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© Bearbeitung: Tagesspiegel/dpa/Jean-Christophe Bott

Start in die alpine Saison: Hat die Skination Deutschland die Chance auf ein Comeback?

Der Ski-Sport war lange Zeit für Deutschland eine sichere Bank. Doch diese Zeiten sind vorbei. Es steht nicht gut um die Skination Deutschland. Gibt es noch Hoffnung?

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Der Ski-Sport war früher eine Angelegenheit, die Deutschland, Österreich, die Schweiz und Skandinavien mehr oder weniger unter sich ausmachten. Diese Zeiten sind jedoch vorbei. Die deutschen Sportlerinnen und Sportler schwächeln im internationalen Vergleich nicht nur im Fußball, sondern auch und besonders im Ski- und Wintersport.

Was ist für die deutschen Sportler drin? Welche Probleme gibt es und wohin geht die Reise? Drei Experten analysieren die Lage und geben Antworten. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Das Team des DSV braucht noch Zeit

Die ganz fetten Jahre des deutschen Skisports sind vorerst vorbei. Vorbei die Zeiten, da wir mit Felix Neureuther mitfiebern oder Maria Höfl-Riesch beim Titelzählen zuschauen durften. Bei dem alpinen Ski-Weltcup-Auftakt in Sölden wird der deutsche Skiverband mit einem Mini-Team vertreten sein. Traditionell eröffnen die Frauen die Wintersaison mit einem Riesenslalom am Samstag. Die größte Nachwuchshoffnung in Deutschland ist Emma Aicher – die 19-Jährige wird als Ein-Frau-Team an den Start gehen.

Am Sonntag gehen drei deutsche Männer auf die Piste. Nicht mit dabei: der Mann, der im Frühjahr das erste WM-Gold seit zehn Jahren für Deutschland einfuhr – Alexander Schmid. Er laboriert noch an den Folgen eines Kreuzbandrisses. Die Saison-Hoffnungen des DSV ruhen vor allem auf Slalom-Queen Lena Dürr und Stangen-König Linus Strasser sowie auf der Speed-Abteilung mit Kira Weidle, Andreas Sander und Thomas Dreßen. Fazit: Der Winter lässt sich noch etwas Zeit, und die wird auch das Team des DSV benötigen. Damit die Jahre irgendwann mal wieder fetter werden.


Der Alpinsport wird noch elitärer werden

Deutschland gehört ganz gewiss zu den ganz großen Skiverbänden, aber nicht unbedingt zu den großen Ski-Nationen. Nicht mehr. Oder vielleicht hat es dazu auch noch gar nie gehört. Die Alpinen haben es immer einmal wieder geschafft, sehr erfolgreiche Athleten und vor allem Athletinnen hervorzubringen. Ende der neunziger Jahre dominierten die Frauen mit Katja Seizinger, Hilde Gerg und Martina Ertl den Gesamtweltcup. Später gehörte Maria Höfl-Riesch in allen Disziplinen zu den Besten der Branche. Im Gegensatz zu Österreich und die Schweiz verfügt Deutschland allerdings nicht über eine Fülle von Talenten, von denen zwar nicht jedes das Zeug zum Gesamtweltcupsieger hat, aber je größer die Auswahl, desto größer sind die Chancen, auch im Weltcup in der Elite präsent zu sein.

Alpinsport ist eine teure Angelegenheit und wird wegen des Klimawandels und der hohen Energiekosten in den kommenden Jahren noch elitärer werden. Dass sich den Sport künftig weniger leisten können oder wollen, trifft eine Nation wie Deutschland mit ohnehin überschaubaren Ressourcen härter als die Nachbarn in den Alpen.


Die Lage ist besser, als sie gemacht wird

Ja, klar: Früher war auch im deutschen Skisport alles besser. Noch bis vor Kurzen fuhren Viktoria Rebensburg oder Felix Neureuther bei jedem ihrer Rennen um den Sieg mit und bei Olympia lieferten die Alpinen in der Vergangenheit zuverlässig Medaillen ab. Und heute? Ist Deutschland jetzt eine Skination der chronischen Hinterherfahrer? Mitnichten! Die Lage ist besser, als sie gemacht wird. In Alexander Schmid gibt es hierzulande einen (aktuell leider verletzten) Weltmeister! Lena Dürr hat in der vergangenen Saison sogar die übermächtige Mikaela Shiffrin im Slalom schlagen können. In den Speeddisziplinen besteht ebenfalls Hoffnung, denn der ewig verletzte Thomas Dreßen geht so fit wie lange nicht in eine Saison.

Auch mit Andreas Sander ist zu rechnen. Und bei den Frauen ist der erste Weltcupsieg für Kira Weidle beinahe überfällig. Sicher, in Sölden wird das deutsche Team am Wochenende wohl chancenlos sein. Es sei denn, Emma Aicher übertrifft schon jetzt die in sie gesetzten Erwartungen. Das 19 Jahre alte Supertalent ist nur ein weiterer Grund dafür, optimistisch zu sein. Allen Unkenrufen zum Trotz.

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