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Dodi Lukebakio und Hertha BSC brachten den FC Bayern mit Dayot Upamecano nur kurz ins Straucheln.

© Reuters/Annegret Hilse

Update

Turbulentes Spiel in Berlin: Hertha BSC unterliegt dem FC Bayern nur knapp

Beim Comeback von Manuel Neuer reichen zwei Tore kurz vor der Halbzeitpause nicht aus, um einen Coup gegen den Rekordmeister zu landen.

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Sandro Schwarz, ganz in Schwarz gekleidet, stand auf den Zehenspitzen, die Arme ausgebreitet. Wenn nun Myziane Maolida diesen Spielzug vernünftig zu Ende bringen würde, könnte es 3:3 stehen. Gegen Bayern München! Doch das tat er nicht. Der Pass ging ins Leere. Schwarz erschlaffte. Dennoch konnte der Trainer von Hertha BSC stolz sein. Seine Mannschaft unterlag zwar im Heimspiel den Bayern mit 2:3 (2:3). Aber solch ein Ergebnis gegen die seit Wochen überragenden Münchner ist aller Ehren wert.

„Wir hatten sie am Haken“, sagte Schwarz, aber der letzte Pass sei zu oft nicht angekommen. Auch Kevin-Prince Boateng konnte der Niederlage viel Gutes abgewinnen. Der Berliner war in der Schlussphase eingewechselt worden und sollte helfen, noch irgendwie den Ball im Münchner Tor unterzukriegen. Er könne der Mannschaft nur ein Kompliment aussprechen, sagte er. „Wir haben die Bayern zum Zittern gebracht. Das schaffen nicht viele.“

Der Rahmen für das Spiel hatte gepasst. Die Sonne schien, 75.000 Menschen waren ins Olympiastadion gekommen, und der alte Barde Frank Zander gröhlte mit Herthas Fans die Vereinshymne. Diese erlebten eine forsche Berliner Mannschaft in den ersten Minuten. Hertha setzte sich in der Hälfte der Münchner fest. Und nicht nur das, sie erspielten sich ein paar Chancen.

Dodi Lukebakio gewann ein Sprintduell gegen Dayot Upamecano und schloss aus spitzem Winkel ab. Torhüter Manuel Neuer bereitete der Schuss aber keine allzu großen Probleme. Ein paar Minuten später war es Herthas Außenverteidiger Marvin Plattenhardt, der scharf nach innen flankte. Davie Selke vergab aber.

Proteste gegen die WM in Katar

Auch die Fans in der Ostkurve mühten sich redlich. Mit Gesängen, aber auch mit vielen Bannern, auf denen der Protest gegen die in wenigen Wochen beginnende Fußball-Weltmeisterschaft in Katar geschrieben stand.

Blöd aus Berliner Sicht war, dass die Münchner ihnen die Laune verdarben. Daran war Hertha aber selbst schuld. Allen voran Suat Serdar, der sich von Sadio Mané den Ball stibitzen ließ. Schwindelerregend schnell kombinierten sich die Münchner nach vorne, wo dann Jamal Musiala in der zwölften Minute zur Führung einschoss.

Davie Selke traf per Strafstoß zum 2:3 aus Sicht der Berliner.

© Imago/Andreas Gora

Serdar war danach um Wiedergutmachung bemüht. Nach knapp einer halben Stunde passte er auf Selke, der in gefährlichster Position den Ball nicht unter Kontrolle brachte. Aus der Situation heraus kam Marco Richter zum Abschluss, Neuer musste sich strecken und konnte den Ball über das Tor lenken.

Die Hertha, sie lebte wieder. Dabei hat es der Klub nicht leicht in diesen Tagen. Es rumort schon wieder. Es gibt Kräfte, die den Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Brüggemann aus dem Amt jagen möchten. Und dann ist da noch der jüngste Finanzbericht, laut dem Hertha in der vergangenen Saison rund 80 Millionen Euro Verluste gemacht hat.

80
Millionen Euro Verlust hat Hertha BSC im vergangenen Jahr gemacht.

Als die Hertha-Fans am Samstag nach dem 0:1 gerade dabei waren, wieder ein wenig Hoffnung zu schöpfen, schlug der FC Bayern München zu. Zwei Mal in kürzester Zeit in Gestalt von Eric-Maxim Choupo-Moting. In der 37. Minute kam er etwas glücklich an den Ball und grätschte ihn zum 2:0 ins Tor. Eine Minute später war er nach einer Hereingabe von Serge Gnabry – wieder grätschend – zur Stelle.

Die beiden Mittelstürmertore waren freilich eine Vorentscheidung. So hätte man zumindest meinen können. Dann aber passierte Erstaunliches. Zwei Minuten nach dem 0:3 knallte Lukebakio eine Flanke von Marco Richter humorlos zum 1:3 ins Tor. Es kam aber noch besser für die Berliner: Kurz vor dem Pausenpfiff entschied Bastian Dankert, beziehungsweise vielmehr der Video Assistant Referee, auf Strafstoß für die gastgebende Mannschaft. Selke war von Benjamin Pavard zuvor gefoult worden, und der bis dahin enttäuschende Selke war es auch, der den Elfmeter sicher verwandelte. Und – nun ja – die Hertha lebte wieder.

Im zweiten Durchgang passierte zunächst das, was häufig der Fall ist, wenn man die Münchner ärgert: Es folgte eine Reaktion des Rekordmeisters. Rasend schnell gelangte die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann in die Berliner Hälfte und erspielte sich gefährliche Chancen. Fast immer im Mittelpunkt stand der technisch höchstveranlagte Musiala. Nicht aber in der 57. Minute, als Herthas Augustin Rogel den Ball nach viel Durcheinander unglücklich ins eigene Tor bugsierte. Die Hertha lebte aber weiter, weil der Video Assistant Referee eine Abseitsstellung unmittelbar zuvor erkannt hatte.

Die Bayern waren daher nicht besänftigt, drängten weiter. Die größte Möglichkeit hatte zunächst aber Hertha BSC. Nach einem weiten Pass in die Spitze lief Dodi Lukebakio, aus dem sicher auch ein sehr guter Sprinter in der Leichtathletik geworden wäre, erneut Dayot Upamecano davon. Der Bayern-Innenverteidiger kaschierte aber seinen Geschwindigkeitsnachteil mit einem blitzsauberen Tackling.

Die Aktion war ein Fanal aus Hertha-Sicht. Die Mannschaft hatte neuen Mut gefasst, spielte immer wieder gefährlich nach vorne. Am Ende aber blieb es bei einer Niederlage, die tatsächlich als unglücklich zu bezeichnen war.

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