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Beim Berliner Frauenlauf sind in jedem Jahr rund 10.000 Menschen dabei. Stets mit dem Ziel, auf das Thema Brustkrebs aufmerksam zu machen.

© dpa/Gregor Fischer

Laufen gegen den Brustkrebs: „Ich möchte genauso leben wie vor meiner Erkrankung“

Laura L. hat mit 35 die Diagnose Brustkrebs bekommen. Nun möchte sie Aufmerksamkeit für das Thema schaffen und beim Frauenlauf im Mai mitmachen.

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In zehn Monaten kann eine Menge passieren. Vor allem, wenn man denkt, dass mit dem eigenen Körper etwas nicht stimmt, aber nicht ernst genommen wird. So erging es Laura L. Als die 37-Jährige den Weg zu mehreren Frauenärzt:innen suchte, nachdem sie festgestellt hatte, dass eine ihrer Brustwarze eingezogen war, wurde ihr unabhängig voneinander gesagt, es sei nur eine Entzündung. Weitere Untersuchungen nach dem Ultraschall seien nicht nötig. „Mit 35 ist es so, dass man nur noch einmal im Jahr eine Vorsorgeuntersuchung hat, davor zweimal“, erklärt Laura.

Das war im Sommer 2021. Zehn Monate später bekommt Laura die Diagnose Brustkrebs. „Das Problem war, dass dieser Brustkrebs eigentlich schon viel früher hätte erkannt werden können“, erzählt sie. Doch nachdem ihr gleich zweimal gesagt wurde, es sei lediglich eine chronische Entzündung, ließ es Laura erstmal auf sich beruhen. „Da habe ich mich natürlich sicher gefühlt und dachte, wenn beide Frauenärzte das sagen und einen Ultraschall gemacht haben, wird es nichts weiter sein.“ Eine Ärztin sagte ihr, sie sei viel zu jung, um Brustkrebs zu haben und wollte Laura vielmehr an einen Psychologen verweisen.

Zu dieser Zeit wechselte Laura den Job, die Einschulung des Sohnes stand an. Für sie rückte ihre Gesundheit erstmal an die dritte Stelle. Doch es wurde schlimmer und als Laura schließlich nochmal den Weg zu ihrem Arzt suchte, forderte sie nähere Untersuchungen. Im April wurde dann ein bösartiger, hormonell bedingter, Tumor entdeckt. Und bei Laura kam die Angst, dass dieser in den letzten Monaten völlig unbemerkt gestreut haben könnte. „Dann kam ein Glück raus, dass nichts weiter betroffen war.“

In der Praxis wurde Laura auf den Frauenlauf aufmerksam

Im Juni begann schließlich die Chemotherapie, darauf folgten im Dezember und Januar Operationen. Seit Februar befindet sich Lehmann in der Bestrahlung, die insgesamt 19 Termine umfasst. Bei einem ihrer Besuche in der Chemopraxis wurde sie schließlich auf den Frauenlauf in Berlin aufmerksam und ihr erster Gedanke war, „da will ich unbedingt teilnehmen“.

Schritt für Schritt. Laura möchte zurück zu alter Stärke.

© promo

Der Lauf wird am 13. Mai zum 38. Mal in Berlin stattfinden und soll auf das Thema Brustkrebs bei Frauen aufmerksam machen. Unter dem Motto „Kampf gegen Krebs” geht ein Euro pro Teilnehmende als Spende an ausgesuchte Projekte in Zusammenarbeit mit der Berliner Krebsgesellschaft. „Es nehmen auch viele Frauen teil, die selbst Krebs haben oder hatten, aber kämpfen und anderen Mut machen wollen. Das habe ich mir auch auf die Fahne geschrieben“, sagt Laura.

Die Strecke führt vom 17. Juni bis zur Siegessäule, entlang der Hofjägerallee, durch den Tiergarten, am Brandenburger Tor vorbei zurück zum 17. Juni. Neben der klassischen Distanz von zehn Kilometern durch den Tiergarten, gibt es auch die Strecke über fünf Kilometer. Wie der Lauf zurück gelegt wird, ist dabei egal. Ob laufend, walkend oder als Nordic-Walking-Lauf. Hinzu kommt der fünf Kilometer lange Fun-Run und für die Kleinsten gibt es noch den 800-Meter-Bambini-Lauf.

Laura hat sich bei ihrer ersten Teilnahme für den Lauf über fünf Kilometer entschieden. „Ich habe mir das tatsächlich nur so weit zugetraut. Ansonsten laufe ich auch zehn Kilometer und ich bin auch schon einen Halbmarathon gelaufen.“ Zunächst möchte Laura aber nicht zu viel von ihrem Körper verlangen, schließlich befindet sie sich noch mitten in der Therapie.

Das Trainingsprogramm soll langsam gesteigert werden

Nach den Operationen und den Behandlungen werde es aber langsam besser und sie fühle sich zunehmend stärker. „Ich habe mir den Lauf als Datum gesetzt, um da wieder fit zu sein.“ In der Vorbereitung startete sie zunächst mit langen Spaziergängen mit ihrem Hund, dann folgten lockere Läufe. Ab März möchte sie das Trainingspensum weiter steigern.

Rückblickend ist Laura froh, dass sie im April darauf bestanden hatte, näher untersucht zu werden. Dass das nicht selbstverständlich war, ist für sie allerdings nicht zu erklären. „Es brauchte meine Eigeninitiative, selbst nach dem ersten Befund bekam ich keinen genauen Plan, was nun der nächste Schritt ist. Ich habe mir meinen Weg dann selbst gesucht“, sagt Laura, die sich schließlich an ein Brustzentrum wendete.

 „Man sieht immer noch Ärzte, die das nicht richtig wahrnehmen“

Laura L. darüber, dass Brustkrebs auch bei jüngeren Frauen vermehrt auftritt.

Für sie ein Grund mehr, auf das Thema aufmerksam zu machen, vor allem weil auch immer mehr Frauen im jungen Alter betroffen seien. „Leider sieht man auch, dass es immer noch Ärzte gibt, die das noch gar nicht so richtig wahrgenommen haben.“ Der Frauenlauf sei für Laura neben der Generierung von Aufmerksamkeit eine gute Gelegenheit, schnell wieder fit zu werden. „Man liest oder hört ja auch, dass Sport generell, wenn man Krebs hat, dazu beiträgt, dass er nicht so schnell wiederkommt. Das motiviert mich natürlich.“

Während ihrer Behandlungen sei es zwar oftmals schwierig gewesen, sich vorzustellen, irgendwann mal wieder so fit zu sein wie vorher, doch den Glauben daran habe sie nie verloren. „Dazu bin ich eine viel zu große Kämpferin und auch ein viel zu positiver Mensch.“ Sie wolle anderen Betroffenen zeigen, dass man es trotz der Erkrankung schaffen könne. „Es gibt bestimmt auch viel schlechtere Diagnosen als meine, wo es dann nicht mehr funktioniert, aber man darf nicht gleich den Kopf in den Sand stecken.“

Auf den Frauenlauf blickt die 37-jährige Läuferin schon jetzt voller Vorfreude. Dieser soll aber nur der Anfang sein. Ob Laura in diesem Jahr schon wieder im Stande dazu sein wird, einen Halbmarathon zu laufen, werde sie sehen. Doch auch wenn dem nicht so sein sollte, steht für Laura die Gesundheit und der positive Verlauf ihrer Krankheit an oberster Stelle. „Ich möchte einfach ganz normal, wie eben vor der Erkrankung, mein Leben leben.“

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