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Wenn Gefühle aufblühen. Triers „Crokuss“ zierte im April 1928 das Cover der Zeitschrift „Die Dame“.

© Foto: Favoriten Presse

Walter Triers Illustrationen: Stifte kann man nicht besiegen

Er illustrierte Kästner Klassiker, eroberte Berlin und floh nach London: ein Buch feiert den Zeichner Walter Trier.

Wer Erich Kästner kennt, der kennt auch Walter Trier. Berühmt ist der Illustrator vor allem für die Bilder, die er für Kästners Kinderbücher geschaffen hat.

Das fröhliche Bestiarium, das sich auf dem Titelblatt der „Konferenz der Tiere“ versammelt. Ein Elefant fungiert als Präsident, Schwein, Esel und Krokodil führen das Protokoll.

Luise und Lotte, die als „Doppeltes Lottchen“ in identischer Kleidung - weiße Socken, roter Rock, weiße Bluse - auf einer Wiese mit Seeblick stehen.

Und natürlich - Triers Meisterstück - Emil Tischbein und Gustav mit der Hupe, wie sie auf dem Titel von „Emil und die Detektive“ an einer Litfasssäule dem davonstapfenden Herrn Grundeis hinterherstarren, der Emils Geld im Zug gestohlen hatte.

„Es gibt den sprichwörtlichen bösen Blick“, hat Kästner festgestellt. „Trier hatte den guten, und der ist selten.“ Wie vielfältig und meist heiter bis komisch sein Werk ist, demonstriert der Band „Die Bilderwelt des Walter Trier“, der 225 seiner besten Arbeiten zeigt.

Entfalten konnte sich das Talent des Zeichners, der 1890 in Prag geboren wurde und in München bei Franz von Stuck Malerei studiert hatte, im Zeitungs- und Zeitschriften-Mekka Berlin, wohin ihn 1910 der Verleger Hermann Ullstein holte.

In Berlin reüssiert Trier rasch als Mitarbeiter von Blättern wie „Die Dame“, „Uhu“ oder „Die Koralle“. Er zeichnet einen von Holzmenschen bewohnten „Spielzeugberg“, karikiert Schieber mit Melone und Monokel, illustriert Bücher des Satirikers Roda Roda. Trier ist Jude, ab 1935 können seine Bilder nicht mehr in Deutschland erscheinen.

1936 emigriert er nach London. Seine Bilderbücher mit dem Esel „Dandy the Donkey“ als Helden werden Bestseller. Trier stirbt 1951 in Kanada.

„The Pen is mightier“ steht auf einem der letzten Buchcover. Ein Zeichner hat einen gewehrgroßen Füller geschultert. An ihm hängen Hitler, Mussolini und Göring. Zeichenstifte sind unbesiegbar.

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