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Huber

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Nachfolge von Berthold Huber: Die IG Metall sucht einen neuen Boss

Die Weichen für die Nachfolge von Berthold Huber werden jetzt gestellt. Und wieder ringt die IG Metall mit sich: über die Größe und Zusammensetzung des geschäftsführenden Vorstands und über die Führung in den kommenden zehn oder 20 Jahren.

Bloß keine Führungskrise. Bald acht Jahre sind vergangen seit dem Desaster an der Spitze der IG Metall im Sommer 2003. Der Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche im Osten ging verloren, Klaus Zwickel versuchte Jürgen Peters als seinen Nachfolger zu verhindern, und am Ende wählte die größte und eigentlich am besten organisierte deutsche Gewerkschaft die Antipoden Peters und Berthold Huber als Vorsitzende. Jetzt stehen wieder Wahlen an. Und wieder ringt die IG Metall mit sich: über die Größe und Zusammensetzung des geschäftsführenden Vorstands und über die Führung in den kommenden zehn oder 20 Jahren.

Die einst zerrissene Truppe hat sich erholt; Peters genießt seit 2007 die Rente und der Schwabe Huber führt nun gemeinsam mit dem gleichgesinnten Siegerländer Detlef Wetzel die IG Metall. Noch. Im Oktober gibt es den nächsten Gewerkschaftstag, der alle vier Jahre die Führung der IG Metall wählt. Das sind der erste und der zweite Vorsitzende, also Huber und Wetzel, der Hauptkassierer und vier weitere Vorstände. Richtig wichtig sind nur die beiden Vorsitzenden und der Finanzmann. Deshalb gab es Überlegungen, den geschäftsführenden Vorstand von sieben auf drei Köpfe zu verringern. Doch der Sprung ist zu groß. Am Montag befasste sich der Gesamtvorstand der Gewerkschaft – der aus fast 40 Personen besteht – mit einer Reduzierung auf fünf Köpfe. Und schon dieses Manöver, von Huber und Wetzel vorangetrieben, ist schwierig. Denn dazu muss der Gewerkschaftstag mit Zweidrittelmehrheit die Satzung ändern.

Wetzel

© ddp

Hermann von Schuckmann ist Chef der IG Metall in Ludwigsfelde und Vertreter Brandenburgs im Gewerkschaftsvorstand. Er ist für einen siebenköpfigen Vorstand, weil nach einer Verkleinerung „die Frauen nicht mehr im Vorstand vertreten sind“ und weil er auch den internationalen Bereich, zumal die EU, an der Spitze personalisiert sehen möchte. Wetzel hält dagegen mit dem Spruch „Die Treppe wird von oben gefegt“. Der Siegerländer ist in der IG Metall für Mitglieder, Kampagnen und Personal zuständig. Seine Beliebtheitswerte sind gesunken, seitdem er die Organisation wie ein Unternehmensberater restrukturiert hat. Von knapp 600 Stellen in der Zentrale am Frankfurter Mainufer fallen 120 weg. Bis zu 20 Millionen Euro werden umgeschichtet, zulasten der Zentrale und zugunsten der Verwaltungsstelle – die kleinsten Einheiten der IG Metall, die sich künftig noch mehr um die Mitglieder kümmern sollen. Wetzel ist 58, Huber 61 und Kassenwart Bertin Eichler auch schon 58. Von den anderen vier geschäftsführenden Vorstandsmitgliedern hat nur einer noch nicht das Rentenalter in Sicht. Die IG Metall ist zu alt. Vor allem an der Spitze.

Womöglich macht Huber selbst seinen Platz frei. Noch nicht im Herbst, dann kandidiert er wieder. Aber denkbar ist sein Abgang in der Mitte der Wahlperiode, also Ende 2013. Wetzel, dann 61, könnte von Platz zwei aufrücken. Dann greift indes das ungeschriebene Gesetz, dass einer der beide Spitzenleute aus Baden-Württemberg stammen muss. Erster Kandidat ist der dortige IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. Der wird im Dezember 2013 58 Jahre alt. Nach zwei Jahren als zweiter Vorsitzender würde Hofmann vermutlich 2015 zum ersten gewählt. Bis 2019. Dann käme die Zeit von Oliver Burkhard – derzeit 39-jähriger Bezirkschef in NRW und größtes Talent in der 2,3 Millionen Mitglieder umfassenden Gewerkschaft.

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