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Lebensmittel gehören derzeit zu den größten Preistreibern, die Milch ist eine Ausnahme.

© Imago/Martin Wagner

Preise für Lebensmittel: Der Liter Milch kostet jetzt weniger als einen Euro

Aldi senkt die Preise erneut, die Ernährungsindustrie rechnet aber mit Preissteigerungen bei anderen Lebensmitteln.

Erst war es das Obst, jetzt ist es die Milch: Am Mittwoch hat Aldi die nächste Runde von Preissenkungen gestartet. Die Preise für Milch, Sahne oder Jogurt sinken im Schnitt um 15 Prozent - und zwar dauerhaft. „Günstiger wird noch günstiger“, wirbt der Discounter in großformatigen Anzeigen. Frische Vollmilch, Sahne und Quark gibt es ab sofort wieder für weniger als einen Euro.

Schon zuvor hatte Aldi die Preise für Butter reduziert, seit Februar sogar bereits mehrfach. Auch Obst und Nudeln sind billiger geworden. Die Konkurrenz zieht nach. Denn Kunden haben bei Grundnahrungsmitteln, die sie häufig kaufen, ein gutes Preisempfinden und nehmen Veränderungen deutlicher wahr.

Rutschen jetzt die Preise auf breiter Front? Die Ernährungsindustrie glaubt das nicht. „Milch hat eine eigene Geschichte“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Christoph Minhoff. Wenn die Milchbauern mehr Geld für ihre Milch bekommen, erhöhen sie die Produktion. Doch die größeren Mengen führen dazu, dass die Preise sinken. Mittlerweile sind die Milchpreise, die die Molkereien an ihre Lieferanten zahlen, von 60 Cent auf unter 40 Cent gerutscht.

Die Bereitschaft, intensiv mit dem Handel über Margen zu diskutieren, ist gestiegen.

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie

Die Industrie sieht Nachholbedarf

Verallgemeinern könne man die Milch nicht, meint Minhoff. Im Gegenteil: Er rechnet damit, dass Lebensmittel teurer werden. Die Lebensmittelproduzenten hätten bisher nur einen Teil ihrer Kostensteigerungen an den Handel und damit an die Verbraucher weitergeben können, das soll sich bei den nun anstehenden Jahresgesprächen mit dem Handel ändern. „Die Bereitschaft der Hersteller, bei Margen heftiger mit dem Handel zu diskutieren, ist größer geworden“, sagte Minhoff am Mittwoch bei Vorlage der Branchenzahlen. Die Gewichte hätten sich verschoben. Das Selbstbewusstsein der Ernährungsindustrie gegenüber dem Handel sei gewachsen. Große Markenhersteller wie Nestlé oder Mondelez (Milka) haben bereits Preiserhöhungen angekündigt.

Leere Regale im Supermarkt und Auslistungen des Handels zeigen, dass die Auseinandersetzungen immer härter geführt werden. Große Supermarktketten fordern von Produzenten Preissenkungen und verwiesen auf sinkende Rohstoffkosten. Doch die Ernährungsindustrie sieht Nachholbedarf für die Kostenexplosionen des Vorjahres.

Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte seien im vergangenen Jahr um fast 33 Prozent gestiegen, betont Minhoff, die Erzeugerpreise der Ernährungsindustrie dagegen nur um gut 18 Prozent, die Verbraucherpreise für Lebensmittel sogar „nur“ um 12,6 Prozent. Allerdings gehören Nahrungsmittel aktuell zu den größten Preistreibern. Das Statistische Bundesamt rechnet für Mai mit einer Inflation von 6,1 Prozent, aber mit Preissteigerungen von 14,9 Prozent bei Nahrungsmitteln. Allerdings hatte der Preisauftrieb hier im März noch bei 22,3 Prozent gelegen.

Die deutsche Ernährungsindustrie hat im vergangenen Jahr 218 Milliarden Euro umgesetzt, das ist ein Rückgang um 0,8 Prozent. Vor allem das Auslandsgeschäft hat gelitten. Viele Unternehmen sehen pessimistisch in die Zukunft, wie eine Umfrage des BVE ergeben hat: Danach sehen 53 Prozent ihre Ertragslage ungünstig.

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