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Fluggesellschaft: Air Berlin bleibt umkämpft

Der Streit um die Integration der LTU-Piloten spitzt sich zu. Die Piloten-Gewerkschaft Cockpit hatte zum Streik bei der Air-Berlin-Tochter aufgerufen. Bundesweit kam es zu Verzögerungen Am Dienstag ist ein Spitzengespräch geplant.

Berlin - Eigentlich geht es nur ums Geld. Doch bereits im Februar platzten die Verhandlungen um die Arbeitsbedingungen der LTU-Piloten. Nun, ein halbes Jahr später, hat die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) am Montag zu einem ganztägigen Ausstand aufgerufen, damit endlich Schwung in die verfahrene Sache komme. Denn am heutigen Dienstag findet ein Gespräch zwischen der VC-Führung und dem Vorstand von Air Berlin statt; seit 2007 gehört LTU zu Air Berlin und ist weitgehend integriert: Die Flüge der LTU haben inzwischen alle Air-Berlin-Flugnummern, die Maschinen sind bis auf eine umlackiert. Aber bei den Piloten gibt es noch Unterschiede.

Die mit Arbeitskämpfen vorsichtige Vereinigung Cockpit hatte ihre Mitglieder unter den rund 350 LTU-Piloten, die ja inzwischen eigentlich Air-Berlin-Piloten sind, von 5.30 Uhr bis 21.30 Uhr zum Streik gerufen. Und kurzzeitig dazu auch die „richtigen“ Air-Berlin-Piloten, das sind rund 1150, zu einem sogenannten Sympathiestreik zwischen 5.30 und 8.30 Uhr. Das war überhaupt der erste Pilotenstreik bei Air Berlin, wie Ilona Ritter vom VC-Vorstand sagte. Ihr zufolge war die Aktion ein Erfolg, die Beteiligung der Piloten sehr gut. Beim Unternehmen dagegen heißt es, alle Langstreckenflüge seien sicher gewesen, „vielleicht“ habe es Verspätungen bei Verbindungen in die USA und die Karibik gegeben. Air Berlin habe versucht, den Ausfall von Maschinen durch Umbuchungen auf andere Gesellschaften, durch den Charter anderer Flugzeuge oder auch durch die Nutzung alternativer Verkehrsträger (Bahn, Mietautos) zu kompensieren.

In Tegel kamen nach Angaben eines Flughafensprechers fünf Flüge nicht an: zwei aus München und jeweils einer aus Stuttgart, Düsseldorf und Köln; am Boden blieben zwei Maschinen nach München und jeweils eine nach Stuttgart und Düsseldorf. „Erhebliche Verspätungen“ gab es dem Flughafensprecher zufolge bei Flügen nach Saarbrücken, Karlsruhe, Nürnberg, Wien, Paris und Mailand.

Air Berlin äußerte sich „irritiert“ über die Streikmaßnahmen, da doch auf Initiative der VC für Dienstag ein Spitzengespräch anberaumt sei. Ferner hätten die Piloten sich einer Schlichtung verweigert, und schließlich läge ein Angebot vor, das in den vergangenen drei Wochen zweimal verbessert worden sei. Für die LTU-Piloten soll es demnach rückwirken zum 1. Januar 2009 zwei Prozent mehr Gehalt geben. Eine weitere Erhöhung, dann im Volumen der Inflationsrate von 2009, schlägt die Arbeitgeberseite zum 1. April 2010 vor. Bis Ende 2010 bietet Air Berlin ferner den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen an sowie schließlich eine sogenannten Blockstundengarantie; dahinter verbirgt sich eine garantierte Zahl an Flugstunden, unabhängig von Schwankungen auf der Nachfrageseite.

Die Piloten wiederum wollten in einem Gesamtpaket die Arbeitsbedingungen der LTU-Piloten denen der Air-Berlin-Kollegen angleichen. Nach Angaben des Unternehmens würde das, alle Punkte zusammengenommen, einer Gehaltserhöhung um 11,7 Prozent entsprechen. Undenkbar für Air Berlin in diesen Zeiten, „die durch sinkende Nachfrage und deutlich geringere Gewinne bei allen europäischen Wettbewerbern der LTU gekennzeichnet“ sind.

Das hat auch die Pilotenvereinigung  erkannt und ist von der Paketlösung abgerückt. Die war offenkundig zu komplex, ein Kompromiss kaum machbar. Jetzt geht es nur noch ums Geld – und damit steigt die Aussicht auf eine Ende des Tarifkonflikts. Vorerst. Denn die besondere Situation in dem 8200 Mitarbeiter umfassenen Air-Berlin-Konzern liegt eigentlich im Gehaltsvorsprung der LTU-Piloten. Die verdienen mehr als ihre Air-Berlin-Kollegen, weil sie häufiger auf Langstrecken unterwegs sind. Die sogenannte Integration der LTU müsste also am Ende auch eine Gehaltserhöhung bei den Air-Berlin-Kollegen bedeuten. Je fetter aber der aktuelle Abschluss bei LTU ausfällt, desto größer wird die Lücke zwischen den beiden Pilotengruppen – und umso schwieriger die Angleichung.

Nachdem es in den vergangenen Wochen schätzungsweise um die 15 Verhandlungstermine gegeben hat, soll nun das Spitzengespräch am Dienstag einen Ausweg ebnen. Und wenn nicht, erwägt die VC einen unbefristeten Streik.

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