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Jobs & Karriere: Den Richtigen finden

In wenigen Monaten beginnt das neue Ausbildungsjahr. Mit der Lehrstellenbörse „Perspektive Jugend“ unterstützt der Tagesspiegel Jugendliche bei der Suche nach einer Stelle

Jennifer Gliese hat viel mit Menschen zu tun, die Krebs haben. Sie ist Azubi in einer chirurgischen Arztpraxis in Wilmersdorf, in der Tumore vom Darm entfernt werden. Sie streift sich die Schutzhandschuhe ab, gerade hat sie eine Injektion vorbereitet. „Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich an den Anblick von Wunden gewöhnt habe“, sagt die 21-Jährige. Zu ihren Aufgaben gehört es, Patienten an der Rezeption zu empfangen und sie zu Operationen zu begleiten. Außerdem assistiert sie bei Endoskopien und Operationen.

Lange hatte Gliese gesucht, bis sie diesen Ausbildungsplatz fand. „In der neunten Klasse fing ich an, Bewerbungen zu schreiben“, sagt sie. Es wurden mehr als 100. Erst vier Jahre später bekam sie eine Lehrstelle, nachdem sie ein Oberschulzentrum besucht und an Programmen der Arbeitsagentur teilgenommen hatte.

Durchhaltevermögen bei der Lehrstellensuche ist auch in diesem Jahr gefragt. In wenigen Monaten beginnt das neue Ausbildungsjahr und viele Jugendliche suchen noch eine Lehrstelle. Jennifer Gliese wurde im Internet auf den Platz in der Arztpraxis aufmerksam. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, sich über freie Stellen zu informieren.

PERSPEKTIVE JUGEND

Zum dritten Mal startet der Tagesspiegel in Kooperation mit dem Onlineportal meinestadt.de in diesem Jahr die Lehrstellenaktion „Perspektive Jugend 2008“. In den kommenden Monaten porträtieren wir zweimal wöchentlich Firmen in Berlin und im Umland, die Ausbildungsplätze vergeben: am Mittwoch auf der Seite „Berliner Wirtschaft“ und am Sonntag auf der Seite „Karriere & Beruf“. Am Mittwoch geht es los: Bei einem Musikverlag ist ein Ausbildungsplatz für einen Kaufmann für audiovisuelle Medien frei.

Die Aktion ist Teil einer bundesweiten Initiative, die meinestadt.de veranstaltet. Dabei werden Unternehmer, die Ausbildungsplätze anbieten, und Jugendliche, die nach einer Lehrstelle suchen, nicht nur über die Zeitung zusammengebracht. Die Börse findet auch im Internet statt. Tagesaktuell werden auf meinestadt.de offene Stellen, die über die Aktion eingeworben werden, ins Netz gestellt. Hier hat auch Jennifer Gliese ihren Job gefunden. Zudem gibt es auf dem Portal jede Menge Tipps rund um die Bewerbung. Auch Unternehmer, die eine Stelle zu vergeben haben, können sich hier melden. Allein in Berlin haben im vergangenen Jahr, zusätzlich zum Pool der Arbeitsagentur, 158 Unternehmen 5788 Lehrstellen gemeldet.

IHRE CHANCEN

Der Arbeitsmarkt hat sich zwar entspannt. „Gerade die mittelständischen Unternehmen der Region werden mehr Auszubildende als in den Vorjahren suchen“, vermutet der Sprecher der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit, Olaf Möller. Dennoch könnten auch in diesem Jahr viele Jugendliche bei der Lehrstellensuche leer ausgehen. Im Januar 2008 gab es noch 1500 Jugendliche in Berlin, die auch nach den Nachvermittlungsaktionen der Arbeitsagentur im vergangenen Jahr keine Stelle fanden.

In Berlin gibt es die meisten Jobs in der Dienstleistungsbranche. Das ist auch auf dem Ausbildungsmarkt so. Jugendliche haben gute Chancen in der Gastronomie, im Medienbereich und im Handel, sagt Sprecher Möller. Firmen suchen Bürokaufleute, Verwaltungsangestellte, Industriekaufleute und Versicherungskaufleute. Auch technischer Nachwuchs ist gefragt: Es gibt Lehrstellen für Elektroniker und für Metalltechniker. Außerdem sind Azubis für Sozial- und Gesundheitsberufe und für klassische Ausbildungen wie Koch, Gärtner, Tischler oder Maurer gesucht.

