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Man sieht es ihnen nicht an: Jeder Achte hat Probleme mit dem Lesen und Schreiben.

© dpa/Jörg Carstensen

Weltalphabetisierungstag: Kann künstliche Intelligenz helfen?

Jeder Achte ist betroffen: Probleme beim Lesen und Schreiben sensibel ansprechen.

Statistisch gesehen müsste jeder Mensch in Deutschland jemanden kennen, der nicht gut lesen und schreiben kann: Denn jeder Achte ist betroffen. 6,2 Millionen Erwachsene hierzulande können nicht ausreichend lesen und schreiben, sind also zum Beispiel nicht in der Lage, komplexere Texte wie einen Handy-Vertrag oder einen Brief von der Behörde zu verstehen.

60 Prozent von ihnen sind trotzdem erwerbstätig, zum Beispiel arbeiten sie in Lagern, im Bau oder in Großküchen.

Wie erreicht man diese Menschen, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie mit einem gewissen Einsatz auch im höheren Alter noch besser lesen und schreiben lernen können? Bund, Länder und Partner haben 2016 die „Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“ (AlphaDekade) ausgerufen, mit dem Ziel, bis 2026 die Lese- und Schreibfähigkeiten sowie das Grundbildungsniveau Erwachsener in Deutschland zu verbessern. 

„Da das Thema schambehaftet ist, ist es wichtig, es sensibel anzusprechen und zu enttabuisieren“, sagt Maike Just von der Koordinierungsstelle Alpha-Dekade am Bundesinstitut für Berufsbildung.

Kritisch lesen, Informationen prüfen

Nicht nur am alljährlichen Weltalphabetisierungstag am 8. September gilt es, Mitwissende anzusprechen, denen sich die Betroffenen anvertraut haben, und zu kommunizieren, dass sie nicht allein mit ihrem Problem sind. Das geschieht durch Kampagnen des Bundesbildungsministeriums und in Berlin zum Beispiel mit dem „ALFA-mobil“, das an öffentlichen Plätzen aufklärt.

Wird künftig künstliche Intelligenz helfen? Schließlich schreibt Chat GPT durchaus vernünftige und fehlerfreie Texte. Deshalb starten Volkshochschule und Universität Hamburg eine Pilotaktion: Das neue Projekt Literacy Promptathon überprüft ab Oktober, wie künstliche Intelligenz bei der Alphabetisierung helfen kann. Bereits jetzt ist klar: Wer Texte schreiben lässt, sollte auch in der Lage sein, das Ergebnis zu überprüfen, also kritisch zu lesen. Daran jedoch hapert es oft.

„Die LEO-Studie der Universität Hamburg zeigt: Wer nicht gut lesen kann, kann auch nicht so leicht erfundene Daten hinterfragen. Kontrollierendes Lesen ist wichtig“, sagt Studienleiterin Anke Grotlüschen. Laut ihrer Umfrage mit 186 ChatGPT-Nutzern haben 42 Prozent erfundenen Informationen schon einmal geglaubt. Immerhin: 84 Prozent passen auf, dass sie nicht auf Fake News hereinfallen.

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