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Beim Spiel TSV Hannover-Burgdorf gegen ThSV Eisenach kam der VAR zum Einsatz.

© Imago/Jan Huebne/Franziska Gora

Videobeweis in der Bundesliga: Unkompliziert, schnell und gerecht – VAR im Handball läuft

Die Handball-Bundesliga hat nun auch den Videobeweis eingeführt. Und an den ersten Spieltagen lief es mit dem neuen Hilfsmittel insgesamt gut.

Ein kurzer Blick und eine Einstellung genügten. Nach einer schmerzhaft aussehenden Aktion zwischen den Kreisläufern Samuel Röthlisberger und Mijajlo Marsenic im Spiel TVB Stuttgart gegen die Füchse Berlin (29:30) verbrachte das Schiedsrichter-Duo Robert Schulze und Tobias Tönnies am Freitagabend gerade mal 28 handgestoppte Sekunden vor dem Bildschirm und entschied dann richtig: Kein Foul, weiterspielen!

Unkompliziert, schnell und gerecht – so hatten sich die Verantwortlichen der Handball-Bundesliga (HBL) den eingeführten Videobeweis vorgestellt. Und so funktionierte er in diesem Fall auch. „Das ist genial. Das verändert unseren Sport und macht ihn fairer. Besonders in entscheidenden Phasen des Spiels wird er sehr wichtig sein. Das ist eine richtig gute Hilfe“, sagte der ehemalige Handballprofi und jetzige Fernsehexperte Andy Schmid.

An sich wird der VAR im Handball schon seit 2016 bei internationalen Wettkämpfen genutzt, in der dänischen Liga ist er ebenso im Einsatz. Die Bundesliga hinkte bisher noch etwas hinterher. Aber seit dieser Saison steht das technische Hilfsmittel den Unparteiischen zur Verfügung.

Immer wenn technische Lösungen im Einsatz sind, muss man anfangs mit Problemen rechnen.

Jutta Ehrmann-Wolf, Leiterin Schiedsrichterwesen im Deutschen Handballbund

Was im Fußball heiß diskutiert wird, wird im Handball überwiegend positiv bewertet – auch weil hier die abgespeckte Version ohne Kölner Keller und andere Umwege genutzt wird.

„Ich finde, das ist eine gute Sache, die alle Gemüter etwas beruhigen kann, wenn es mal hektisch wird“, findet beispielsweise Füchse-Kapitän Fabian Wiede, der mit seiner Mannschaft schon vier Mal mit dem neuen Hilfsmittel Bekanntschaft machen durfte.

Beim Spiel in Hamburg konnte der VAR nicht zum Einsatz kommen

Ohnehin sorgte der VAR in der noch frischen Saison bisher am meisten für Furore, als er beim Spiel zwischen dem HSV Hamburg und der SG Flensburg-Handewitt nicht einsatzfähig war und ein Kopftreffer falsch bewertet wurde.

„Immer wenn technische Lösungen im Einsatz sind, muss man anfangs mit Problemen rechnen. Ich bin davon überzeugt, dass es gelingen wird, den Videobeweis flächendeckend zufriedenstellend zu implementieren“, sagte die Leiterin Schiedsrichterwesen im Deutschen Handballbund, Jutta Ehrmann-Wolf, dahingehend jüngst in einem Interview mit dem Magazin Handball-World. Im Ganzen betrachtet verlief die Einführung indes überwiegend reibungsfrei.

Auch Streamingdienst DYN hat nach anfänglichen Übertragungs- und Anzeigeproblemen gut in die Saison gefunden und sportlich wurde ohnehin einiges geboten. Während die Top-Mannschaften Kiel, Magdeburg, Flensburg-Handewitt, Füchse Berlin, Melsungen und Hannover-Burgdorf bisher ihre weiße Weste wahren konnten, gab es an anderer Stelle Überraschungen.

Die größte ist sicher Aufsteiger ThSV Eisenach. Die von vielen Experten als Absteiger Nummer eins festgesetzte Mannschaft um Trainer Misha Kaufmann sicherte sich gegen den Bergischen HC zum Auftakt einen 31:30-Sieg und schrammte in Hannover beim 30:31 nur knapp an der Sensation vorbei. Mit drei anstehenden Heimspielen könnten die Thüringer nun durchaus ein Zeichen setzen.

Das wollen am anderen Ende der Tabelle an diesem Wochenende gleichermaßen Magdeburg und Flensburg. Das Spiel der beiden Spitzenmannschaften am Sonntag (15 Uhr/DYN, BILD.tv) wird nicht nur zeigen, welcher Klub bisher seine hochkarätigen Neuverpflichtungen besser integrieren konnte. Die Begegnung verspricht zudem viel Spannung, Tempo und Handball auf höchstem Niveau. Viele Augen werden dabei sicher auch auf Simon Pytlick gerichtet sein, eines der meist umworbenen dänischen Talente.

Der 22-Jährige war es im Übrigen, der in Hamburg den fälschlicherweise mit einer Roten Karte bestraften Kopftreffer hinnehmen musste. Da der Rückraumspieler aber auch sonst einen – für Handball typischen – sehr körperbetonten Einstand feiern durfte, wird wohl auch er es begrüßen, wenn der Videobeweis beim nächsten Spiel parat steht. Besonders, wenn er wieder so unkompliziert und schnell angewendet wird.

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