Die Nachfrage nach technischem Nachwuchs, kommt dabei besonders den Interessen von Jungen entgegen. Wie seit Jahren stehen technische Berufe auf der Beliebtheitsskala weit vorne. KFZ Mechatroniker und Industriemechaniker sind die gefragtesten Berufe, gefolgt vom Kaufmann im Einzelhandel. Mädchen wollen am liebsten Bürokauffrau werden, Frisörin oder Arzthelferin, wie Jennifer Gliese.

NEUE BERUFE

„Viele Jugendliche entscheiden sich für ganz klassische Ausbildungen, auch weil sie kaum andere Berufe kennen“, erklärt Möller. Umso wichtiger sei es, sich über Neues auf dem Arbeitsmarkt zu informieren. So gibt es seit 2007 drei neue Ausbildungsberufe, Sportfachmann beziehungsweise Sportfachfrau, Fachkraft für Holz- und Bautenschutz sowie Bestattungsfachkraft. In diesem Jahr kamen sieben weitere dazu. Jugendliche können jetzt auch Personaldienstleistungskaufleute werden, Fachkräfte für Automatenservice, Automatenfachleute, Fotomedienfachleute, Produktionstechnologen, Speiseeishersteller oder Servicekräfte für Schutz und Sicherheit. Für Berliner Unternehmen ist vor allem der neue Sicherheitsberuf und die künftige Personaldienstleistungs-Ausbildung interessant. Gerade in diesen Bereichen wächst die Branche und Unternehmen suchen Nachwuchs, sagt Eleonore Bausch, IHK-Bereichsleiterin für Ausbildung und Bildungspolitik.

Personaldienstleistungskaufleute: Einige Berliner Firmen haben bereits Stellen ausgeschrieben. Wer Personaldienstleister werden will, kann zum Beispiel bei der „Az GmbH“, der „Wahl Personal-Service GmbH“, oder der „Berliner Personaldienstleistungsgesellschaft“ einsteigen. Bedarf hat auch die Firma Serviceline in Charlottenburg. Je einen Ausbildungsplatz wird das Unternehmen für Personal-Management an vier seiner fünf bundesweiten Standorte zum Spätsommer anbieten. In dem Berliner Büro sind sieben Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen vermittelt vor allem kaufmännische Fach- und Führungskräfte wie zum Beispiel Officemanagerinnen oder Controller.

Die Azubis lernen Mitarbeiter auszuwählen, Interviews zu führen, Zeugnisse und Kandidatenprofile zu schreiben. Auf ihrem Stundenplan steht die Einsatzplanung der externen Mitarbeiter, die Personalentwicklung und Verwaltung. Serviceline vergütet die Azubis nach Tarif: Sie erhalten 620 Euro für das erste Jahr, 650 Euro für das zweite und 690 Euro für das dritte. „Bewerber sollten die mittlere Reife oder das Abitur haben. Kontaktfreudigkeit, Aufgeschlossenheit und Teamfähigkeit setzen wir genauso voraus wie gute PC-Kenntnisse“, sagt Geschäftsführerin Silvia Rohrbeck.

Servicekraft für Schutz und Sicherheit: Berliner Sicherheitsunternehmen haben großes Interesse an dem neuen Ausbildungsberuf, sagt IHK-Expertin Bausch. Bereits heute sorgen rund 11 500 Beschäftigte an öffentlichen Gebäuden, Bahnhöfen, Flughäfen oder bei Großveranstaltungen für Sicherheit – und die Nachfrage steigt.

Bislang haben Sicherheitsfirmen in drei Jahren Fachkräfte für Schutz und Sicherheit ausgebildet. Servicekraft für Schutz und Sicherheit kann man bereits in zwei Jahren werden. Monatlich erhalten die Azubis laut Tarif 400 Euro im ersten Jahr und 550 Euro im Jahr darauf.

Die Sicherheitsfirmen hoffen durch die kurze Ausbildung gerade Hauptschulabgänger für die Branche zu gewinnen. Auf den neuen Ausbildungsberuf setzt in Berlin zum Beispiel das Unternehmen Securitas. Nach der Ausbildung sollen die Servicekräfte beispielsweise Eventveranstaltungen überwachen oder im Sicherheitsbereich auf Flughäfen eingesetzt werden, sagt der Geschäftsführer Berliner Securitas-Niederlassung Frank Salewsky.

Die Lehrstellenbörse im Internet: http://service.tagesspiegel.de/lehrstellenboerse/, www.meinestadt.de

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