erst gegen den VfL Wolfsburg, der seit Mitte September nicht mehr verloren und die letzten vier Spiele des vergangenen Jahres gewonnen hat. Es folgt das Derby gegen den 1. FC Union, dem Hertha zuletzt viermal hintereinander unterlegen war. „Es ist eine spannende Englische Woche“, sagt Sandro Schwarz.

Eine, in der sich vielleicht schon abzeichnet, in welche Richtung es für Hertha gehen wird.

Für uns ist jedes Spiel ein Endspiel.

Fredi Bobic, Sportgeschäftsführer von Hertha BSC

Der Grundton im und um den Verein herum ist im Moment eher optimistisch. Aber Trainer Schwarz möchte das nicht als Naivität verstanden wissen. „Gute Stimmung hat nicht automatisch etwas mit Lockerheit zu tun“, sagt er. „Gute Stimmung bedeutet, dass du ein gutes Miteinander und Spaß bei der Arbeit hast. Das ist der schmale Grat, auf dem wir uns bewegen: Wir wollen Freude haben, das auch vermitteln und gleichzeitig Höchstleistung abrufen, konzentriert sein und den Fokus auf dem Platz haben.“

Wahrscheinlich ist es ganz hilfreich, dass der Fokus auch bei Fredi Bobic nun wieder komplett auf Hertha gerichtet ist. Der DFB hat sich für Rudi Völler als neuen Sportdirektor entschieden. „Ich denke nur an Hertha BSC“, hat Bobic daraufhin verkündet.

Damit dürfte er im nächsten halben Jahr genug zu tun haben. „Für uns ist jedes Spiel ein Endspiel“, sagt Herthas Sportchef. „Ja, wir haben ein gutes Gefühl. Aber wir sagen nicht, alles ist super. Wir haben viel zu arbeiten. Wir wissen genau, wie brutal die Bundesliga ist.“

Auch deshalb hat Bobic seine eigene Haltung noch einmal überdacht. Ja, man sei interessiert, Florian Niederlechner und Fabian Reese, die fixen Zugänge für den Sommer, bereits in diesem Winter zu verpflichten. Aber, nein, man habe kein Geld und werde daher auch keins ausgeben können. Anfang der Woche hat Hertha Niederlechner dann doch noch für den Rest der Saison unter Vertrag genommen.

Der Blick auf die Transfertätigkeit der anderen Abstiegskandidaten in diesem Winter hat dabei für Hertha wie ein Realitätsschock gewirkt. „Wir haben noch mal geschaut, was die Konkurrenz so macht“, sagt Fredi Bobic. Einiges nämlich. „Und dann sind wir halt noch mal rangegangen.“

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